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0555 - Consuelas bitteres Sterben

0555 - Consuelas bitteres Sterben

Titel: 0555 - Consuelas bitteres Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Haustür stehend, vernahm ich Janes Schritte und drehte mich um.
    »Ich gehe mit dir.«
    »Nein, du bleibst hier im Haus.«
    »Aber…«
    »Kein Aber, Mädchen. Es ist einfach zu gefährlich für dich. Bleib hier im Haus.«
    Ihr Gesicht bekam einen trotzigen Ausdruck. Lady Sarah kam noch und zog sie zurück. Ich hörte, wie sie mit Jane Collins flüsterte.
    Wenn die Sternen-Prinzessin tatsächlich kam, mußten wir mit bösen Überraschungen rechnen. Die nahm und brauchte auch auf nichts Rücksicht zu nehmen. Durch ihr mörderisches Surfbrett gelang es ihr mühelos, auch durch Wände zu jagen. Wenn sie wollte, konnte sie Lady Sarahs Haus zerstören. Diese Vorstellung beschäftigte mich. Gesprochen hatte ich mit keiner Person darüber, weil ich unnötige Ängste vermeiden wollte.
    Meine Hand lag auf der alten Klinke. Ich zögerte, die Tür zu öffnen, lugte durch den Spion, konnte aber nichts erkennen. Nicht einmal den mittlerweile kahl gewordenen Vorgarten, denn auch über ihm wehten die Nebelwolken.
    Dann zog ich die Tür behutsam auf.
    Kühle und Nässe schlugen mir entgegen. Der Nebel war wie ein feuchtes Tuch, das mein Gesicht umklammerte. In der offenen Tür wollte ich nicht stehenbleiben, trat auf den Absatz davor – und sah in den Wolken die Gestalt.
    Sie selbst bewegte sich nicht, sie sah nur so aus, weil die Schwaden sie umrollten.
    Ich stand da, ohne mich zu rühren. Es war kein Gespenst, das ich sah, obwohl das Aussehen damit zu vergleichen war.
    Nein, vor mir stand Consuela, die Sternen-Prinzessin. Sie war gekommen, um abzurechnen…
    ***
    Keiner von uns sprach. Jeder lauerte auf die Reaktion des anderen.
    Diesen Nervenkrieg war ich gewohnt, er machte mir nicht mehr viel aus. Meine Blicke glitten an der Gestalt nach unten, bis sie den Gegenstand trafen, auf dem Consuela stand.
    Es war das breite Messer!
    Auch in der Finsternis zeigte die Klinge ihren matten, graublauen Glanz. Über sie hinweg trieben die dünnen Nebelfetzen wie feiner Rauch, der aus irgendeiner Pfeife stieg.
    Consuela sah aus wie immer. Regungslos stand sie auf dem breiten Messer und tat auch nichts, als ich mich in Bewegung setzte und auf sie zuging.
    Ich wollte die Entscheidung – jetzt und hier!
    Seltsamerweise verspürte ich keine Furcht. Ich vertraute auf mein Kreuz. Ob es allerdings das Messer stoppen konnte, war fraglich.
    Bisher jedoch traf die Sternen-Prinzessin keine Anstalten, es auch zu benutzen.
    Obwohl ich mich höchstens drei Schritte von Lady Sarahs Haus entfernt befand, kam ich mir einsam vor. Der Nebel veränderte selbst eine Großstadt in ein totes, stilles Land, in dem auch Schreie durch die Feuchtigkeit erstickt wurden.
    Sehr dicht blieb ich vor der Spitze der breiten Klinge stehen. Sie berührte fast meine Zehen.
    Da Consuela schwieg, sagte ich: »Du bist also zurückgekommen. Damit haben wir sogar gerechnet.«
    »Sicher.«
    »Weshalb? Hat dir die eine Niederlage nicht gereicht? Ist diese Welt noch immer die deine?«
    »Ja und nein. Ich bin überall zu Hause. Aber ich will etwas abgeben, das mir nicht gehört.«
    »Und was ist das?«
    »Eine zweite Existenz, die ich einer anderen Person raubte. Ich will damit nicht leben, denn ich spüre, daß sie mich verändern kann. Schon jetzt fürchte ich mich vor dem Licht des Tages, weil sie dann ausbrechen wird.«
    »Das kenne ich.«
    Consuela lachte. »Also gib den Weg, frei, damit ich zu ihr kann. Du weißt, wie mächtig ich bin. Ich kann dieses Haus und auch andere Häuser zerstören.«
    »Nein, Consuela!« widersprach ich hart. »Deine Zeit ist vorbei. Das heißt, sie ist nicht einmal angebrochen. Dein Verhalten hat denjenigen die Augen geöffnet, die dir folgen wollten. Du brauchst den Funken Leben, den wollen die Menschen auch. Bei ihnen ist er legitim, bei dir jedoch nicht. Du siehst zwar aus wie ein Mensch, reagierst auch so, du bist trotzdem keiner, weil dir die Seele fehlt.«
    »Nein, Luzifer…«
    »Er kann keine Seelen geben. Er kann höchstens das Böse in eine Gestalt hineinpflanzen. Dein Suchen nach Gerechtigkeit war nichts als Lüge. Du hast anderen etwas vorgespielt, nur um ihr Vertrauen zu gewinnen. Sogar vor einem Kind hast du nicht Halt gemacht. Die Geschichte, die in einem Buch über dich niedergeschrieben wurde, soll hier beendet werden. Und dies für alle Zeiten.«
    Die Worte gefielen ihr überhaupt nicht, das sah ich ihr an. Hatte sie bisher steif und starr auf ihrer Klinge gestanden, so bewegte sie jetzt unruhig ihren Körper. Sie hatte etwas

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