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0555 - Jenseits der Energiemauer

Titel: 0555 - Jenseits der Energiemauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sache kommen.
    Mein Chef, der tibetische Albino Dalaimoc Rorvic, hatte mir damit gedroht, mich parapsychisch in einen großen Haufen roter Waldameisen zu stecken, wenn ich nicht in spätestens einer Stunde zu ihm zurückkehrte, um Bericht zu erstatten.
    Und wie ich das fette rotäugige Ekel kannte, würde es seine Drohung gnadenlos wahrmachen.
    Folglich erklärte ich, daß CYD-Commander Rorvic mich mit Rhodans Erlaubnis zu ihm geschickt habe, um den eingefangenen und auf unerklärliche Weise versteinerten Götzen Corkt Y'Xamterre genau zu beobachten und mich zu erkundigen, welches Ergebnis die bisherigen Untersuchungen gezeitigt hätten.
    „Nun", erklärte Halifax Lamm, „als Chef des Untersuchungszentrums habe ich natürlich sehr viel zu tun und kann eigentlich keine einzige Sekunde erübrigen, aber Sie sind mir so sympathisch, daß ich bei Ihnen gern eine Ausnahme mache."
    Er hüstelte und strich sich behutsam über den Backenbart.
    „Es ist so, daß dieser Schwarmgötze mit dem Namen Corkt Y'Xamterre nicht immer versteinert gewesen war. In diesem Zustand hätte er, wie Sie sicher einsehen, Captain Hainu, wohl kaum die Schwarmflotte befehligen können..."
    „Verzichten Sie bitte auf die Einleitung", warf ich ein. „Ich habe es sehr eilig."
    „Das ist begreiflich. Ähem, ja, also eigentlich begann alles damit, daß Corkt Y'Xamterre...", Lamm kicherte, „... unter uns nennen wir ihn Corky, also daß dieser Götze parapsychisch und paraphysikalisch beeinflußt .wurde. Falls Sie nicht wissen, wie parapsychische und..."
    Ich mußte ihn abermals unterbrechen.
    „Ich kenne mich leider viel zu gut aus, Mr. Lamm. Bitte, beantworten Sie mir eine konkrete Frage mit Ja oder Nein: Konnten Ihre Untersuchungen des versteinerten Götzen bisher neue Erkenntnisse vermitteln?"
    Auf Lamms Stirn bildete sich ein dichtes Netz feiner Schweißperlen. Ich merkte, wie der Mann sich innerlich wand, um nicht eingestehen zu müssen, daß seine Arbeit bisher ergebnislos geblieben war.
    „Vielen Dank für die Auskunft", sagte ich, ohne auf eine akustische Äußerung zu warten. „Bitte, lassen Sie mich noch einige Minuten allein hier sitzen."
    Erleichtert eilte Halifax Lamm davon.
    Ich lehnte mich zurück und musterte aufmerksam das erstarrte Monstrum, und ich fragte mich, weshalb Rorvic mich beauftragt hatte, den Götzen zu beobachten. Das Äußere von Corkt Y'Xamterre war zweifellos bemerkenswert, wenn auch keinesfalls schön; doch was nützte das Äußere eines Dinges, das keinerlei Innenleben mehr auf wies.
    Als ein Lautsprecher erscholl, zuckte ich unwillkürlich zusammen.
    „Achtung, Achtung! Bitte nicht vom Fleck bewegen", erscholl Professor Ensoms Stimme. „Ich taste Corky zwei Minuten lang mit Hyper-D-Beugefeldern ab."
    Interessiert erhob ich mich und musterte den auf einer Antigrav-plattform montierten Gerätekomplex, der von dem berühmten Zeitforscher Winfried Ensom bedient wurde. Der Komplex schwebte lautlos herum; rote Lichter zuckten an seinen Kanten.
    Ich trat näher. Dieses Experiment wollte ich mir nicht entgehen lassen. Als ich genau zwischen dem Aggregat und dem versteinerten Götzen stand, stieg ein dumpfes Brummen aus dem Komplex. Alles im Labor schien plötzlich elektrisch aufgeladen zu sein; überall knisterten Entladungsfunken.
    Ich hörte einen gellenden Schrei -und sah fassungslos auf das Monstrum aus Metall und Glas, das einen Schritt vor mir stand und harte klingelnde Geräusche von sich gab.
    Eines der vorderen Fenster öffnete sich, und ein Männerkopf mit einer Schirmmütze streckte sich heraus. Der Mann schrie mir etwas zu. Er schien wütend zu sein. Leider verstand ich kein Wort.
    Ich blickte mich um. Die Umgebung sah ebenso fremdartig aus wie das metallene Monstrum mit den Glasfenstern: niedrige Bauwerke, teilweise aus Natur- und Kunststeinen gemauert, zahllose verwirrende Schriftbilder und dahinhastende Menschen.
    Ich stand am Rande eines Platzes, und rings um den Platz wälzte sich ein Mahlstrom aus ratternden, brummenden, dröhnenden und qualmenden Fahrzeugen.
    Kein Zweifel, ich war auf einer Primitivwelt gelandet, wenn ich auch nicht wußte, was mich hierher befördert hatte. Immerhin wurde diese Primitivwelt von humanoiden Lebewesen bewohnt.
    Rasch aktivierte ich das Armband-Translatorgerät, das wir Männer vom CYD-Kommando seit einiger Zeit stets bei uns führten. Diesmal verstand ich, was der Mützenträger sagte.
    „Wenn du nicht sofort verschwindest, hole ich die Polizei!"
    brüllte er.

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