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056 - Der Banknotenfälscher

056 - Der Banknotenfälscher

Titel: 056 - Der Banknotenfälscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Schwächling bin, aber ich fürchte mich - ich fürchte mich entsetzlich!«
    »Vor Peter?«
    »Nein, ich habe nicht Angst vor ihm, sondern um ihn. Sie wissen, daß ich ihn nicht aus Liebe geheiratet habe, sondern weil mein Vater es wollte. Aber jetzt mache ich mir große Sorgen um ihn.«
    Marjories dunkle Augen waren fest auf Jane gerichtet.
    »Also Peters Vater war irrsinnig«, murmelte sie nachdenklich. »Jetzt wird mir manches klar. Wie töricht bin ich doch gewesen!« Und nach einer Pause fragte sie unvermittelt: »Ist Peter vielleicht der ›Fuchs‹?«
    Jane fuhr auf.
    »Nein, nein, nein!« keuchte sie atemlos. Aber dann nahm sie sich zusammen und fragte ruhiger: »Wen meinen Sie denn mit dem ›Fuchs‹? Etwa der Banknotenfälscher?«
    »Jawohl, den meine ich«, antwortete Marjorie unerbittlich. »Den Mann, von dem ganz London spricht.«
    Jane schwieg. Nach einer Weile erklärte Marjorie nachdenklich:
    »Jetzt verstehe ich alles . . . Und wer hat Ihnen gesagt, daß Peter der ›Fuchs‹ ist?«
    Erst jetzt kam es Jane zu Bewußtsein, was für einen schweren Fehler sie begangen hatte. In einem Augenblick erbärmlicher Schwäche hatte sie ausgerechnet die Person ihre Geheimnisse erraten lassen, der sie am wenigsten traute.
    Gewaltsam versuchte sie, das Gespräch wieder in normale Bahnen zu lenken. »Was reden Sie da für einen Unsinn? Ich habe Ihnen doch nur erzählt, was Basil über Peter gesagt hat. Ich vermute, daß Sie das schon vorher gewußt haben.«
    Marjorie schüttelte den Kopf.
    »Donald erzählt mir niemals etwas aus seinem Beruf«, erklärte sie mit hartem Lächeln. »Aber ich kann manches erraten. Doch niemals hätte ich vermutet, daß Peter verrückt sein könnte - und das hat Basil wohl behauptet?« Sie legte ihren Arm um die bebenden Schultern der jungen Frau. »Ich beginne, Ihnen gegenüber fast mütterlich zu empfinden«, fuhr sie fort, aber Jane fühlte den Spott aus ihren Worten heraus und entzog sich der Umarmung, »obwohl ich Sie nie leiden konnte und Sie mich bisher immer verabscheut haben. Ich nehme an, Sie wissen, daß ich in Peter verliebt bin?«
    Das klang leichthin gesagt wie im Scherz, doch ein Blick in Marjories Augen verriet Jane, daß sich hinter dem harmlosen Ton die Wahrheit verbarg.
    »Dieses Bekenntnis einer verheirateten Frau wird Ihnen sehr ungehörig vorkommen«, lächelte Marjorie, »aber es ist wirklich wahr: Ich bin in Peter verliebt . . . Natürlich innerhalb gewisser Grenzen!«
    Jane blickte entsetzt zu der vor ihr stehenden Frau auf. Einen Augenblick flammte Empörung in ihr auf, die aber bald wieder verebbte.
    »Glücklicherweise lieben Sie ihn nicht«, meinte Marjorie, »denn sonst würden Sie mich jetzt wohl am liebsten ermorden. Aber Sie haben ihn gern und sorgen sich um ihn - das heißt, daß Sie im Begriff stehen, sich in ihn zu verlieben.« Sie seufzte auf. »Peter hat Ihnen natürlich niemals erzählt, wieviel boshafte Bemerkungen ich schon über Sie gemacht habe - aber der liebe Kerl hat sie vermutlich gar nicht verstanden!«
    Donalds Frau trat wieder zum Spiegel und zog ihre Lippen nach.
    »Ich kann es noch immer nicht fassen! Welche Überraschung! Sie nickte ihrem Spiegelbild freundlich zu. »Und Basil hat es Ihnen gesagt? Er hat gewiß nicht gelogen, er lügt nie, wenn er einem weh tun will.« Ihre Stimme wurde seidenweich. »Eigentlich bedauere ich Basil sehr. Er ist zwar nicht viel wert, aber so ungemein unterhaltend.«
    »Und weshalb bedauern Sie ihn?« fragte Jane.
    Marjorie wandte sich nicht um, sondern fuhr in ihrer Beschäftigung mit dem Lippenstift fort.
    »Weil ich fürchte«, sagte sie langsam und unbewegt, »daß Basil nicht mehr lange leben wird!«
    Jane starrte sie verwundert an.
    »Was soll denn das heißen?«
    »Nun, er hat es Ihnen doch gesagt, nicht wahr? Und Peter weiß es. . .«
    Jane hatte das Gefühl, daß Marjorie im Begriff stand, eine Behauptung von fürchterlicher Tragweite aufzustellen, doch im letzten Augenblick brach sie ab und lachte nur leise vor sich hin.
    Marjorie Wells war zwar tatsächlich in Peter verliebt, aber sich selbst liebte sie doch weitaus mehr. Und jetzt war ihr klargeworden, daß sich völlig neue Möglichkeiten für sie boten, ihr Leben zu gestalten. Es waren ihr Dinge zur Kenntnis gekommen, die sie vom Platz des Beobachters auf den eines Teilnehmers an einem so raffinierten Spiel gerückt hatten, daß sie dessen wirkliche Bedeutung erst jetzt begreifen konnte.
    Sie hörte ebenso plötzlich zu lachen auf, wie

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