0558 - Aus dem Jenseits entlassen
Mister, was haben Sie gesehen?«
»Leere Flaschen.«
Suko begriff nicht. »Was meinen Sie damit?«
»Ich möchte mir gern volle kaufen.«
»Verstehe.« Der Kerl bekam von Suko fünf Pfund zugesteckt.
»Schön, Mister. Sie sind weg, einfach gegangen, dabei hatte Gerty noch ihren Bademantel an. Das ist schon ein komisches Paar, die beiden. Er ist nicht ganz dicht, vielleicht auch schwul, aber sie hält zu ihm.« Der Mann lachte. »Es gibt eben noch wahre Liebe.«
»Wann sind die gegangen?«
»Vor zwei oder drei Minuten. Sie mit Bademantel.«
»Wohin könnten sie…«
»Er verkehrt in einer bestimmten Kneipe. Ich würde da nicht reingehen und lieber verdursten, aber…«
»Im Honeymoon.«
»Oh, Mister, gehören Sie auch dazu? Dann will ich nichts gesagt haben, verstehen Sie?« Der Glatzkopf zog sich wieder zurück.
Bevor er in der Wohnung verschwinden konnte, war Suko da und hielt die Tür fest. »Keine Sorge, ich gehöre nicht dazu. Sie glauben also, daß die beiden in dieses Lokal gegangen sind?«
»Ja.«
»Danke.«
Als Suko sich zurückzog, hämmerte der Mann die Tür schnell zu.
Sein Fluchen schallte bis in den Flur.
Der Inspektor ärgerte sich über die fünf Pfund, verdammt viel Geld für eine magere Auskunft.
Wer das Lokal zu Fuß erreichen wollte, würde bestimmt nicht den offiziellen Weg über die Straße nehmen. Besonders dann nicht, wenn einer der beiden einen Bademantel trug. Das fiel selbst hier in dieser Ecke auf.
Suko flitzte die Treppe hinab. Er kam gerade zurecht, um die beiden Typen zu vertreiben, die wie streunende Hund um den BMW strichen. Dieses Rennpferd aus Blech hätten sie bestimmt gern besessen. In einer Einfahrt blieben sie stehen. Sie warfen noch einen Stein hinter dem Wagen her, trafen aber nicht.
Suko hatte es noch eiliger, und er machte sich die entsprechenden Vorwürfe. Nicht nur John Sinclair hatte dem Honeymoon einen Besuch abstatten wollen, auch Gerty und Paul Camrum. Dieses Lokal mußte so etwas wie eine Zentrale sein.
Fast wäre Suko vorbeigefahren. Er hatte auf seinem Weg zahlreiche Leuchtreklamen gesehen. Die vom Honeymoon war ausgeschaltet.
Suko fand einen freien Platz nicht weit vom Eingang entfernt.
Zwar mußte er auf dem Gehsteig parken, das machte ihm nichts. Er schaltete zudem die Alarmanlage ein und ging die paar Schritte zurück. Vor der verschlossenen Eingangstür blieb er stehen.
Sein Blick glitt an der Fassade hoch. Sie war düster wie die Nacht.
Auch die Tür zeigte eine dunkle Lackierung.
Das Guckloch für den Türsteher sah aus wie ein viereckiges Auge.
Suko mußte den Fall aufklären. Möglicherweise ging es um Menschenleben. Er nahm sein Besteck zu Hilfe und konnte das ziemlich primitive Schloß schnell knacken.
Ein widerlicher Geruch empfing ihn. Zusammengesetzt aus Parfüm und kaltem Rauch.
Als kalt empfand er auch die Atmosphäre innerhalb des Baus.
Zum Lokal selbst mußte er eine Treppe hinabsteigen. Sie führte an der Garderobe vorbei. An den zahlreichen gebogenen Haken hingen viele Mäntel und Jacken. Aber aus dem Lokal selbst drang nicht ein Laut nach oben. Es glich mehr einem Friedhof.
Suko rechnete damit, daß die Camrums durch einen Hintereingang die Disco betreten hatten, er nahm den normalen Weg und gelangte in einen mit rotem Licht ausgefüllten Raum, in dem der Gestank nicht um einen Deut abgenommen hatte.
Zwei Tische waren umgestürzt, auch ein Stuhl lag vor der Theke, ansonsten herrschte tatsächlich eine Stille wie auf dem Friedhof.
Kein Mensch ließ sich blicken.
Angespannt stand der Inspektor neben der Tanzfläche und drehte sich langsam im Kreis von den Tischen war nichts abgeräumt. Überall standen noch die Gläser und Flaschen. Auch beschmierte Teller entdeckte er. Einige Gäste hatten Häppchen zu sich genommen.
Er ging zur Bar, schaute dahinter. Scherben schimmerten auf dem Boden, ansonsten entdeckte er nichts, was auf einen Kampf hingedeutet hätte. Auch keine Spur von John Sinclair. Eine Nachricht hätte ihm John wirklich dalassen können.
Oder war er dazu nicht mehr in der Lage gewesen?
Wo konnten sich die Gäste sowie das Personal von Honeymoon aufhalten?
Sukos Suche galt irgendwelchen Türen. Es mußten Garderoben geben, die lagen meist hinter den offiziellen Räumen, oft verborgen von Vorhängen. Er kannte sich da aus.
Es war eine logische Konsequenz seiner Suche, daß er die Tür zu den Garderobenräume fand und auch die in die Tiefe führende Treppe sah. Keller übten auf Suko stets eine gewisse
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