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056 - Der Banknotenfälscher

056 - Der Banknotenfälscher

Titel: 056 - Der Banknotenfälscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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auf der Decke. Sie schlich auf Zehenspitzen näher. Doch dann konnte sie nur mühsam einen Schrei unterdrücken. Seine weiße Hemdbrust, sein Gesicht und die herabhängende Hand waren blutverschmiert; der Kragen war offen und verdrückt, die schwarze Krawatte hing lose herab. Er hatte noch immer seine Schuhe an - sie waren schmutzverkrustet, und auch die seidene Decke wies Schmutzspuren auf.
    Jane blieb entsetzt stehen und hielt sich am Fußende des Bettes fest. Da sah sie auf dem Bettvorleger einen großen Hammer liegen. Mechanisch bückte sie sich, um ihn aufzuheben. Das unheimliche Ding war klebrig von Blut, und Jane hätte es am liebsten von sich geschleudert. Doch einer unwillkürlichen Regung folgend, legte sie den Hammer auf den Nachttisch.
    »Peter!«, flüsterte sie verängstigt, »Peter!«
    Sie rüttelte ihn mit aller Kraft, konnte ihn aber nicht wachbekommen. Am liebsten wäre sie aus diesem Zimmer geflohen, aber ein plötzlich erwachtes Gefühl, das stärker war als die Angst, hielt sie zurück. Der Mann, der da lag, war vor Gott und der Welt ihr Gatte; sie hatte die Pflicht, zu ihm zu stehen, wenn es auch in Anbetracht der Schuldbeweise, die sie vor Augen hatte, geradezu grotesk war, noch von einer Pflicht zu sprechen. Es war ein Mord begangen worden - der Schrei in der Nacht hatte seine grausige Erklärung gefunden.
    Jane verriegelte die Tür, dann versuchte sie noch einmal ihren Mann aufzuwecken. Er stöhnte, als sie ihn schüttelte, öffnete aber nicht die Augen. Bald würden die Dienstboten ihr Tagewerk beginnen, und Peter würde vor aller Welt als Mörder entlarvt sein. Dieser entsetzliche Gedanke trieb sie zur Eile an.
    Jane schaltete das Licht ein, überzeugte sich nochmals, daß nur Hemd und Rock mit Blut bespritzt waren, und machte sich entschlossen daran, den schweren, fast unbeweglichen Mann zu entkleiden. Dann trug sie Schuhe, Rock, Weste und das gräßlich aussehende Hemd in ihr eigenes Schlafzimmer. Sie erhitzte dort Wasser im Teekessel, füllte es in ein Waschbecken und ging damit zu ihm zurück, um sein Gesicht und seine Hände von den blutigen Spuren der nächtlichen Tragödie zu säubern. Er erwachte nicht, murmelte aber einige Worte. Sie beugte sich über ihn, um besser hören zu können.
    ». . . Basil ... du Schwein . . .«, konnte sie verstehen, dann verstummte Peter wieder.
    Mit einem Stück Papier faßte Jane den Hammer an, trug ihn ebenfalls in ihr Zimmer und warf ihn in das Kaminfeuer, Dann zerbrach sie sich den Kopf, wie sie die blutigen Kleidungsstücke verschwinden lassen könnte. Ihr Geist arbeitete fieberhaft; es war ihr zumute, als hätte sie selbst das Verbrechen begangen und müßte nun um ihrer eigenen Sicherheit willen alle Spuren verwischen. Verbrennen konnte sie die Kleider nicht; sie schnürte sie daher zu einem Bündel zusammen und verbarg sie in ihrem Koffer. Dann ging sie wieder in sein Zimmer zurück, öffnete den Schrank und nahm einen anderen Smoking und ein anderes Hemd heraus, in das sie die Manschettenknöpfe einzog, die sie aus dem blutbefleckten Hemd entfernt hatte.
    Inzwischen war der Hammerstiel verbrannt und der Eisenkopf rotglühend geworden. Jane holte das Eisen mit dem Schürhaken auf den Blechvorsatz heraus, um es abkühlen zu lassen. Dann erinnerte sie sich der Leiter, ging wieder in Peters Zimmer und stieß sie vom Fenster ab, so daß sie auf den Rasen fiel. Mit fliegenden Händen schloß sie das Fenster und zog die Vorhänge vor, dann eilte sie wieder in ihr Zimmer zurück und wartete auf das Erwachen des Hauses.
    Schon eine halbe Stunde später brachte Anna ihr den Tee.
    »Was, gnädige Frau, Sie sind schon aufgestanden?« fragte sie überrascht.
    Jane zwang sich zu einem Lächeln.
    »Es wäre Sünde, an einem so schönen Morgen länger im Bett zu bleiben«, sagte sie leichthin.
    Anna zögerte auf der Schwelle.
    »Verzeihen Sie, gnädige Frau, haben Sie in der Nacht etwas gehört?«
    Jane schüttelte den Kopf.
    »Was hätte ich denn hören sollen?«
    »Irgendwer hat furchtbar geschrieen, es klang, als ob ein großer Hund laut geheult hätte. Auch Parson und der Gärtner, der im Pförtnerhäuschen schläft, haben es gehört.«
    »Es wird wDhl auch ein Hund gewesen sein«, meinte Jane.
    Nachdem Anna sich entfernt hatte, ging Jane aus dem Haus. Niemand war zu sehen, nicht einmal der Gärtner. Sie schlenderte bis vor Peters Fenster, hob die Gartenleiter auf, die ein beträchtliches Gewicht hatte, und schleppte sie ein Stück weit über den Rasen.

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