0557 - Das Gesetz der Götzen
dabei ihre Geschwindigkeit steigerte, desto deutlicher hob sie sich vom Boden ab. Im gleichen Maße verringerte sich auch der Reibungswiderstand, so daß sie dadurch wiederum noch schneller an Fahrt gewinnen konnte.
Schließlich schoß das Fahrzeug über eine Hügelkuppe hinweg und schwebte mit mäßiger Geschwindigkeit auf das Tubboddorf zu.
„Herr, darf ich noch eine Bitte äußern?" fragte Arialeinen.
„Nur zu."
„Herr, ich habe Hunger."
„Das sagtest du schon."
„Ich weiß, Herr. Dennoch möchte ich es noch einmal betonen."
„Warum?"
„Weil ich fürchte, Herr, daß wir auch in dieser Siedlung einigen Männern begegnen werden, die nicht deiner Meinung sind."
„Das ist nicht gesagt."
„Ich fürchte, es wird doch so kommen, wie es überall gekommen ist."
Boda Bodamore rieb sich die stumpfe Nase. Er lachte.
„Na gut. Vielleicht hast du recht. Was schlägst du vor?"
Arialeinen zögerte. Er suchte nach den passenden Worten.
„Herr", sagte er schließlich. „Könntest du mit deinen klugen und überaus weisen Bemerkungen über die Edlen des Dorfes nicht so lange warten, bis wir uns satt gegessen haben? Vielleicht wirft man uns dann nicht sofort wieder hinaus. Ich muß gestehen, Herr, daß ich es nicht mehr länger mit leerem Magen aushalte."
„Du meinst, ich soll einfach übersehen, was für Narren und Dummköpfe unsere Gastgeber sind, bis dein Magen voll ist?"
Arialeinen seufzte. Er leckte sich die schwarzen Lippen.
„Riechst du den Wildbraten, Herr? Man würzt hier mit Laig.
Es gibt nichts Köstlicheres auf dieser Welt. Arinata oder wie immer der neue Gott heißen mag, soll mein Zeuge sein. Bitte, versündige dich nicht. Warte mit deinen weisen Reden, bis ich ein paar Bissen von diesem Braten bekommen habe."
„Vielleicht", entgegnete Boda Bodamore. Die Windheule schwebte an dem Götzenbild vorbei. Er blickte fasziniert daran hoch. Überall waren Tubbods zu sehen, die die Oberfläche des Götzen mit grünen Organbeuteln von Verstorbenen blank putzten. „Vielleicht werde ich warten, bis du dich vollgefressen hast, Aria. Ich muß gestehen, daß mich dieses Bild interessiert.
Dafür muß die Wahrheit vielleicht ein bißchen in den Hintergrund treten. Hm - ja - ich glaube, heute wirst du dir den Wanst vollschlagen können."
„Wundervoll, Herr", erwiderte Arialeinen. „Ach, gäbe es doch noch mehr solcher Götzenbilder auf dieser Welt. Warum gibt es nur dieses eine? Findest du das richtig, Herr?"
In Terrania-City auf der Erde war der erste Tag des neuen Jahres 3443 gerade drei Stunden alt. An vielen Stellen der Stadt wurde die Jahreswende gefeiert.
Tonka Valuz, Sergeant von der AMARILLO, glaubte, zu dieser Zeit bereits allen Grund zur Unzufriedenheit zu haben. Mit mürrischem Gesicht kehrte er in den Kreis seiner Freunde zurück.
Phil Aupon schüttelte den Kopf, als er ihn sah. Mit schwerer Zunge versuchte er eine Begrüßungsrede. Sie gelang ihm jedoch nicht. Daher gab er auf und setzte sich wieder neben Mandry O'Loon. Dieser legte ihm die Hand auf die Schulter und tröstete ihn wortreich. Seine Worte waren jedoch auch nicht besonders akzentuiert.
„Warte doch erst einmal ab, was Tonka zu berichten hat", schlug er vor.
Valuz blieb vor den beiden Männern stehen. Sie blickten zu ihm auf. Mit 1,98 Metern Länge war er der größte unter ihnen.
Mandry O'Loon war nur 1,96 groß und damit der Kleinste.
„Nun sag doch schon, was er geantwortet hat", forderte O'Loon den Sergeanten auf.
„Nein hat er gesagt", antwortete Tonka Valuz. „Er hat gesagt, daß unser Dienst um sechs Uhr beginnt. Daher will er uns keine einzige Flasche mehr genehmigen."
Tonka Valuz ließ sich auf seinen Sitz sinken. Er machte einen sehr niedergeschlagenen Eindruck.
„Das neue Jahr beginnt nicht gut", fand der kahlköpfige O'Loon.
„Was sollen wir denn nun machen?"
Phil Aupon kämmte sich seine widerborstigen roten Haare durch und erhob sich dann. Erneut setzte er zu einer Rede an.
„Ich wollte es ja schon vorhin erklären", sagte er. „Wenn der Urzeitgorilla nicht will und uns mit solchen Schikanen kommt, dann müssen wir uns eben selbst helfen. Diese Party gefällt mir sowieso nicht mehr. Warum verschwinden wir nicht?"
„Wohin denn, Phil?" fragte Tonka Valuz. Auch seine Stimme ließ deutlich erkennen, daß der „Urzeitgorilla" im Grunde richtig entschieden hatte. Er vertrug wirklich keine hochprozentigen Getränke mehr.
„Auf eine andere Party?" fragte O'Loon.
„Du hast keine Phantasie,
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