056 - Der Banknotenfälscher
einzuladen.
»Eigentlich hat er selbst es vorgeschlagen, er fand, ich sehe sehr abgespannt aus. Hast du auch wirklich nichts dagegen?«
Noch am vergangenen Abend hatte sie seine Absicht gebilligt. Aber jetzt? Wenn sie mit Peter allein blieb, gelang es ihr vielleicht, sein Vertrauen zu gewinnen.
»Wann wird er denn kommen?«
»Heute abend - aber wenn du willst, telefoniere ich ihm ab.«
Sie schüttelte den Kopf.
Noch am gleichen Vormittag machte sie eine Entdeckung. Peter war ins Dorf gegangen, und Anna hatte ihre Koffer ausgepackt und den Inhalt in verschiedenen Schränken und Kommoden untergebracht. Jane suchte Ihre Taschentücher und klingelte der alten Dienerin.
Anna überlegte und zog die Stirn in Falten. »Ach ja, ich habe alle Taschentücher in eine Schublade von Mr. Cliftons Schrank gelegt. Ich werde sie gleich holen.«
»Bemühen Sie sich nicht - ich werde sie schon finden.«
Jane ließ sich Zeit. Erst nach einer halben Stunde ging sie in Peters Zimmer. Das eine Schubfach war verschlossen, aber der Schlüssel lag auf dem Tisch. Sie nahm ihn und öffnete die Lade. Das erste, was sie sah, war ein Haufen kleiner Kupferplatten. Sie nahm die oberste heraus und erkannte sofort, daß es eine von der Sammlung war, die ihr Vater angeblich verloren haben sollte. Peter mußte sie hier aufbewahrt und dann vergessen haben. Sie dachte nach, wann die Platten vermißt worden waren. Richtig, am 1. April. Ihr Vater hatte noch einen Witz wegen des Datums gemacht. Er hatte abgestritten, die Platten je gehabt zu haben, und das Ganze für einen Aprilscherz Peters ausgegeben.
Als die alte Dienerin das Zimmer betrat, fragte Jane, wann Mr. Blonberg zuletzt in Longford Manor gewesen sei. Anna erinnerte sich, daß er Anfang April da war.
Ja, es paßte alles zusammen. Peter hatte Anfang April London verlassen, um angeblich nach Paris zu reisen.
Anna fuhr fort:
»Mr. Blonberg schläft aber nicht immer hier. Manchmal kommt er nur für einen Tag und fahrt abends wieder zurück.«
Jane seufzte. Dann wollte sie aber an etwas anderes denken und sagte Anna, daß Dr. Wells erwartet würde.
»Sicher gibt es noch ein weiteres Schlafzimmer im Haus?«
»Noch drei, gnädige Frau. Kommt der Herr allein?«
»Ich nehme an, daß er allein kommt.« Sie wollte nicht glauben, daß sie vielleicht Marjorie Wells unterhalten mußte.
Donald Wells kam wirklich allein.
»Kein Grund zur Besorgnis vorhanden«, erklärte er auf hre Frage. »Peter ist nur erschöpft - ich kann mir nicht denken, warum. Als er London verließ, war er frisch wie ein Fisch im Wasser. Hoffentlich hat ihn nicht das Weib, die Anderson, so fertiggemacht. - Wie es Marjorie geht? Gut«, gab er kurz zur Antwort.
Jane hatte den Eindruck, daß er nicht gern über seine Frau sprach. Sie ahnte, daß die Beziehungen zwischen Donald und seiner Frau nicht die besten waren, denn Basil Hate hatte ihr einmal erzählt, daß es nicht leicht sei, mit Mrs. Wells zu leben. Aber Basil hatte eine böse Zunge.
Wells war noch keine Stunde im Haus, als Jane seine Gegenwart schon als lästig empfand. Er war ein Hindernis für die Entwicklung eines besseren Verstehens zwischen Peter und ihr. Gegen Ende des Tages jedoch geschah etwas, das sie fürchten ließ, es werde niemals ein gegenseitiges Vertrauen geben.
Vor dem Tee war Jane einige Minuten mit Peter allein. Sie erinnerte sich ihres Fundes. Vielleicht wußte Peter gar nicht, daß die angeblich verlorenen Platten in seinem Schrank lagen.
»Ich habe ganz vergessen, dir zu erzählen, daß deine Platten in der Schublade sind - die Platten, von denen du glaubst, daß Papa sie verloren habe . . .«
Sie brach plötzlich ab. Sein Gesicht war aschfahl geworden.
»Woher weißt du das - was suchst du in meinem Schrank?«
Seine Stimme war scharf, fast zornig. Sein Ton überraschte sie.
»Ich wollte mir Taschentücher holen - aber warum bist do so böse, Peter? Ich dachte, du schätzest diese Radierungen sehr . ..«
Er war sichtlich bemüht, sein Gleichgewicht zurückzugewinnen.
»Verzeih - ich bin so heftig. Also in der Schublade sind sie? Wie gedankenlos von mir. Und vermutlich ließ ich auch noch den Schlüssel auf dem Tisch liegen? Ich brauche anscheinend eine Kinderfrau!«
Die Farbe war wieder in sein Gesicht zurückgekehrt, aber er schien über ihre Entdeckung ganz unglücklich zu sein. Sie wußte, daß er gelogen hatte - sehr ungeschickt gelogen hatte.
»Wie unangenehm - und ich habe deinen Vater beschuldigt, sie verloren zu haben.
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