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056 - Der Banknotenfälscher

056 - Der Banknotenfälscher

Titel: 056 - Der Banknotenfälscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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los?« setzte er erschreckt hinzu.
    Sie war aufgesprungen und starrte ihn mit bleichem Gesicht an. Jetzt erst begriff sie vollkommen den kaltblütigen Schurkenstreich, den man gegen Peter Clifton plante. Und in diesem Augenblick schlug die Liebe, die sie ihr Leben lang für ihren Vater gehegt hatte, in kalten Haß um.

16
    Als Dr. Wells den Entschluß gefaßt hatte, seinen Brief noch nicht abzusenden, steckte er ihn in die Tasche und ging die Treppe hinauf. Hier versperrte eine Tür den Weg in die oberen Stockwerke, in denen Wells ursprünglich ein Sanatorium hatte einrichten wollen. Er schloß die Tür auf und wieder hinter sich ab. Dann stieg er noch einige Stufen hinauf, öffnete wieder eine Tür und trat in eine kleine Wohnung ein.
    Die Frau, die dort auf einem Bett lag, fuhr in die Höhe.
    »Was willst du, Donald?« fragte sie entsetzt.
    »Keine Angst, ich werde dir nicht den Hals abschneiden oder dich sonstwie umbringen.«
    Er schaltete das Licht ein, denn in dem Zimmer war es auch bei Tage dunkel.
    »Sei doch vernünftig, Donald, Liebling!« flehte Marjorie, »Ich schwöre dir, ich werde meine Zunge im Zaum halten und dir nie mehr Unannehmlichkeiten machen. Laß mich doch heraus . . .«
    »Du bist in Deutschland«, bemerkte er ruhig, »und zwar für drei oder vier Monate. Das steht schon in den Gesellschaftsniachrichten der Times.«
    »Aber was habe ich denn getan?« schluchzte sie.
    »Du bist mir zu impulsiv und zu schlau«, antwortete er. »Du warst gescheit genug zu entdecken, daß ich falsche Banknoten in Umlauf gesetzt habe, und du hast auf die Rückseite einer Note aus reiner Bosheit meinen Namen und Adresse gestempelt. Es hat lange genug gedauert, bis ich das entdeckt habe, aber dann blieben mir nur zwei Wege offen. Der eine war, dich als Witwer zu betrauern, und der andere, dich einzusperren. Du bist tatsächlich eine Gefahr für mich geworden, Marjorie, sogar eine noch größere als unser Freund Bourke, der mir heute mit Gott weiß was gedroht hat.« »Aber Donald, ich könnte doch gar nicht gegen dich aussagen, das Gesetz verbietet das ja«, stieß sie erregt hervor.
    »Also danach hast du dich auch schon erkundigt!« Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem unfrohen Lächeln. »Das hilft mir aber nicht viel. Du selbst brauchtest gar nicht als Zeuge gegen mich aufzutreten, aber du könntest ja anderen Leuten das Material dazu liefern. Es ist dir wohl klar, daß ich das verhindern werde. Nun, das ist nicht schwierig; man glaubt, daß du im Ausland bist. Ich habe mir sogar die Mühe gemacht, einen Mann nach Holland zu schicken, damit er in deinem Namen deiner lieben Mrs. Clifton telegrafiert.«
    »Aber das Hauspersonal wird sich wundern . . .«, begann sie.
    »Auch darauf war ich vorbereitet. Ich habe alle, bis auf Frank, in Urlaub geschickt, und der geht morgen. Die Hausarbeit wird eine Aushilfe besorgen, und du wirst dich mit dem Essen begnügen müssen, das ich dir bringe.«
    »Für immer kannst du mich ja doch nicht hier einsperren«, fuhr sie ihn wütend an.
    »Ich werde dich hier oben festhalten, bis du dich zur Mittäterin entwickelt hast«, lächelte er hinterhältig. Und als er ihr verdutztes Gesicht sah, setzte er hinzu: »Du bist doch dümmer als ich dachte . . . Du wirst hierbleiben, Marjorie, bis du ebenso in diese Sache verwickelt bist wie ich und schon aus Angst um deinen eigenen Hals den Mund halten wirst!«
    Sie sank zurück.
    »Du meinst doch nicht, daß ich jemanden umbringen soll?«
    »Vielleicht.« Er war die Kaltblütigkeit selbst. Dann fing er plötzlich zu lachen an. »Nein, das will ich eigentlich nicht. Aber damit du keine Indiskretion begehen kannst, mußt du an meinem kleinen Plan mitarbeiten - dann hängst du genauso drin wie ich und wirst schon im eigenen Interesse den Mund halten.«
    »Ich werde alles tun, was du willst, Donald«, versicherte sie eifrig - etwas zu eifrig für seinen Geschmack. »Aber es ist lächerlich und einfach mittelalterlich, mich hier in diesem schrecklichen Zimmer eingesperrt zu halten. Ich habe nichts zu lesen . . .«
    »Du kannst alle Bücher haben, die du willst.«
    »Aber ich werde verrückt, wenn ich mit niemandem sprechen kann.«
    »Du hast ja mich - und ich kenne keinen amüsanteren Gesellschafter«, spottete er. »Wenn du brav bist, wirst du nicht lange gefangen sein. In einem Monat wirst du England - und auch mir, wenn du willst - den Rücken kehren und in Paris mehr Geld ausgeben können als je zuvor.«
    »In einem Monat erst!«

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