0555 - Consuelas bitteres Sterben
Gesicht.
Es war normal!
***
Gewonnen! Jane hatte den Kampf gewonnen. Es war ihr tatsächlich gelungen, die zweite Existenz loszuwerden. Eine normale Frau stand vor mir, mit einem noch verzerrten Ausdruck im Gesicht, aber mit Augen, in denen der Triumph leuchtete.
Sie hob den rechten Arm, ballte die Hand zur Faust, stieß sie in die Dunkelheit hinein und gab einen Siegesschrei von sich, als hätte sie bei der Olympiade die Goldmedaille gewonnen.
Hatte sie tatsächlich gewonnen? War Jane ihr grausames Schicksal, diese verfluchte Doppelexistenz endlich losgeworden?
Ich konnte es einfach nicht glauben. Sie sollte, nein, sie mußte es mir selbst sagen, deshalb hielt mich nichts mehr auf meinen Platz.
Die anderen hatten zwar zugesehen, nur glaubte ich nicht, daß sie die Vorgänge begriffen hatten. Sie waren einfach zu intim und nur Kennern zugänglich. Ich schob zwei mir im Wege stehende Männer zur Seite und hetzte auf Jane Collins zu.
Noch immer stand sie in dieser Siegerpose. Als sie mich sah, sank der Arm mit der geballten Hand nach unten. Ein wilder Ruf löste sich aus ihrer Kehle.
»John…!«
Dann flog sie mir entgegen und in meine Arme hinein. Ich spürte ihren Körper, der sich an den meinen schmiegte. Sekundenlang vergaßen wir die Umwelt und kamen uns vor wie auf einer kleinen Insel, wo es nur uns beide gab.
Sie war so happy, daß sie mich um die eigene Achse drehen wollte. Das ließ ich nicht zu, weil ich unbedingt Consuela im Blickfeld behalten wollte, die auf mich in ihrer knienden Haltung einen deprimierten Eindruck machte, den einer Verliererin.
»Geschafft, John! Ich habe es tatsächlich geschafft! Ich bin frei. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt und gewonnen. Du mußt mir glauben, du mußt es. Sie hat das Böse aus mir herausgezogen, denn sie, von Luzifer erschaffen, fühlte sich hingezogen. Ich habe sie benutzt. Ich schlug den Teufel mit seinen eigenen Waffen…«
Die Detektivin war außer sich vor Freude, die ich allerdings nicht teilte. Der Morgen, das Licht, die Sonne – wenn Jane dies alles normal überstand, konnte ich ihr recht geben.
»John – bitte, sag etwas. Ich will deine Stimme hören. Freue dich doch mit mir!«
»Später, Jane…«
»Du glaubst mir nicht?«
»Doch.« Ich lachte bei der Antwort. »Aber du mußt auch bedenken, daß wir nicht allein sind. Noch existiert Consuela. Ich glaube nicht, daß sie so leicht aufgeben wird.«
»Wieso? Sie…«
»Bitte, Jane.« Ich drückte sie zur Seite, denn die Sternen-Prinzessin lag nicht mehr auf den Knien. Sie war aufgestanden, hielt den Oberkörper nach vorn gedrückt und stand breitbeinig etwa drei Schritte vor mir und auch nicht weit von ihrem verdammten Killermesser entfernt.
Wir starrten uns an.
Ich ging auf Nummer Sicher und hatte das Kreuz hervorgeholt.
Wenn sie mich anschaute, mußte sie dagegen sehen. Mein Nicken fiel langsam aus. »Sieh auf die vier Buchstaben. Die Erzengel, Luzifers Todfeinde haben hier ihre Zeichen hinterlassen. Er hat in die Schöpfung eingegriffen, als er dich formte. Aber er wird nie werden können wie der Allmächtige. Das steht ihm nicht zu. Du kannst sagen, was du willst, das Böse wird nicht siegen. Es hat zu Beginn der Zeiten schon verloren, und diese Niederlage wird sich ständig fortsetzen. Nicht in großen Dingen, eher in den kleinen, persönlichen, wie heute. Ich möchte, daß du das weißt, Consuela. Deine Zeit ist vorbei.«
»Er ist mächtig, Sinclair!«
»Das weiß ich. Warum ist er nicht selbst gekommen, um sich mein Kreuz zu holen? Weshalb schickte er dich vor, es zu rauben? Weil er Furcht davor hatte?«
»Nein, nie! Luzifer kennt keine Furcht! Ich wollte es.« Sie tippte gegen ihre Brust. »Ich wollte es dir abnehmen und ihm als Trophäe überreichen.«
»Das ist vorbei!«
»Vielleicht«, sagte sie und strich durch ihr Haar, das bei dieser Berührung zu knistern begann. »Jane Collins war bei mir. Sie war anders, ich habe es gespürt. Ein Teil von ihr gehörte der Hölle. Das hätte ich wissen müssen, aber es ist noch nicht zu Ende…«
Noch während des letzten Wortes startete sie. Und sie war verdammt schnell. Mit zwei Sätzen mußte sie das Messer erreicht haben.
In diesem Augenblick griff Suko ein!
***
Er hatte bewußt so lange gewartet und war zudem auch von den Vorgängen fasziniert gewesen. Dabei hatte er stets in der Nähe gelauert, ohne entdeckt zu werden.
Wichtig war der Junge.
Und Suko konnte schnell sein. Noch bevor die Sternen-Prinzessin auf ihr
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