0555 - Consuelas bitteres Sterben
verdammtes Messer zulief, war Suko bereits unterwegs. Wie ein Torpedo und für uns völlig überraschend flog er dem breiten Messer und damit auch dem Jungen entgegen.
Der Inspektor griff aus einer anderen Richtung an als die Sternen-Prinzessin. So gerieten sich die beiden nicht ins Gehege, und Suko schaffte es, Kevin Long von seinem Platz herunterzustoßen, bevor Consuela zugreifen konnte.
Der Junge fiel zu Boden. Er schrie laut auf, als Suko über ihn fiel und ihn einfach mitriß.
Im gleichen Augenblick sprang Consuela auf das Brett. Sie brüllte ihre Wut hinaus. Bevor noch einer von uns eingreifen konnte, startete sie. Jeder hörte das Fauchen, als das verdammte Messer in die Luft schoß und über unseren Köpfen seine Kreise zog.
Es gab niemanden, der sich nicht duckte. Einige warfen sich in die Lücken zwischen den Sitzen. Auch mir war klargeworden, daß es sich bei dem Messer um einen gefährlichen Mordgegenstand handelte, der unter uns ein Blutbad anrichten konnte.
Die Sternen-Prinzessin stand auf der Klinge. »Ich werde euch holen!« brüllte sie aus der Hölle. »Ich gebe nicht auf. Ihr habt mich gereizt, jetzt ist der Zeitpunkt…«
Ich spürte es am Luftzug, drehte den Kopf und sah die beiden Personen, die in den Raum stürzten.
Rusty und Linda Long!
***
Der Kollege hielt seine Waffe in der Hand. Er stand vor seiner Frau, ging nicht mehr weiter, schaute sich um. Seinen Blicken war zu entnehmen, wie ihn das Geschehen faszinierte und gleichzeitig durcheinanderbrachte. Bevor ich ihm eine Warnung zurufen konnte, hatte er Consuela entdeckt. »Da bist du ja!« brüllte er und schoß.
Vor der Mündung blitzte es auf. Er jagte Kugel um Kugel aus dem Lauf und erwischte Consuela auch, doch sie war gegen diese Geschosse resistent. Ihr Lachen hallte in das Krachen der Schüsse hinein.
Auch Rusty Long war irritiert. Er lief mit eckigen Bewegungen und leicht geduckt wieder zurück, während die Sternen-Prinzessin ihr Versprechen wahrmachen wollte.
Sie jagte auf Rusty zu.
»Lauf!« brüllte ich.
Nicht laut genug. Long blieb stehen und verfeuerte seine letzte Kugel.
Da peitschte ein Schuß. Es war der Klang einer Beretta. Suko hatte gefeuert – und getroffen.
Long brüllte auf. Er drehte sich, als ihm das linke Bein unter dem Körper vom Einschlag der Kugel weggerissen wurde. So verlor er den Halt, prallte zu Boden – und gewann sein Leben.
Das mörderische Messer jagte in Hüfthöhe über ihn hinweg.
Wie ein fauchender Schatten fand Consuela den Weg durch die offene Tür und war verschwunden. Einige Sekunden später hörten wir es irgendwo im Haus klirren, danach war es still.
Auch bei uns…
Zeit verstrich. Ich hörte nur meinen rasenden Herzschlag, dann erst den Schrei der Linda Long, die ihren Sohn entdeckt hatte und auf ihn zustolperte.
Kevin hielt sich neben Suko auf, aus dessen rechter Hand noch immer die Berettamündung schaute. Er hatte mit der Waffe auf Rusty Long geschossen und ihm durch diesen Treffer ins Bein das Leben gerettet.
Long lag auf dem Rücken, das verwundete Bein angezogen, die Hände gegen das Kugelloch gepreßt. Sein Gesicht war verzerrt, er litt stark unter den Schmerzen.
Suko ging auf ihn zu. Auch ich wollte diesen Weg nehmen, aber mein Freund winkte ab. Das war seine Sache.
Die Männer schauten sich gegenseitig an. »Es tut mir nicht einmal leid«, sagte mein Freund. »Ich würde immer wieder auf Sie schießen, wenn ich Ihnen damit das Leben rette.«
Rusty begriff noch nicht. »Sie haben mir…«
»Hätte ich nicht geschossen, wären Sie durch das verdammte Messer in zwei Hälften geteilt worden. So grausam sich dies auch anhört, es ist leider eine Tatsache. Sie standen einfach zu weit von uns entfernt. Nehmen Sie es hin, Rusty, und freuen Sie sich trotzdem.«
Ich hörte die Worte nur mit einem Ohr, da ich mich um Linda Long und ihren Sohn kümmern wollte.
Die beiden hielten sich umarmt. Linda war einen Kopf größer als Kevin. Sie sah mich kommen.
In ihren Augen las ich die Worte der Frage, die sie mir stellen würde. Ich bekam eine Gänsehaut. Dann nickte ich.
»Sein Gesicht – nicht?«
»Es tut mir leid, Mrs. Long. Wir waren nicht dabei und konnten es nicht verhindern.«
»Ich weiß, aber ich wollte es nicht glauben.« Sie wischte Tränenspuren, aus den Augen. »Wird er jetzt damit leben müssen?«
»Ich glaube schon.« Bevor sie etwas erwidern konnte, machte ich sie auf Regine Dumont aufmerksam. »Diese Frau«, sagte ich, »hat sich ebenfalls mit
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