056 - Der Banknotenfälscher
Meinen Papieren beizulegen und nicht zu öffnen!« Dann steckte er den Umschlag in ein anderes Kuvert und versiegelte es. In diesem Augenblick trat Marjorie ein.
»Hast du zu tun?« fragte sie. »Ich habe noch einmal darüber nachgedacht, was ich eigentlich damals zu Jane gesagt habe und wie ihre Reaktion darauf war. Gib dich keiner Täuschung über sie hin.«
»Wie meinst du das?« wollte Donald wissen.
»Jane ist nicht dumm, und ich glaube nicht, daß es so leicht sein wird, mit ihr fertig zu werden, wie du dir einbildest. Ich würde mich an deiner Stelle nicht darauf verlassen, daß Peter ihr gleichgültig ist. Ich bin sicher, daß sie ihn gern hat.«
»Unsinn!« meinte er verächtlich. »Sie verteidigt Peter nur aus einer Art von Pflichtgefühl.«
Marjorie schüttelte nachdrücklich den Kopf: »Sie hat ihn wirklich gern - und uns beiden traut sie nicht.«
»Nach allem, was du geschwatzt hast, ist das kein Wunder«, grollte Donald. »Aber sie hat auch ihren Vater gern, meine Liebe, und sie wird in jedem Fall seinen Rat befolgen, wenn sie vor eine Entscheidung gestellt wird.«
Aber Marjorie war nicht zu überzeugen: »Das erscheint mir äußerst fraglich.«
»Nun gut. Wahrscheinlich irrst du dich, aber ich werde mich vorsehen.«
Donald Wells hatte von weiblicher Intelligenz keine sehr hohe Meinung, und daher hatte er nicht damit gerechnet, daß Jane Clifton seine Pläne durchkreuzen könne. Ärgerlich zuckte er die Schultern, adressierte rasch den an sie gerichteten Brief und steckte ihn in die Tasche. Jedenfalls würde er sie am Nachmittag aufsuchen. Und nachdem er Marjories Warnung gehört hatte, würde es ihm leichter fallen, sich ein Bild über sie zu machen.
Wells ging zum Postamt in der Wigmore Street und gab den Brief eingeschrieben auf. Seine Gedanken kreisten immer noch um Jane. Ein unerklärliches Unbehagen hatte ihn erfaßt. Er hatte das Gefühl, einem Irrtum erlegen zu sein - freilich nicht in bezug auf Jane Clifton.
Ein Taxi brachte ihn nach St. John's Wood. Er stieg vor John Leiths Haus aus und ließ den Chauffeur warten. Das Dienstmädchen sagte ihm, daß Leith im Garten sei. Donald hatte das erwartet.
Hinter dem Haus befand sich ein hübscher Garten, an dessen Ende ein kleiner Pavillon stand. John Leith ging gerade darauf zu, als er seinen Besucher kommen sah.
»Nun?« fragte er. Seiner Stimme fehlte die gewohnte Festigkeit; sie verriet eine Nervosität, die an ihm neu war.
Donald folgte ihm in das Gartenhäuschen und ließ sich seufzend in einen Rohrsessel fallen.
»Ich werde heute nacht das Orakel befragen«, sagte er leichthin.
»Viel Spaß!« brummte John Leith.
Donald sah ihn erstaunt an.
»Ich habe mich oft gefragt, wie Sie in diese Organisation gekommen sind, John.«
John Leith zuckte die Achseln.
»Vielleicht haben Sie sich auch schon oft gefragt, wovon ich lebe«, spottete er. »Ich bin auf dieselbe Weise hineingekommen wie Sie - ich nehme es wenigstens an.«
Donald beugte sich vor und dämpfte seine Stimme.
»Haben Sie jemals den ›Fuchs‹ gesehen?« fragte er.
»Bewußt jedenfalls nicht«, erwiderte John Leith. »Vermutlich haben Sie und ich die gleichen Erfahrungen gemacht. Ich habe in jenem theatralisch aufgemachten Raum mit ihm gesprochen, habe sein Falschgeld verteilt und habe selber welches bis nach Bukarest geschafft.«
Wells zündete sich eine Zigarette an.
»Ich bin ein wenig beunruhigt«, sagte er. »In Sorge um mich, um Sie und um Jane.«
»Warum um Jane?« fragte John Leith hastig.
»Ich will Ihnen sagen, warum ich mir Sorgen mache.« Donald zog seinen Stuhl näher an Leith heran. »Angenommen, wir bringen die Sache in Gang. Angenommen, ich kann Peter überreden, daß er sich entmündigen läßt und die Verwaltung seines Vermögens Jane überträgt - können wir denn sicher sein, daß nicht der ›Fuchs‹ uns die Früchte unserer Arbeit entreißt?«
John Leith biß sich auf die Lippen.
»Ich weiß es nicht, aber ich habe auch schon darüber nachgedacht.« Dann barg er sein Gesicht in den Händen und stöhnte:
»Mein Gott, ich habe gedacht, alles würde rasch und ohne Schwierigkeiten durchzuführen sein. Aber daß Basil ermordet werden konnte, hatte ich nicht geahnt! Das ist entsetzlich! Geplant war doch nur, daß er verschwinden sollte und daß Sie einen Mord vortäuschen.« Jäh hob er den Kopf und sah den anderen scharf an: »Bei diesem Mord gibt es für meinen Geschmack zu viele Zufälle, Donald.«
»Ich kann nur wiederholen, daß er von
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