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056 - Der Banknotenfälscher

056 - Der Banknotenfälscher

Titel: 056 - Der Banknotenfälscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sie begonnen hatte, und neigte angestrengt lauschend ihren Kopf.
    »Ich höre den lieben Donald in der Halle. Er wird sich fragen, welch unheimliche Patientengeheimnisse ich Ihnen inzwischen verraten haben mag. Lassen Sie uns hinuntergehen. Ich möchte mir Peter gut anschauen . . . Und vergessen Sie nicht, daß ich ganz närrisch in ihn verliebt bin!«
    »Ich sehe in Ihnen trotzdem keine Nebenbuhlerin«, bemerkte Jane zweideutig.
    Marjorie sah sie mit einem unergründlichen Blick an. Dann gingen sie in die Halle.
    Dr. Wells Feingefühl für Situationen grenzte nahezu an Hellseherei. Seine Frau hatte das schon oft bemerkt und hatte nun wieder Gelegenheit, sich über diese Gabe zu wundern.
    Er warf nur einen einzigen Blick auf Janes Gesicht und sagte dann, sichtlich zum Verdruß Peters: »Hate ist hier gewesen und hat eine Menge dummes Zeug über Peter geschwätzt.«
    Marjorie strengte sich erst gar nicht an, Erstaunen zu heucheln. Sie hatte es früher manchmal versucht, aber es war ihr nie gelungen, ihn zu täuschen.
    »Jane hat es mir eben erzählt«, bemerkte sie. »Ich wußte, daß dieses betrunkene Subjekt sich früher oder später unangenehm bemerkbar machen würde.«
    Doch dann wechselte sie geschickt das Thema, womit auch Donald offensichtlich ganz einverstanden war, und es wurde nur noch über Nichtigkeiten geplaudert.

9
    Als Jane sich in ihr Schlafzimmer zurückzog, dessen Tür sie diesmal abschloß, fand sie, daß der ereignisreiche Tag einen nichtssagenden Abschluß gefunden hatte. Schon im Laufe des Abends hatte sie den Entschluß gefaßt, ihrem Vater über alles zu berichten. Glücklicherweise war ein gehöriger Vorrat an Briefpapier in ihrem Zimmer, denn sie begann ihren Brief mindestens ein halbdutzendmal, um ihn immer wieder zu zerreißen.
    Jane war gewöhnt, ihrem Vater alles anzuvertrauen, was sie bewegte, aber diesmal fiel es ihr nicht leicht. Sie wollte ihm gar nichts verschweigen; er sollte so erschüttert sein, daß ihm gar nichts anderes übrig blieb, als sie abzuholen und nach Hause mitzunehmen. Gab es denn noch einen anderen Ausweg aus ihrer Lage? War sie nicht mit einem Fälscher verheiratet, auf den eine lebenslängliche Haftstrafe wartete? Und dennoch erschien ihr dies, während sie schrieb, noch verhältnismäßig bedeutungslos neben der viel größeren und schrecklicheren Gefahr, die bereits ihre Schatten vorausgeworfen hatte. Sie schrieb:
›. . . Ich weiß nicht, Papa, was Du anderes tun könntest, als mich heimzuholen. Peter wird es wohl verstehen. Er ahnt, daß ich alles weiß, und er war mir gegenüber stets sehr liebevoll und fürsorglich. Ich komme mir jetzt, da ich davonlaufen will, wie ein Feigling vor. Aber noch eine Woche eines solchen Daseins, und meine Nerven sind für alle Zeiten ruiniert. . .‹
    Sie saß bis ein Uhr nachts an ihrem Schreibtisch, dann nahm sie den Brief und verbrannte ihn im Kamin. Peter und Dr. Wells waren inzwischen zu Bett gegangen; sie hatte gehört, wie Peter seine Tür schloß und dem anderen eine gute Nacht wünschte. Ihr war im Kopf ganz wirr, sie war vollkommen erschöpft. Nur wenige Sekunden nachdem sie das Licht ausgemacht hatte, fiel sie in tiefen Schlaf.
    »Tap, tap, tap!« Es pochte leise, aber ausdauernd an ihrer Tür. Sie erwachte sofort und richtete sich mit fliegenden Pulsen auf.
    »Wer ist da?« fragte sie leise.
    »Ich bin es - Marjorie. Lassen Sie mich ein!«
    Die geflüsterten Worte klangen überaus dringlich. Jane schlüpfte aus dem Bett, sperrte die Tür auf und ließ die Frau ein.
    »Schließen Sie wieder ab!«
    Die Hand, die sich auf Janes bloßen Arm gelegt hatte, war eiskalt und zitterte.
    »Was gibt es denn?«
    Marjorie mußte gefühlt haben, daß Jane nach dem Schalter ihrer Nachttischlampe griff, denn sie hielt sie zurück.
    »Kein Licht machen! Ich habe nur einen meiner Anfälle von Nervosität und kann nicht schlafen! Das ist ja ein fürchterliches Haus!«
    Sie hatte offenbar ihren Schlafrock über dem Arm mitgebracht, denn Jane hörte das Knistern von Seide.
    »Wo schläft eigentlich Peter?«
    »Im Zimmer hinter dem kleinen Salon. Wollen Sie mit ihm sprechen?«
    Einige Zeit kam keine Antwort, dann sagte Marjorie:
    »Es ist doch sehr dunkel hier. Sind die Vorhänge dicht, oder kann man von draußen sehen, wenn hier Licht gemacht wird?«
    »Sicher nicht«, wunderte sich Jane.
    »Gut. Dann drehen Sie bitte doch das Licht an.«
    Im warmen Schein der Lampe erschien Marjories Gesicht sehr bleich und abgespannt.
    »Und wo

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