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0559 - Kapitän Sensenmann

0559 - Kapitän Sensenmann

Titel: 0559 - Kapitän Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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des Teufels. Er hat stets zu ihm gehalten, schon damals, vor mehr als zweihundert Jahren, und der Teufel ließ ihn nicht im Stich. Kapitän Sensenmann raubte die Schiffe aus. Die Beute behielt er. Die Besatzung aber hängte er an die Rah, als Beute für den Teufel, damit dieser die Seelen der töten Seeleute bekam.«
    Sie hatte eine Erklärung abgegeben und wartete auf die Antwort ihrer Mutter.
    Harriet Bowman schüttelte sehr langsam den Kopf. »Das kann doch nicht stimmen«, flüsterte sie.
    »Es ist so.«
    »Der Kapitän ist eine Legende…«
    Gayle lachte. »Ist der Teufel auch eine Legende?«
    »Ja, ich…«
    »Nein, er ist keine. Er ist ebensowenig eine Legende wie der Kapitän Sensenmann. Das muß ich dir einfach sagen. Beide existieren, hast du verstanden?«
    Harriet nickte. »Du hast den Teufel gesehen?«
    »Ich nicht, aber ich sah den Kapitän. Seine Kraft steckt in ihm. Ich sah die neue Besatzung des Schiffes, zu der auch ich zähle. Erinnerst du dich an die verschwundenen Frauen?«
    »Natürlich…«
    »Sie alle, Mutter, habe ich wiedersehen können. Sie befinden sich auf dem Schiff. Ihre Körper sind teilweise verfault, dennoch leben sie. Auch mir wird es so ergehen. Ich werde weiterleben, und wenn mir das Fleisch von den Knochen fällt. Die Seele aber bleibt.«
    »Es ist ein Abkömmling des Teufels.«
    »Jetzt bestimmt, aber schau mich an.« Gayle klemmte zwischen Daumen und Zeigefinger ein Stück Haut und zog es in die Höhe.
    Dabei dehnte es sich so wie Gummi, bis es den Punkt erreicht hatte, wo die Haut riß. Gayle hielt das Stück hoch und sah den Ekel auf dem Gesicht ihrer Mutter. »Es hat nicht einmal geschmerzt, Mutter.«
    Harriet zuckte zurück. Sie hatte sich hart gegen die Rückenlehne gepreßt. Angst und Ekel lagen in ihrem Blick. Am liebsten wäre sie fortgelaufen, doch diese Kraft besaß sie einfach nicht.
    »Und noch etwas, Mutter. Auch wenn du es nicht wahrhaben willst, aber es ist eine Tatsache. Wir beide sind von nun an Verbündete. Verstehst du das? Wir gehören zusammen. Du kannst mich nicht mehr abweisen, denn du bist gewissermaßen die Zeugin eines Mordes. Du weißt, daß Emily nicht mehr lebt. Man wird kommen und dir Fragen stellen, und du wirst dich davor hüten, die Wahrheit zu sagen. Man könnte dir den Mord in die Schuhe schieben.«
    Harriet hatte zugehört, ohne ein Wort zu sagen. Sie dachte über das Gesprochene nach und mußte sich leider eingestehen, daß ihre Tochter auf eine gewisse Art und Weise recht behalten hatte. Sie konnte wirklich nicht mehr tun und lassen, was sie wollte. Gayle hatte sie in einen unsichtbaren Käfig gesperrt.
    »Ich will aber nicht!«
    »Du mußt, Mutter. Oder möchtest du vielleicht, daß man dich einsperrt und hinter Gitter steckt?«
    Harriet überlegte. Ihre Hände bewegten sich dabei fahrig über den Tisch. »Vielleicht ist das besser so«, sagte sie. »Lieber hinter Gittern sitzen, als…«
    »Auch dort würden wir dich finden, Mutter. Niemand darf unsere Pläne stören. Wir würden dich töten.«
    Mrs. Bowman erschrak nicht einmal, so abgestumpft war sie mit der Zeit geworden. »Wer würde mich denn umbringen? Du, Gayle?«
    »Wenn die Wahl auf mich fiele, bestimmt. Rechne immer damit, daß ich zwar noch aussehe wie deine Tochter, es aber nicht mehr bin. Hast du verstanden?«
    »Ja, leider.« Sie nickte, schaute auf die Tischplatte, sinnierte und fragte dann. »Was willst du eigentlich hier, und was willst du genau von mir?«
    »Das ist ganz einfach. Ich möchte dich mit in unseren Reigen einschließen.«
    »Nein, ich lebe!«
    Gayle lachte. Wieder erschien die graue Zunge zwischen ihren Lippen.
    »Ja, du lebst, du bist anders als wir. Trotzdem, liebe Mutter, mußt du zu mir oder zu uns halten. Ich weiß, daß du Besuch bekommen wirst. Dieser Fall hat viel Staub aufgewirbelt. Uns ist zu Ohren gekommen, daß extra aus London zwei Männer erschienen sind, die den Fall aufklären wollen. Sollten sie wider Erwarten die nächste Nacht überleben, werden sie versuchen, die Spuren erneut aufzunehmen. Sie müssen einen Anfang machen, und der führt auch über dich, Mutter. Du wirst sie nicht abweisen, sie in dein Haus bitten und mit ihnen sprechen.«
    »Und dann?«
    »Alles andere erledigen wir. Wie gesagt, Mutter, es ist alles einfach. Wenn sie überleben, werden sie hier bei dir ihr Leben aushauchen. Das haben wir dem Teufel versprechen müssen.«
    »Welche Rolle spielt der Kapitän? Was will er tun – was hat er vor?«
    »Schon damals ist er über

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