0556 - Milenas Opferstätte
wieder hier. Die Asche hat Kontakt mit dem Blut eines Menschen bekommen. Milena hat sich gezeigt. Ich sah ihr Gesicht in der Maske, und ich spürte auch so etwas Ähnliches wie ihren Geist, der in der Urne steckt. Wir müssen uns sehr vorsehen, Freunde.«
»Man könnte versuchen, den Tag zu nutzen um endlich ihr verdammtes Versteck zu finden«, schlug Hank vor.
»Das haben wir bisher nicht geschafft«, sagte Cockney. »Er war der kleinste unter den Männern.«
»Nur besitzen wir jetzt die Urne.«
Cockney verstand. »Glaubst du, daß sie uns den Weg zu Milena weisen wird?«
»Ja.«
»Ich auch«, sagte Grealy. »Bleibt, Sinclair!« meldete sich Wayne.
»Den ketten wir fest«, erwiderte Tom. »Anschließend kümmere ich mich um ihn.«
Ich hatte nur zugehört. Besonders gut ging es mir nicht. Mein Kopf kam mir dreimal so dick vor. Noch immer wurde er von Schmerzen und einem dumpfen Gefühl durchzogen.
Alles kam anders. Bevor die Männer eine Entscheidung fällen konnten, klopfte es gegen die Tür.
Wir alle erstarrten.
Hank richtete sein Gewehr auf den Eingang. Dann fragte er mit lauter Stimme. »Wer ist da?«
»Ich bin es!« antwortete eine harte Stimme. Sie sprach in einem fremd klingenden Dialekt.
»Wer, verdammt?«
»Kropec!«
»Okay,« sagte Hank, »ich öffne…«
***
Als es schellte, huschte Jane wie ein Phantom zur Tür. Darauf hatte sie gewartet. Sie sah nicht den besorgten Blick der Lady Sara Goldwyn und hörte auch nicht das leise Gebet der Horror-Oma.
Schwungvoll riß Jane Collins die Tür auf.
Derjenige, den sie erwartet hatte, stand vor ihr. Es war Suko, der etwas verlegen lächelte. Die Kälte des anbrechenden Morgen hatte einen Schimmer aus Feuchtigkeit auf seine Lederjacke gelegt. Die Hände steckten in beiden Hosentaschen.
Jane fiel ihm um den Hals. »Suko, ich bin froh. Ich habe es zuerst nicht für möglich gehalten, als mich dein Anruf erreichte. Jetzt bin ich sicher. Du willst mich tatsächlich mitnehmen?«
»Ja – eigentlich John.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Hoffentlich hat sich der Junge das auch gut überlegt«, sagte Lady Sarah. Sie kam aus dem Hintergrund des dunklen Hausflurs auf die Tür zu.
»O doch, Sarah, das hat er.« Jane nickte heftig. »Er hat genau gewußt, was in ihr vorgegangen ist, glaub mir das. John hat sich in meine Lage hineinversetzen können. Er ist derjenige, der ebenfalls mit mir gelitten hat, als ich tagsüber mit dem verdammten Skelettschädel herumlief. Das ist nun vorbei.«
Suko trat ein und schloß die Tür. Die Kälte sollte nicht ins Haus dringen. Er nickte Jane zu. »Du siehst stark aus, wirklich.«
Da hatte er nicht übertrieben, denn Jane Collins trug eine Art von Kampfkleidung. Eine grüne Hose, halbhohe Stiefel, ein ebenfalls grünes Hemd mit Schulterklappen, und an der Garderobe hing noch eine Parkajacke, die innen ein wärmendes Futter aufwies.
»Es geht doch ins Gelände, nicht?«
»Stimmt.«
»Wie sieht es mit Waffen aus?«
»Die habe ich im Wagen. Und auch noch eine besondere Waffe. Es hat mich Mühe gekostet, sie zu bekommen. Sheila wollte sie zunächst nicht herausgeben.«
Lady Sarah, die über alles informiert war, schaltete am schnellsten.
»Die goldene Pistole?«
»Ja.« Suko holte sie am Rücken unter der Jacke hervor und zeigte sie den beiden Frauen.
»Dann wird es hart!« flüsterte die Horror-Oma. »So etwas kann sein wie Krieg.«
»Übertreib mal nicht«, schwächte Jane ab. »Wir gehen eben nur auf Vampirjagd. Hast du eigentlich von John wieder etwas gehört?«
»Nein.«
»Warum rief er nicht an?« Jane griff nach ihrer Parkajacke.
»Keine Ahnung. Er wird sich bestimmt melden. Außerdem treffen wir ihn heute nachmittag.«
»Bist du da sicher?«
»Klar, Sarah.«
Jane Collins hatte die Jacke über den Arm gelegt. »Brauche ich die, Suko?«
»Nein, auch die Heizung in einem BMW 535i ist ausgezeichnet.«
Jane verdrehte die Augen. »Du und dein Wagen, das ist schlimmer als Romeo und Julia.«
»Männer brauchen eben ihre Spielzeuge«, sagte Lady Sarah. »Ich kenne das von meinem verstorbenen Gatten.«
Jane und Suko verließen das Haus. Sara Goldwyn, bei der Jane wohnte, streifte noch einen Mantel über und begleitete die beiden bis zum Wagen. Suko hatte für seinen diamantschwarzen Flitzer einen Parkplatz vor dem Haus gefunden. Als er die Tür öffnete, schlug Jane die Wärme aus dem Innern entgegen.
Sie stieg ein. Sarahs Hand erschien in ihrem Blickfeld und glitt über Janes Wange. »Gib auf dich
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