0556 - Der Sonnengigant
beschwörend die Hände. „Sie brauchen sich nicht anzumelden. Wer immer Sie sind - für mich gehören Sie zur Besatzung und werden verpflegt. Sie brauchen sich deshalb keine Sorgen zu machen."
Der Unbekannte dachte angestrengt darüber nach, dann schüttelte er den Kopf.
„Aber ich weiß doch nicht, wo ich sitzen werde." Er deutete auf die Tischreihen. „Sie müssen mir einen Platz zuweisen."
„Sie können sich hinsetzen, wohin Sie wollen. Wo gerade frei ist. Das haben Sie doch sicher bisher auch getan."
„Nein", sagte der Mann.
„Dann haben Sie Ihr Essen in der Kabine eingenommen und wollen jetzt zu den Mahlzeiten in die Messe kommen?"
Die großen Augen sahen Calmano durchdringend an.
„Ich habe überhaupt noch keine Mahlzeit an Bord eingenommen."
„Ha, ha!" machte Calmano gereizt. „Ich lache mich tot! Sind Sie jetzt zufrieden?"
„Aber es stimmt!" sagte der kleine Mann hartnäckig. „Ich bin neu hier."
Calmano seufzte.
„Nennen Sie mir Ihren Namen und Ihren Rang, damit ich mich bei Ihrem zuständigen Deckoffizier beschweren kann. Ich habe keine Zeit, mich noch länger mit Ihnen herumzuärgern."
Der Fremde lächelte traurig.
„Schmitt", sagte er.
„Schmitt?"
„Ja, Schmitt!"
„Was heißt das?" fuhr Calmano den kleinen Mann an. „Ich warne Sie - meine Geduld ist erschöpft."
„Aber Sie haben doch nach meinem Namen gefragt."
„Nach Ihrem Namen und Ihrem Rang. Ich werde ..." Calmano runzelte die Stirn. „Schmitt ist doch kein Name."
„Mein Name ist Schmitt!"
„Und weiter?"
„Nur Schmitt!"
Calmanos Halsschlagadern traten hervor. Sein Gesicht rötete sich. Er war außer sich vor Zorn, aber irgend etwas an der Haltung des kleinen Mannes hinderte ihn daran, den Fremden aus der Messe zu werfen.
„Nennen Sie mir noch Ihren Rang und Ihren zuständigen Deckoffizier."
„Ich habe keinen Rang", erklärte Schmitt bedauernd. „Und auch keinen zuständigen Deckoffizier."
„Das wird Ihnen ein Disziplinarverfahren einbringen!" schrie Calmano. Er fuhr herum und rannte in die Kombüse. Er merkte, daß seine Hände zitterten, als er den Interkom einschaltete.
Wenig später bekam er die gewünschte Verbindung. Auf dem Bildschirm zeichnete sich jedoch nicht das Gesicht von Deckoffizier Major Subate, sondern von Sergeant Winterhausen ab.
„Ah!" machte der Sergeant, als er Calmano auf dem Bildschirm seines Gerätes erkannte. „Ich wünsche mir echten Lachs auf Toast als Vorspeise und danach ..."
„Das ist ein dienstliches Gespräch!"
informierte ihn Calmano. „Ich muß sofort den Major sprechen."
„Der Major ist in Labor Sieben, Captain", erwiderte Winterhausen, der zu merken schien, daß jetzt nicht der Zeitpunkt war, sich über Captain Calmano zu amüsieren.
„Dann schicken Sie mir zwei Männer, die eine Verhaftung vornehmen können."
Winterhausen rieb sich sein breites Kinn.
„Wen wollen Sie denn verhaften lassen?"
„Einen Mann! Er heißt Schmitt."
„Sind Sie sicher?"
„Sergeant!" schrie Calmano. „Schicken Sie zwei Männer. Das ist ein Befehl. Ich werde diese Entscheidung gegenüber Major Subate verantworten. Er ist mein zuständiger Deckoffizier und wird für meine Maßnahmen volles Verständnis zeigen, wenn ich ihm erkläre, was sich hier zugetragen hat. Es geht nicht an, daß sich Besatzungsmitglieder über Offiziere lustig machen."
Winterhausen hatte sich unwillkürlich geduckt.
„Ich komme selbst", sagte er. „Wenn die Sache so wichtig ist."
Der Verpflegungsoffizier nickte grimmig und schaltete ab. Als er wieder die Messe betrat, sah ihn der kleine Mann mit einem erwartungsvollen Lächeln an.
„Sie warten hier!" herrschte Calmano ihn an. „Ein Sergeant wird kommen und Sie verhaften."
„Oh!" machte Schmitt. „Das wird nicht möglich sein."
„Warum sollte es nicht möglich sein? Sie sind entweder betrunken oder verrückt. Auf jeden Fall haben Sie sich gegenüber einem Offizier schlecht betragen. Da Sie selbst sagten, daß Sie keinen Rang haben, bin ich Ihr Vorgesetzter."
„Aber Sie können mich nicht verhaften lassen."
„Und warum nicht?"
Die kleinen Fältchen um die Augen des Mannes zogen sich zusammen.
Sehr höflich sagte er: „Weil ich es nicht möchte."
Calmano preßte die Hände so fest zusammen, daß es weh tat.
Aber er sagte nichts. Er entschloß sich, zu allen weiteren Bemerkungen Schmitts zu schweigen. Er würde sich diesem Kerl gegenüber keine weiteren Blößen mehr geben.
Zwei Minuten später erschien Sergeant Carl
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