056 - Der Banknotenfälscher
zu sein, Sir.«
Donald sah ihn bestürzt an.
»Erregt, meinen Sie? Nun, es ist gut, Frank. Wann werden Sie das Haus verlassen?«
»Um ein Uhr. Werden Sie auswärts speisen, Sir?« Wells nickte. »Ich gehe, wenn Sie fort sind.« Als der Mann aus seinem Zimmer im Souterrain heraufkam, stand Wells vor der Tür seines Arbeitszimmers.
»Ich habe Ihnen vierzehn Tage Urlaub gegeben, nicht wahr? Sie können mit drei Wochen rechnen. Sollte ich Sie früher brauchen, werde ich Ihnen telegrafieren.«
Er wartete, bis sich die Haustür hinter dem Diener schloß, und stieg dann langsam die Treppe zum Gefängnis seiner Frau hinauf.
Er rieß die Tür auf und sagte:
»Du kannst herauskommen.«
»Oh, Donald, Liebling, du bist also doch wieder vernünftig. Ich wäre bald verrückt geworden . . .«
Er ließ sie schwatzen, ohne sie zu unterbrechen, und ging ihr voraus in das kleine Eßzimmer. Eine kalte Mahlzeit stand auf dem Tisch. Donald öffnete eine Flasche Champagner und füllte ihr Glas. Sie sprudelte über vor Freude über ihre Befreiung.
»Es wäre sehr dumm von dir gewesen, mich oben eingesperrt zu halten. Du kannst mir doch vertrauen, Donald ...«
»Hast du den Brief entworfen?« unterbrach er sie.
Marjorie zog aus den Papieren, die sie mit heruntergebracht hatte, einen Bogen hervor, den sie beschrieben hatte.
»Natürlich - aber ich hoffe, es wird dich nicht verletzen«, begann sie ein wenig nervös. »Du hast mir doch gesagt. . .«
»Halt den Mund!« herrschte er sie an. Er las den Brief Wort für Wort, strich einige Zeilen aus und fügte hier und da einen Satz ein. »Ausgezeichnet, aber du hättest mich nicht so herabzusetzen brauchen«, kritisierte er.
»Ich hielt es für geschickter«, bemerkte sie lächelnd.
»Du hast das Zeug zur Intrigantin, Marjorie. Ich werde aus dir etwas machen können. Nun iß, ich werde dir das Notwendige erzählen.«
Er selbst nahm nur wenig zu sich, trank aber den größten Teil des Champagners.
In einer Ecke des Speisezimmers stand ein kleiner Schreibtisch. Wells stand auf, ging in sein Arbeitszimmer und holte einige Briefbogen und Umschläge.
»Schreibe jetzt den Brief ab, und wenn du damit fertig bist, habe ich dir etwas zu sagen.«
Er setzte sich an den Tisch, rauchte eine Zigarette und wartete geduldig, bis sie den Brief abgeschrieben hatte. Dann las er ihn sorgfältig durch, faltete ihn zusammen und steckte ihn in den Umschlag, den sie schon adressiert hatte.
»Gut«, nickte er, »trink aus!«
»Du mußt aber den Zeitungen schreiben, daß ihre Meldung von meiner Auslandsreise falsch war! Ich kann doch nicht die ganze Zeit zu Hause sitzen.«
Sie zuckte zusammen unter dem Blick, den er ihr zuwarf.
»Du wirst mindestens fünf Tage zu Hause bleiben«, befahl er. »Wenigstens bis die Sache mit Peter zu einem befriedigenden Ende gekommen ist. Ich werde ihn heute sprechen. Ich muß dir verschiedenes anvertrauen, und das wird mir leichter, wenn ich weiß, daß du mit niemandem zusammenkommen kannst.«
»Schließlich hast du mir früher doch auch vertraut!« fuhr sie auf. Etwas von ihrem alten Selbstbewußtsein war zurückgekehrt. »Habe ich dich je verraten? Habe ich etwa der Polizei von Nunhead erzählt, daß ich gesehen habe, wie du die Medizin für die alte Miss Stillmann zusammenbrautest? Habe ich ihr von den Flaschen erzählt, die du aus Indien kommen ließest . . .?«
»Nein«, erwiderte er ruhig, »denn wenn du es getan hättest, so hätte es der Polizei auch nicht viel genützt - eine Frau kann nicht gegen ihren Gatten aussagen.«
»Was hast du mit Peter vor?« fragte sie. »Was planst du?« Sein Ironisches Lächeln machte sie wütend. »Ich bin wirklich dieser ewigen Intrigen und Verschwörungen müde. Ich wünschte, wir hätten Nunhead nie verlassen! Ich war dort glücklich, bis es zu dieser Geschichte kam . . .«
»Gewiß. Aber diese Geschichte hat mich ruiniert. Und ich kann mich auch nicht erinnern, daß du dich in der Fünfzehn-Shilling-Wohnung besonders wohl gefühlt hättest. Aber du bist eine Frau und daher inkonsequent. Ich zürne dir deshalb nicht. Du bist fürs Wohlleben, Marjorie, liebst hübsche Kleider und gutes Essen. Ich glaube, was ich dir jetzt sagen werde, wird genügen, um dich zur Vernunft zu bringen. Wenn du mir nicht von ganzem Herzen und rückhaltlos zur Seite stehen willst, besteht für mich die Gefahr ernster Unannehmlichkeiten - so ernster Unannehmlichkeiten, daß ich mich gezwungen sehen könnte, das Land zu verlassen. In diesem Fall
Weitere Kostenlose Bücher