0559 - Zarkahrs Zorn
Kraftfeld zwang ihn in eine ungewollte Teleportation, denn im Raum war nicht mehr genug Platz geblieben.
Das letzte, was Zarkahr wahrnahm, war kein schallendes Gelächter, wie er es eigentlich erwartet hätte, sondern ein spöttisches, leises Kichern.
Das schmerzte viel tiefer.
Und damit hatte Zorrn sein Todesurteil unterzeichnet.
Er wußte es nur noch nicht…
***
In Wirklichkeit war Zorrn gar nicht so selbstbewußt und sicher, wie er sich Zarkahr gegenüber gab. Er fühlte sich durch Zarkahr bedroht.
Und er wußte durchaus, daß der Erzdämon stärker war als er!
Deshalb auch scheute er eine unmittelbare Konfrontation.
Er hatte Zarkahr nur deshalb zu sich vorgelassen, weil er sicher sein konnte, daß der uralte Erzdämon nicht hier und nicht jetzt gegen ihn kämpfen würde. Das konnte sich Zarkahr - noch - nicht leisten. Er wußte noch nicht genug über die Macht Verhältnisse im Multiversum.
Dabei ging es nicht nur um die 163 Jahre, die er praktisch »verschlafen« hatte. Auch vorher hatten sich schon Veränderungen ergeben, die er nicht registriert hatte. Jetzt aber wurde ihm klar, daß er in ganz neuen Strukturen denken mußte, daß Veränderungen in diesem Jahrhundert schneller stattfanden als in den früheren.
Wenn er auch nur halb so klug war, wie Zorrn ihn in Wirklichkeit einschätzte, würde er sich die Blöße nicht geben, schon jetzt mit Pauken und Trompeten aufzutreten, denn dann würde er ebenso pompös ins Weihwasserbecken fallen. Es gab genug Kleinigkeiten, die einem Unwissenden das Genick brechen konnten.
Noch war Zarkahr keine Gefahr für Zorrn. Aber mit jedem Tag sammelte Zarkahr mehr Informationen und mehr Wissen, und er war nicht dumm. Er würde wissen, daß er Zorrn nicht allein mit den Waffen der Vergangenheit schlagen konnte. Er würde sich der »neuen Generation« der Corr stellen -und vor allem den Vorurteilen, die während Zorrns Zeit gezüchtet worden waren.
Die Saat ging auf. Zorrn erntete jetzt einen Teil der Früchte, die er einst gesät hatte.
Deshalb lebte er jetzt noch.
Und er mußte gewalfig aufpassen, daß das auch so blieb!
Deshalb brauchte er jetzt ein Erfolgsergebnis. Eins der ganz besonderen Art.
Nicht Zamorras Tod, das war illusorisch. Die meisten Dämonen hatten längst begriffen, daß der Meister des Übersinnlichen zu stark für sie war. Natürlich versuchten sie alle nach wie vor, ihn zu vernichten, aber sie schickten »Kanonenfutter« vor. Dämonisierte Menschen oder niedere Dämonen, die sich profilieren mußten, um auf der Karriereleiter emporzusteigen. Arme Irre, die in Ungnade gefallen waren und sich durch eine solche Tat rehabilitieren konnten. Oder die einfach zu dumm waren, urn zu begreifen, welchen Gegner sie in Zamorra vor sich hatten.
Zorrn war auf etwas anderes aus.
Schon einmal war er nur sehr knapp gescheitert.
Aber vielleicht hatte er diesmal mehr Erfolg…
Es ging ihm um Julian Peters, den Träumer. Um das Telepathenkind, vor dem sich die Hölle so fürchtete. Um das Wesen, das in nur einem einzigen Jahr vom Neugeborenen zum erwachsenen Menschen herangereift war. Ein Jüngling, der sich auf den Thron des Fürsten der Finsternis gesetzt hatte - um die Dämonen zu knechten. Es war ein Glücksfall, daß er schon nach kurzer Zeit das Interesse daran verlor - wie ein Kind, das seines Spielzeugs überdrüssig wurde. Die Dämonen hatten aufgeatmet, aber nach wie vor gab es die allgemeine Bedrohung in Form des Telepathenkindes.
Schon einmal hatte er mächtige Erzdämonen gezwungen, seinem Willen zu gehorchen. Nach Merlins völlig verkorkstem Zeitexperiment hatte er mit ihrer Hilfe eine Zukunft verhindert, die selbst für die Dämonen zur Hölle geworden wäre. [3]
Das konnte sich aus weniger bedeutenden Gründen jederzeit wiederholen.
Aber Julian Peters hielt seinen Aufenthaltsort geheim.
Einmal war es Zorrn schon gelungen, Julian über dessen Träume aufzuspüren. Aber er hatte ihn nicht vernichten können. Trotz der Unterstützung durch Astaroth, Sarkana und einen mächtigen Werwolf. [4]
Doch Zorrn würde ihn erneut aufspüren. Eine Falle war bereit!
Und so suchte Zorrn nach Träumen…
***
»Wovon sprichst du?« fragte Nicole. »Von dem Ungeheuer in der ›Bass-Straße‹? Es ist doch vernichtet worden. Nicole hat es zersprengt. Du warst doch selbst dabei, ihr habt es doch mit Ricardos Yacht gehetzt.«
April Hedgeson, die sich ebenso wie Nicole auf dem Deck der SEASTAR sonnte, schüttelte den Kopf. Sie sah zur Küste, zu jenem
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