056 - Der Banknotenfälscher
verrät nichts, bis der Fall für ihn ganz klar ist - und dann läßt er die Bombe platzen. Und noch etwas kann ich Ihnen sagen, Doktor: Bourke würde seinen eigenen Bruder nicht schützen, wenn der etwas auf dem Kerbholz hätte. Der Chefinspektor ist nicht bestechlich, selbst wenn man ihm zwanzig- oder fünfzigtausend Pfund anbieten würde. Ich mache mir erhebliche Sorgen ..,«
»Sorgen? Sie?«
Rouper nickte. »Sie wissen nicht, wie viele Beamte schon auf Bourkes Veranlassung aus Scotland Yard hinausgeworfen wurden. Deshalb habe ich Angst vor ihm. Beim Präsidenten hat sein Wort ebensoviel Gewicht wie ein Eid.« Donald Wells lachte verächtlich.
»Und Sie denken, er wird jetzt über Sie herfallen, nicht wahr? Seien Sie kein Narr, Rouper. Sie haben nichts zu fürchten. Sie haben nach bestem Wissen und Gewissen Ihre Pflicht getan. Sie haben niemanden gedeckt, und Sie bemühen sich redlich, den Mörder den Behörden zu übergeben. Dafür kann man nicht aus Scotland Yard hinausgefeuert werden.«
»Aber wenn Clifton nicht der Mörder ist«, brummte Rouper verdrießlich, »sitze ich in der Tinte. Bei dem Fall gibt es viel, was ich nicht verstehe, Doktor. Sie haben mir gesagt, Clifton sei der Mörder, denn sie hätten ihn blutbefleckt im Bett liegen sehen. Sie haben behauptet, seine Frau habe seine Kleider mit nach London genommen, und ich würde sie in ihrer Wohnung finden. Außerdem haben Sie mir erklärt, es gebe ein Tagebuch, in dem er Aufzeichnungen über alle seine Falschgeldaktionen gemacht habe. Nichts davon hat sich gefunden. Ich habe dem Beamten, der den Mord von Sydenham aufzuklären hat, über alles berichtet, aber er sagte mir, er habe die Pistole nicht gefunden, und es gebe keinen Beweis dafür, daß Clifton sich in der Mordnacht in der Nähe von Radlows Haus aufgehalten habe. Woher wollen Sie denn wissen, daß er dort gewesen ist?«
Roupers Ton war entschieden feindselig, und zum erstenmal überkam Donald etwas wie eine böse Ahnung. Der Inspektor hatte ihn schon viel Geld gekostet, und er hatte immer geglaubt, ihn völlig in der Hand zu haben.
»Warum erstatten Sie denn keine Anzeige, wenn es wahr ist, daß Clifton Ihnen seine Morde gestanden hat?« fuhr Rouper grimmig fort.
Es lag Donald Wells auf der Zunge, zu erklären, daß er den größten Teil der Nacht damit verbracht habe, eine solche Anzeige niederzuschreiben, daß er dieses Schriftstück dann aber nach reiflicher Überlegung verbrannt habe.
Statt dessen fragte er; »Gibt es etwas Neues über unseren Freund, den ›Fuchs‹?«
Bezeichnenderweise zögerte Rouper mit der Antwort. Sonst hatte er immer, ohne auch nur zu überlegen, die kostbaren Geheimnisse von Scotland Yard ausgeplaudert.
»Ja«, meinte er schließlich mürrisch. »Die französische Polizei behauptet, daß in der nächsten Woche in London oder Paris - ich weiß nicht mehr genau wo - eine große Zahl holländischer Banknoten in Umlauf gesetzt werden soll. - Übrigens, die Anderson soll wieder ganz vernünftig sein; ich hatte geglaubt, daß sie verrückt wird. Wußten Sie, daß Hate ihr Sohn war?« Donald schüttelte den Kopf.
»Ich habe es auch erst jetzt erfahren und war ganz verblüfft über diese Entdeckung«, sagte er, ohne jedoch den Inspektor überzeugen zu können.
Rouper fuhr direkt nach Longford Manor. Sein Auto stand schon vor der Tür. Donald wartete, bis er weg war, und ging dann in die Oxford Street. Er hatte eine wichtige Besprechung mit seinem Bankier, den er mit dem Verkauf aller seiner Wertpapiere beauftragte. Wells traf alle Vorbereitungen für den Zusammenbruch. Die Drohung, daß er seine Frau einen Monat lang eingesperrt halten würde, war nichts als Bluff. Wenn sich sein Plan in der nächsten Woche nicht durchführen ließ, brauchte er all sein Geld und noch mehr - seinen ganzen Verstand.
Marjorie war für ihn jetzt ein Problem. Er hatte in einem Wutanfall gehandelt, als er sie eingesperrt und die Nachricht verbreitet hatte, daß sie ins Ausland gereist sei. Marjorie hinter verschlossenen Türen war eine Gefahr. Wenn sie es darauf anlegte, konnte sie leicht vom Fenster aus die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Eine freie, ihm verbündete Marjorie dagegen konnte ihm behilflich sein; sie war vielleicht der einzige Mensch, auf den er sich stützen konnte.
Zu Hause öffnete ihm sein Diener bereits in Straßenkleidern die Tür; der Mann wollte am Nachmittag in Urlaub gehen. Er berichtete, daß Rouper schon zweimal angerufen habe. »Er schien ziemlich erregt
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