0556 - Odem des Bösen
leicht zu durchschauende Illusionen.
Also mußte auch Wokat einen Kristall besitzen. Er trug ihn bei sich, vielleicht unsichtbar, vielleicht auch innerhalb seines Körpers. Und das war die Stelle, an der Damon einhakte.
Er wußte, daß Wokats Dhyarra von niedrigerer Ordnung sein mußte als sein eigener Kristall. Selbst die Götter des ORTHOS konnten Dhyarra-Kristalle 10. Ordnung nur im geistigen Verbund kontrollieren. Damons Kristall dagegen war 12. Ordnung! Nur deshalb waren Damon und Byanca überhaupt geschaffen worden - um mit einem übermächtigen Kristall auch die stärksten unter den gegnerischen Göttern zerschmettern zu können!
Und so konnte Damon Wokats Dhyarra beeinflussen…
Er zwang seinen Kristall zwölfter Ordnung, mit dem des Gottes in direkten Rapport zu gehen! Er mußte ihn unter seine Kontrolle bekommen! Dann hatte Wokat ausgespielt.
Vielleicht konnte Damon ihn sogar töten, aber selbst wenn ihm das nicht gelang, war Wokat danach ohne besondere Fähigkeiten! Ein Gott wie ein Mensch… fast!
Damon versenkte sich in seine Aufgabe, konzentrierte sich nur noch auf den Kristall seines Gegenspielers.
Und übersah dabei, daß dieser sich nicht nur auf Magie verließ!
Wokat besaß auch körperliche Kräfte. Und mit diesen Kräften griff er Damon überraschend an und zeigte ihm, daß ein Halbgott einen Gott nicht auszutricksen vermochte…
Wokat schleuderte Damon wie ein Kind sein ungeliebtes Spielzeug über die Turmkante in die Tiefe!
***
Der Ruf des OLYMPOS-Priesters schallte hinaus und erreichte den Götterhort in den Bergen von Rhonacon. Im OLYMPOS, dem Palast aus Regenbogenkristall, vernahm Vitana den Ruf. Die Göttin des Lebens sollte einem Brautpaar ihren Segen geben!
Es gab kaum etwas, was sie lieber tat, denn aus einer Ehe voller Glück erwuchsen Kinder, die ebenfalls in Glück und Harmonie aufwuchsen und daher dem Guten gegenüber aufgeschlossen waren. Zudeni waren bei dieser Zeremonie unzählige Menschen als Zuschauer anwesend, die durch das Erscheinen der Göttin vielleicht zum Guten gelenkt werden konnten, soweit sie bislang den dunklen Mächten des ORTHOS zugetan waren.
Vitana folgte dem Ruf.
Auf einem Regenbogen schritt sie über den Himmel ins Land Khysal.
Zur Stadt Sestempe.
Zum Tempel…
***
Nicole hastete, so schnell sie konnte, zum OLYMPOS-Tempel. Der Weg war nicht sehr lang, kam ihr jedoch geradezu endlos vor. Aber dann ging es plötzlich nicht weiter.
Draußen vor den Tempelmauern hatte sich eine undurchdringliche Menschenmenge versammelt. Die gesamte Stadt wollte der Hochzeit beiwohnen. Die Menschenmassen paßten längst nicht mehr in den Innenhof des Tempels, aber nach wie vor drängten und schoben sie, um doch noch irgendwie hineinzukommen.
Nicole schüttelte verzweifelt den Kopf.
Wenn die magische Explosion stattfand, waren sie alle verloren!
Vielleicht hätten Bewohner des Stadtrandes noch eine Chance gehabt, davonzukommen, wenn sie sich in ihren Häusern oder auf den Feldern aufgehalten hätten und die Explosion durch Zamorras oder Nicoles Eingreifen wesentlich schwächer ausfiel als in Merlins Horror-Szenario. So aber reichte es schon, nur den Tempelbereich zu zerstören, und die Bevölkerung fast der gesamten Stadt wurde mit einem Schlag ausgelöscht.
Nicole fragte sich, wo sich Zamorra in diesem Moment befand. Tot konnte er nicht sein. Sie wußte, daß sie das auf irgendeine Weise gespürt hätte, aber es war ihr kein Trost.
Plötzlich berührte sie jemand.
Unwillkürlich zuckte Nicole zusammen, wirbelte herum.
Doch der Mensch hinter ihr war kein Verfolger, kein Angreifer.
»Cali!« stieß sie hervor.
Mit der Tochter des Tainon hatte sie beim besten Willen nicht mehr gerechnet. Cali hatte sich von ihr getrennt, weil ihr Nicoles Vorhaben, den Bräutigam dieser unseligen Vermählung zu entführen, zu gefährlich geworden war. Damit hatte sie auch recht gehabt, sie wäre ebenso wie Nicole in Gefangenschaft geraten, und damit würde man jetzt auch ihr Gesicht kennen. Nicole und Zamorra würden die Straße der Götter wieder verlassen, aber Cali würde hier Zurückbleiben. Es war ihre Welt, ihre Heimat, und man würde sie später verfolgen und schwer bestrafen, weil sie sich an einer Verschwörung gegen den Sohn des Moguls beteiligt hätte…
Cali starrte sie an. »Ich habe nicht erwartet, dich hier zu treffen, Nicole«, sagte sie nicht weniger überrascht als die Französin. »Ich hatte befürchtet, daß man dich eingekerkert hat. Daß du mit deinem
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