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0555 - Jenseits der Energiemauer

Titel: 0555 - Jenseits der Energiemauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Geh nach Hause zu Mama und laß dir die Ohren waschen, Kleiner!"
    Um uns hatten sich inzwischen etwa hundert Menschen versammelt. Aus dieser Menge kam beifälliges Gelächter. Eine tiefe Stimme sagte: „Wenn du schon einen Sitzstreik machen willst, dann setz dich wenigstens hin. Aber eigentlich bist du für einen Studenten ein bißchen alt."
    „Quatsch!" rief eine beleibte Dame dazwischen. „Der Jeck hat nur den Rosenmontag ein bißchen vorgezogen."
    Sie drängte näher und zupfte an meinem Raumanzug.
    „Was soll das für ein Kostüm sein?" erkundigte sie sich.
    „Astronaut?"
    Der Gag wurde mit brüllendem Gelächter belohnt.
    Ich hielt den Armband-Translator unauffällig vor den Mund und fragte: „Kann mir jemand sagen, wie diese Welt heißt?"
    Die Antwort war nur noch lauteres Gelächter.
    „Er ist mit einer fliegenden Untertasse vom Mars gekommen", schrie jemand.
    „Ich bin ein Marsianer", erwiderte ich ernsthaft.
    „Der Bursche gehört in die Lindenburg!" rief der Mützenträger.
    „Zieht ihn mal von den Schienen, Leute. Dann ruft am besten einer die Polizei."
    Ich begriff, daß diese Menschen in einem ungewöhnlich rückständigen Denken verwurzelt waren. Besucher von anderen Welten wurden von ihnen entweder für Spaßvögel oder für Verrückte gehalten. Am besten für mich wäre es gewesen, mich aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit zu entfernen. Aber da ich wahrscheinlich von Ensoms Hyper-D-Beugefeld auf diesen Planeten befördert worden war, mußte ich im Einflußbereich des Feldes bleiben, damit man mich zurückholen konnte - falls das überhaupt möglich war.
    Und da ich nicht wußte, wie groß der Einflußbereich des Beugefeldes war, sollte ich mich am besten überhaupt nicht von der Stelle rühren.
    Der Bemützte, offensichtlich der Fahrer des altertümlichen Schienenfahrzeuges, setzte eine Trillerpfeife an seine Lippen.
    Doch da faßte mich jemand unter und zog mich von den Schienen.
    „Kommen Sie, Männeken", sagte der untersetzte rundliche Mann. „Treiben Sie den Spaß nicht zu weit. Wenn erst mal die Schutzleute da sind, ist der Ofen aus." Er lachte unterdrückt.
    „Spaß muß sein, Kleener, aber nun laßt uns verduften."
    Unter einer reichen Palette von Bemerkungen und Bekundungen zogen wir uns zurück. Der Dicke führte mich zu einem vierrädrigen Fahrzeug, öffnete eine von vier Türen und hieß mich einsteigen. Danach setzte er sich auf den linken der beiden vorderen Sitze, nahm ein Plastikrad in die Hand und drehte an einem kurzen Metallding.
    Etwas surrte, und kurz darauf fädelte das Fahrzeug sich in den Mahlstrom des Primitivverkehrs ein. Ich nahm einen schier unerträglichen Geruch nach Verbrennungsrückständen und giftigen Beimischungen wahr, und tatsächlich leuchtete die gelbe Minilampe meines Luftprüfers auf.
    „Also, da will ich mich erst einmal vorstellen", sagte der rundliche Mann. „Ich heiße Alexander Fröhlich - und wer fröhlich ist, ist auch lustig." Er lachte. „Das war ein toller Spaß, den Sie da abgezogen haben, Mann. Beinahe hätte ich Sie wirklich für einen Mann vom Mars gehalten."
    „Ich heiße Tatcher a Hainu", entgegnete ich ernsthaft, „und ich wurde tatsächlich auf dem Mars geboren."
    Fröhlich schaute mich prüfend an, dann lachte er wieder, lautlos diesmal. Nur seine Schultern bebten.
    „Das schlägt dem Faß den Boden aus", meinte er.
    Plötzlich wurde er ernst.
    „Ich glaube zwar, daß es im Weltraum zahllose andere intelligente Arten gibt, Tatcher, aber inzwischen steht doch wohl fest, daß auf dem Mars kein intelligentes Leben existiert."
    In meinem Kopf schlug eine Glocke an. Ich schätzte den Entwicklungsstand der Intelligenzen auf diesem Planeten ab und überlegte, wie lange die meisten Erdbewohner geglaubt hatten, es hätte auf dem Mars niemals intelligentes Leben gegeben.
    Diese Annahme hatte sogar noch bestanden, nachdem Rhodan das Solare Imperium gegründet hatte. Erst als der Mars kolonisiert wurde, war man auf die Spuren der vergangenen Marszivilisation gestoßen. Das war kurz nach der Landung des ersten großen Kolonistenschiffes MAGIC FLUTE gewesen, mit dem meine Vorfahren auf dem Mars angekommen waren.
    „Wir befinden uns offenbar auf der Erde", sagte ich nachdenklich.
    „Wo denn sonst?" fragte Fröhlich zurück.
    Er bremste scharf ab, als ein schweres Lastenfahrzeug dröhnend und blinkend vor uns in unsere Fahrspur einschwenkte.
    „Der hat wohl nicht alle Tassen im Schrank!" schimpfte Fröhlich und tippte sich an die

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