0557 - Das Gesetz der Götzen
Junge", entgegnete Phil Aupon verweisend. „Hat Tonka nicht seine eigene Schnapsfabrik, eh?"
„Du meinst... Mankaikuon?" sagte Tonka Valuz verblüfft. „Das ist nicht dein Ernst!"
„Warum denn nicht, Tonka? Ein Mann, der wirklich Durst hat, läßt sich von keinen Schwierigkeiten abhalten."
„Mensch, Phil, Mankaikuon ist im Zoo von Terrania-City! Und der ist bekanntlich nachts geschlossen."
„Na und?"
Mandry O'Loon begann zu kichern.
„Das ist doch kein Hindernis für das Lattentrio", sagte er.
„Ich bin dabei."
Die drei Männer blickten sich an. Tonka Valuz begann zu lachen.
„Es war ohnehin ein bodenloser Leichtsinn, Mankaikuon in den Zoo zu geben. Er gehört an Bord der AMARILLO."
Tonka Valuz blickte sich um. Sie befanden sich in einer Nische eines sehr großen Raumes. Um ein Wasserbecken herum lagen und saßen die Gäste dieser Silvesterparty und lauschten einer raumfüllenden Musik, die die drei Männer in der Nische nicht hören konnten. Sie wurde mit Hilfe kleiner Gehörgangskristalle direkt auf die Trommelfelle der Männer und Frauen übertragen und vermittelten ihnen so ein optimales Musikerlebnis, dessen Schönheit sich niemand vorstellen konnte, der nicht selbst einen Kristall trug. Die drei Sergeanten gehörten zum Troß des Kommandanten der AMARILLO, Kanterdrahn Argo. Der Major hatte die drei Männer als Begleitung mitgebracht, um sich von ihnen hin und wieder bedienen zu lassen. Da es auf dieser Party bis dahin genügend zu trinken gegeben hatte, hatte keiner der drei etwas dagegen einzuwenden gehabt. Jetzt aber hatte der Kommandant eine Entscheidung gefällt, die ihnen nicht behagte.
Tonka Valuz nickte. Die Aufmerksamkeit der anderen Gäste konzentrierte sich auf die Musik und die Synchronlichtspiele im Wasserbecken, Auch Kanterdrahn Argo achtete nicht auf sie.
Ihm hätte Tonka Valuz niemals eine Neigung für musikalische Genüsse zugetraut. Er wäre weniger überrascht gewesen, wenn er den Kommandanten auf eine lärmerfüllte, wilde Party begleitet hätte. Der draufgängerische Mann, der den bezeichnenden Beinamen „Urzeitgorilla" trug, hätte ausgezeichnet in einen Kreis von Männern gepaßt, die die Jahreswende ebenso derb wie trinkfest feierten.
„Also los. Wir verschwinden", erklärte Tonka Valuz.
Die drei Männer erhoben sich und eilten auf unsicheren Füßen zum nächsten Ausgang. Kanterdrahn Argo merkte nichts.
Valuz und seine beiden Freunde traten wenig später in die kühle Nacht hinaus. Die klare Luft traf sie wie ein Schlag, steigerte ihren Mut noch mehr und beseitigte die letzten Spuren von Kritikfähigkeit und Urteilsvermögen. Unmittelbar vor dem Haus wartete ein Gleitertaxi.
Sie erreichten den zoologischen Garten von Terrania City innerhalb von wenigen Minuten. Unschlüssig standen sie vor dem Haupteingang, der verschlossen war.
„Es gibt nur eine Möglichkeit", sagte Tonka Valuz. „Wir müssen über die Mauer klettern."
Die drei Männer suchten etwa zehn Minuten, bis sie eine Stelle fanden, an der sie die Mauer überwinden konnten. Tonka Valuz kletterte mit Hilfe seiner beiden Freunde als erster hinüber. Auf der Mauerkrone blieb er sitzen und half erst Phil Aupon und dann dem kahlköpfigen O'Loon hinauf. Er legte ihm die Hand auf den Kopf.
„Du solltest dir wenigstens einen Hut aufsetzen, Kleiner", sagte er. „Deine Glatze spiegelt im Mondlicht wie ein Scheinwerfer."
O'Loon gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. Valuz rutschte von der Mauer und stürzte zwischen einige Büsche. Dadurch wurde sein Fall gemindert. Er schimpfte, wartete jedoch nicht ab, bis die beiden anderen Männer ihm folgten, sondern entfernte sich von der Mauer.
Als Phil Aupon und Mandry O'Loon von der Mauer sprangen und ebenfalls durch die Büsche gingen, saß Tonka Valuz mitten auf einer freien Rasenfläche auf dem Boden. Er hatte sich eine Zigarette angesteckt und lehnte mit dem Rücken gegen einen gefleckten Säbelzahntiger, der ausgestreckt neben ihm lag.
Die beiden Männer stießen einen erschreckten Schrei aus.
„Bist du verrückt, Tonka?" rief Phil Aupon stotternd. „Hau ab.
Los doch."
Tonka Valuz lachte. Er winkte ab.
„Macht euch nicht in die Hosen", antwortete er. „Das Biest ist doch ausgestopft. Oder glaubt ihr vielleicht, die Zooverwaltung würde einen echten Säbelzahntiger so dicht an der Außenmauer unterbringen?"
„Ach so", meinte Mandry O'Loon. „Dann bin ich ja beruhigt." In diesem Moment begann der „ausgestopfte" Säbelzahntiger
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