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0556 - Odem des Bösen

0556 - Odem des Bösen

Titel: 0556 - Odem des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Dhyarra-Kristall befand.
    Der entscheidende Moment nahte…
    Mit der anderen Hand faßte er nach Tiana. Er fühlte, daß sie zitterte. Was spürte sie, was ihm entging?
    Aufmerksam sah er sich um, konnte jedoch keine Bedrohung erkennen.
    Die dunklen Schatten sah er nicht…
    ***
    Der Hohepriester des ORTHOS weckte in diesem Moment die Schatten des Wahnsinns. Ihre Fesseln hatten sie bis dahin gebändigt und zurückgehalten. Jetzt rissen sie.
    Und die Schattenmuster, von Damon geprägt, begannen ihre Wirkung zu entfalten.
    Sie breiteten sich aus, sorgten für Verwirrung unter den Menschen. Nur die Priester des ORTHOS und jene, die unter ihrer Kontrolle standen, um die Vermählung zu lenken, waren gegen den Odem des Bösen gefeit.
    Der OLYMPOS-Hohepriester rief die Göttin.
    Und die Schatten des Bösen lauerten bereits auf sie…
    ***
    Auch Zamorra spürte die jähe Veränderung. Seine Sinne spielten irre, er verspürte den Drang, irgend etwas absolut Unsinniges zu tun, bar jeder Logik.
    Der Tempel wurde zu einem lebenden Organismus, der ihn verschlungen hatte.
    Ich muß seine Magenwände kitzeln, damit er mich wieder ins Freie speit, dachte er. Hinab in die Tiefe! Dort unten ist der Ausgang. Ich muß so tief wie möglich hinab, einen Schacht graben, daß ich nach unten aus der Welt hinausfalle!
    Sein Zweitkörper auf der linken Schulter rührte sich. Er begann zu zucken und wollte sich vom Erstkörper lösen.
    »Laß das, sonst sterben wir beide«, kicherte Zamorra. »Und das wollen wir uns doch nicht antun, oder?«
    »Herr, was ist mit Euch?« fragte der Zweitkopf. »Ihr seid verwirrt! Laßt mich herunter, ich kann wieder auf meinen eigenen Beinen stehen! Ich bin wieder in Ordnung!«
    Aber Zamorra konnte sich nicht vorstellen, wie sein Zweitkörper auf eigenen Beinen stehen sollte, das ging doch nicht.
    Nein, sie mußten jetzt einen Schacht in die Tiefe graben, damit sie nach unten aus der Welt fielen, und der Tempelorganismus gleich mit, der sie verschlungen hatte.
    Er kicherte und versuchte sich vorzustellen, wie überrascht der Organismus sein würde, wenn er durch ein Loch in seinem eigenen Körper fiel.
    »Los, hilf mir schon«, forderte er seinen Zweitkörper auf. Er preßte sein Gesicht gegen die Steinwand, versuchte Splitter herauszubeißen.
    Der Zweitkörper fiel von ihm ab, stürzte zu Boden.
    Zamorra kratzte mit dem Dhyarra-Kristall in den steinernen Fugen.
    Sein Zweitkörper, der eine erstaunliche Eigenständigkeit entwickelte, zerrte an ihm.
    »Herr, habt Ihr den Verstand verloren?«
    »Ja, natürlich«, lachte Zamorra begeistert. »Du wirst mir suchen helfen, ihn wiederzufinden? Oder - ach, wozu, es ist nicht nötig. Mag ein anderer ihn finden. Hilf mir lieber, das Loch in die Tiefe zu graben.«
    Und wieder wandte er sich lachend der Steinwand des Tempelorganismus zu und fragte sich, warum der Boden eigentlich so hoch neben ihm aufragte und er selbst quer von der Seitenwand abstand.
    Es war schon komisch, das alles…
    ***
    Merlin hatte den Saal des Wissens verlassen. Er hatte Sid Amos erklärt, seine Anwesenheit sei hier nicht länger erforderlich, und er wolle seine Zeit nicht mehr verschwenden Der ehemalige Fürst der Finsternis wunderte sich, warum sein Lichtbruder den temporalen Veränderungen des Zeitparadoxons bereits erlag, er selbst aber nicht. Dabei waren sie beide doch von gleicher Art, auch wenn sie sich Jahrtausende lang getrennt voneinander weiterentwickelt hatten.
    Er konnte sich Merlins Anfälligkeit einfach nicht erklären.
    Er war jedoch auch nicht bereit, das alles als vom Schicksal bestimmt hinzunehmen. In dieser Hinsicht unterschied er sich von Merlin. Er selbst hatte das Kämpfen noch nicht verlernt.
    An Merlin aber schien die lange Phase seiner Depressionen nicht spurlos vorübergegangen zu sein. In letzter Zeit hatte er sich zwar wieder aufgerafft, woran sicher Zamorra ebenso seinen Anteil hatte wie die Standpauke, die ausgerechnet der kleine Drache Fooly dem Zauberer gehalten hatte. Aber die Gleichgültigkeit, mit der Merlin im Augenblick alles hinnahm, erschreckte Sid Amos. Offenbar war Merlin noch längst nicht wieder der, der er vor dem Silbermond-Desaster gewesen war. [5]
    Merlin hatte nicht einmal gefragt, ob es vielleicht doch noch eine Chance gab, Zamorra wieder aufzuspüren. Amos hätte wenigstens die Möglichkeit nicht ausgeschlossen. Und er fragte sich jetzt auch, ob es nicht vielleicht doch die andere, die veränderte Welt sein konnte, die die richtige war.
    Damit

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