0555 - Consuelas bitteres Sterben
Gebet.
Ihr Mann starrte zu Boden. Einige Male tastete er nach seiner Waffe. Er war entschlossen, alles auf eine Karte zu setzen, um Kevin zu finden. Noch einmal wollte er nicht in die Falle laufen.
Der Lift stoppte. Sekunden später konnten sie die Kabine verlassen. Das Licht im Keller kam ihnen gespenstisch vor. Es war kalt und grau zugleich. Ein bedrückendes Gefühl nahm die beiden umfangen, die nebeneinander standen und sich umschauten.
»Wohin jetzt?« wisperte Linda.
»Ich schätze, wir gehen dorthin.« Er deutete nach rechts, wo der Gang mit einer Tür abschloß. »Die sieht mir so aus, als würde sich dahinter etwas verbergen.«
»Okay.«
»Bleib du immer hinter mir«, erklärte Rusty und holte seinen Revolver hervor.
Linda nickte. Sie schaute mit einem abwehrenden Blick auf das Schießeisen. Wenn sie etwas nicht mochte, dann waren es Dinge, durch die Menschen getötet werden konnten. Dazu gehörten nun einmal Revolver oder Pistolen und auch Messer.
Doch ihr Mann brauchte sie in seinem Job. Mehr als einmal schon hatte ihm die Waffe das Leben gerettet.
Er hielt sie so, daß die Mündung gegen die Decke zeigte. Wenn es sein mußte, konnte er den Arm blitzschnell senken und das Ziel anvisieren. Sie erreichten die Tür, gegen die Rusty sein Ohr legte. Er vernahm Geräusche, konnte jedoch nicht herausfinden, was hinter der Tür ablief.
Der Hebel war hochgestellt worden, ein Zeichen, daß man sie von innen verschlossen hatte.
»Öffne!« flüsterte er.
»Ich?«
»Klar. Ich darf nicht abgelenkt werden. Mach schon!«
Linda nickte. Sie war blaß geworden, hatte Angst bekommen und hörte ihr eigenes Herz überlaut schlagen. Sie wußte allerdings, daß ihnen nur die Chance blieb, wollten sie an Kevin herankommen.
Deshalb umfaßte sie den Hebel mit beiden Händen und drückte ihn langsam nach unten…
***
Bist du verrückt? Von allen Geistern verlassen? Reicht dir das Schicksal der Regine Dumont nicht? Das alles wollte ich Jane Collins zurufen, nur brachte ich keinen Ton über die Lippen. Den Grund kannte ich selbst nicht. Möglicherweise befand sich in meinem Innern eine Sperre. Außerdem wußte Jane bestimmt, was sie tat.
Auch Suko mußte Janes Antwort gehört haben. Er hielt sich ebenfalls zurück.
Wunderte sich Consuela?
Wahrscheinlich, denn nach Janes Antwort war sie regelrecht zusammengezuckt. Das Lächeln auf ihrem Gesicht kam mir gekünstelt vor. Ich konzentrierte mich auf ihre Augen, deren Pupillen an Glanz zugenommen hatten. Der Lebensfunke mußte ihr frische Kraft gegeben haben.
Auf den Gesichtern der anderen Menschen las ich eine gewisse Erleichterung. Sie hatten sich das Zusammensein mit der Sternen-Prinzessin sehr gewünscht. Der Preis dafür schien einigen unter ihnen allerdings zu hoch gewesen zu sein.
»Du?« fragte Consuela.
»Weshalb nicht?« Jane schob sich bereits vor. Weder für Suko noch für mich hatte sie einen Blick übrig. Ihr Gesicht glich einem gefärbten Eisblock.
»Ich kenne dich.«
»Du kennst doch alle.« Jane drehte sich an einem Sitz vorbei.
»Oder sind wir Fremde für dich?«
»Nein und ja. Dich habe ich schon einmal gesehen. In einem Zusammenhang, an den ich nicht gern zurückdenke.«
»Weshalb nicht?«
»Ich spürte etwas, das mir nicht gefiel. Es war eine Strahlung. Sie ging nicht von dir aus…«
»Sondern?«
»Ein anderer war bei dir. Ich hatte ihn gesucht. Es war der Sohn des Lichts.«
»Richtig.« Jane hatte die Sitzreihen jetzt verlassen und konnte frei auf die Sternen-Prinzessin schauen.
Nicht weit entfernt lag Regine Dumont verkrümmt auf dem Boden. Kevin stand noch immer auf dem breiten Messer. Consuela schüttelte unwillig den Kopf. »Zu wem gehörst du?«
»Vielleicht zu ihm…«
»Dann bist du hier?«
»Ja. Ich mochte sehen und erkennen, was du vorhast. Du suchtest doch den Sohn des Lichts und sein Kreuz…«
»Nein, das nicht!« schrie sie. »Er hat mir gesagt, daß ich ihn finden und vernichten soll, aber er sagte mir nicht, daß dieses Kreuz etwas hat, das er haßt.«
»Was meinst du damit?«
»Die Enden!« keuchte Consuela. »Die Buchstaben dort. Das M, das R, das U und das G.«
Jane nickte. »Mit diesen Anfangsbuchstaben beginnen die Namen der Erzengel. Michael, Raphael, Uriel und Gabriel.«
»Und seine Todfeinde!«
»Wessen Feinde?«
»Luzifers!«
Jane Collins lachte. »Luzifer?« wiederholte sie. »Was hast du denn mit ihm zu tun?«
»Viel. Er hauchte mir die Seele ein. Ich bin sein Geschöpf, verstehst du? Er hat mich
Weitere Kostenlose Bücher