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0557 - Das Gesetz der Götzen

Titel: 0557 - Das Gesetz der Götzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unfähiger, nichtsnutziger Fettsack", schimpfte er und gebrauchte danach noch eine Serie von Worten, die seinen Diener erschauern ließen und ihn zu erschreckten Ausrufen veranlaßten. Zerknirscht entschuldigte Arialeinen sich ob seiner Unaufmerksamkeit.
    Die Windheule ruschte über den Boden und blieb dann stehen.
    Der armdicke Bug ragte steil in die Höhe. Das Segel schlug schlaff gegen den Mast. Es wurde jetzt nur noch von den beiden gasgefüllten Grünbeuteln hochgehalten, die an den beiden Enden der Segelstange angebracht waren. Das Gleitbrett lag im Gras und bewegte sich nicht mehr.
    Die beiden Tubbods boten ein seltsames Bild, da einer von ihnen auf den Schultern des anderen saß und sich tragen ließ. Er stieg auch nicht herunter, als sie den Segelgleiter verließen. Das Gefährt hob sich ein wenig in die Höhe, als es entlastet wurde, glitt jedoch nicht weiter. Es bestand im Grunde genommen nur aus einem bananenförmig gebogenen Brett, einem quadratischen Segel und zwei grünen Gasblasen.
    Boda Bodamore, der Weise, stemmte die Fäuste in die Hüften.
    Er bot ein prächtiges Bild. Er war untersetzt und sehr muskulös.
    Sein massiger Kopf ruhte auf breiten Schultern, und seine Beine waren so dick und stämmig, als seien sie aus einem Baumstamm herausgeschlagen worden. Dünne, geflochtene Bänder, die zu einem Hemd zusammengewirkt waren, umspannten seinen Körper. Sie knirschten bei jeder Bewegung, als wollten sie auseinanderreißen. Mit einem Federbusch wedelte Boda Bodamore den Blütenstaub von den Organbeuteln, die sich aus seinen Hüften herauswölbten. Seine Hände führten die Federn äußerst behutsam, damit die Beutel nicht verletzt wurden.
    Arialeinen, der Diener, wirkte gegen den Weisen fast schwach, obwohl auch seine Körpermaße recht ansehnlich waren.
    Sein faltiges Gesicht ließ klar erkennen, daß er über weit weniger Intelligenz verfügte als sein Herr. Dennoch machte er einen hellwachen und durchaus klugen Eindruck. Zusammen mit Boda Bodamore erreichte er eine Höhe von fast zwei Metern.
    „Wind kommt auf", sagte Arialeinen besorgt. „Wir spllten auf die Windheule zurückgehen. Ich habe keinen Anker gesetzt."
    „Du hast recht. Wir werden uns wieder setzen", stimmte Boda Bodamore zu. Die beiden kehrten zu ihrem Gefährt zurück.
    Der Weise gähnte und rieb sich die Augen. „Seltsam. Ich habe nie zuvor so einen Götzen gesehen, Aria. Du solltest es notieren."
    Der Diener nahm eine halbbeschriebene Papierrolle aus dem Holzgestell, das er auf dem Rücken trug. Geduldig wartete er, bis sein Herr zu diktieren begann, und fertigte danach eine Strichzeichnung des Götzen an. Er reichte sie Bodamore und wartete auf die unvermeidliche Kritik. Sie kam dieses Mal jedoch nicht. Wortlos reichte der Weise ihm die Zeichnung zurück.
    Der Wind frischte auf.
    „Ist mir eine Bemerkung erlaubt, Herr?"
    „Jede - aber fasse dich kurz und schone meine Nerven."
    „Dann möchte ich nur darauf hinweisen, daß ich Hunger habe, Herr."
    Boda Bodamore seufzte.
    „Du bist der gefräßigste Diener, den ich je hatte. Du bist - um es mit einem Wort der Leute aus dem Zuckerland zu sagen - ein Freßungeheuer."
    „Ich tue es nicht für mich, Herr", entgegnete Arialeinen mit beleidigter Stimme. „Ich bemühe mich nur, den Wohlstand und die Weisheit meines Herrn deutlich sichtbar zu machen. Sagt selbst, Herr, kann ein kluger und reicher Herr einen mageren und dürren Diener haben? Muß ein Diener nicht schön fett und rund sein, damit ein jeder sehen kann, wie gut es seinem Herrn und Meister geht?"
    „Du hast nicht ganz unrecht, alter Schurke, dennoch bist du einfach zu fett. So gut, wie du aussiehst, geht es mir wirklich nicht."
    „Das ist richtig. Ich kann es leider nicht leugnen, Herr. Dennoch ist es besser, ein bißchen reicher auszusehen, als ein wenig zu arm. Einem Reichen gibt man überall noch etwas zu seinem Reichtum dazu. Man wird ihm immer das Beste zum Essen reichen, gerade wenn man es ihm schenkt. Einem Armen gibt man nichts. Im Gegenteil, ihm würde man am liebsten noch etwas aus der Tasche nehmen. Also ist es besser, den Reichen zu spielen."
    „Mein Reichtum befindet sich hier", rief Boda Bodamore und tippte sich mehrfach mit dem ausgestreckten Finger gegen die Stirn.
    „Davon werde ich leider nicht satt, Herr."
    „Du wirst schon nicht verhungern, Fettsack."
    Der Wind blähte die Segel und gab der Windheule Auftrieb.
    Sie glitt erst langsam, dann aber immer schneller über die Hügel.
    Je mehr sie

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