056 - Der Banknotenfälscher
Da hörte sie, wie jemand ihren Namen rief. Sie drehte sich um und sah den Gärtner, der wild gestikulierend auf sie zulief.
»Oh, gnädige Frau«, keuchte er, »ich habe etwas Gräßliches gesehen!«
Janes Herzschlag setzte aus und sie raffte alle Kräfte zusammen, um gegen das gewappnet zu sein, was jetzt kommen mußte.
»Ein toter Mann . . . Ein Ermordeter . . . Der rothaarige Herr ist es, der gestern da war . . . Drunten bei der Gartenmauer liegt er ... Erschlagen!«
Jane starrte den Mann an. Jetzt war kein Zweifel mehr möglich: Peter hatte Basil Hate erschlagen!
10
In der Halle begegnete ihr Donald Wells, der gerade die Treppe heruntergekommen war. Er warf nur einen Blick auf ihr Gesicht und war schon an ihrer Seite.
»Um Himmels willen, was ist denn mit Ihnen los?«
Sie konnte nicht sprechen und deutete nur durch das Tor auf den verstörten Gärtner. Donald wartete einen Augenblick am Fuß der Treppe und rief dann seine Frau. Nach wenigen Minuten erschien Marjorie, in einen Schlafrock gehüllt.
»Komm und nimm dich Janes an«, befahl er, dann ging er zum Gärtner hinaus.
Der Mann hatte nicht viel zu berichten. Auf dem Weg zum Geräteschuppen hatte er aus dem Buschwerk die Füße eines Mannes hervorragen gesehen. Zunächst glaubte er, es sei ein eingeschlafener Landstreicher, aber dann sah er ...
»Warten Sie hier, ich komme gleich wieder.«
Donald Wells kehrte zu Jane zurück. »Ist Peter schon aufgestanden?«
Jane schüttelte verneinend den Kopf. »Ich habe ihn noch nicht gehört.«
»Bitte, kommen Sie mit mir hinauf.« Er eilte ihr voran die Treppe hinauf und rief seiner Frau zu: »Du gehst einstweilen in dein Zimmer, Marjorie.«
»Ich denke gar nicht daran«, erklärte Marjorie kühl. »Was gibt es denn?«
»Jemand ist im Garten verletzt oder getötet worden.«
»Mein Gott! Das also war der Schrei . . .«
»Was für ein Schrei?« Er wandte sich auf halber Treppenhöhe nach ihr um und schaute auf sie hinab. »Du hast ihn also auch gehört? Ich hoffte, du hättest geschlafen. Mich hat er aufgeweckt. Du solltest doch besser in dein Zimmer gehen.« »Ich sehe gar keinen Grund dafür.«
Marjorie war hartnäckig, und seltsamerweise ärgerte er sich nicht weiter darüber. Er klopfte an Peters Tür und drückte auf die Klinke, konnte jedoch nicht öffnen.
»Peter!« rief er, es kam aber keine Antwort. »Gibt es noch einen anderen Zugang zu seinem Zimmer?«
Jane fiel es plötzlich ein, daß sie die Tür ja verriegelt hatte, und beinahe hätte sie sich verraten.
»Ja, man kann auch durch den kleinen Salon hineingehen«, zeigte sie ihm den Weg.
»Ich habe ihm gestern abend ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben, aber es dürfte doch nicht so lange wirken. Hörten Sie ihn in der Nacht vielleicht umhergehen?«
Jane verneinte und folgte dem Arzt in Peters Schlafzimmer. Er lag genauso da, wie sie ihn verlassen hatte, die Daunendecke über die Schultern gezogen und regelmäßig atmend.
»Ziehen Sie die Vorhänge auseinander«, befahl Donald. Sie tat es, und er beugte sich über den Schlafenden.
Er unterdrückte einen überraschten Ausruf.
»Was ist denn los?« Marjorie stand im Türrahmen, bemüht, Ihre Stimme in die Gewalt zu bekommen.
»Gar nichts«, fuhr Donald sie an. Dann wandte er sich an Jane: »Was ist nur mit Ihrem Mann? Wachen Sie auf, Peter!«
Zu ihrer großen Erleichterung schlug Peter die Augen auf. Er reckte seine Arme und murmelte: »Herrgott, tut mir der Kopfweh!«
Donald sah sich mit forschenden Blicken im Zimmer um.
»Sonderbar, er ist ja halb bekleidet«, bemerkte er, »wo sind denn seine anderen Sachen?«
»Da.« Jane zeigte auf die über einen Stuhl gelegten Kleider.
»Kleider? Was wollt ihr mit meinen Kleidern?« stöhnte Peter. Er saß auf der Bettkante und hatte das Gesicht in den Händen vergraben; offenbar war ihm die Gegenwart der Frauen noch gar nicht bewußt geworden. »Großer Gott, Sie haben mir aber ge stern abend eine gehörige Dosis gegeben, Donald! Ich fühle mich halbtot.«
Donald rief seiner Frau zu: »Hol mein Arzneikästchen und ein Glas Wasser.«
Während er auf Marjories Rückkehr wartete, trat er ans Fenster uad blickte hinaus. Jane fand, daß er ganz verstört aussah, und ihr fiel auf, daß er sich gar nicht mehr um den fröstelnden Gärtner drunten und um die Leiche im Buschwerk kümmerte. Sie mußte ihn erst daran erinnern, daß er doch nachsehen wollte.
»Der Tote ist Basil Hate«, sagte sie kurz.
Donald blickte sie scharf an.
»Woher
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