056 - Die Rache der Mumie
fand zweihundert Meter weiter einen Parkplatz. Er und Coco stiegen aus, und er schlüpfte in seinen Mantel.
»Ich will in die Villa. Glaubst du, dass du uns hineinbringen kannst, Coco?«
»Es sind zu viele Leute da. Ich kann nicht alle hypnotisieren.«
Dorian nickte. Vor der Villa blieben sie stehen und mischten sich unter die Neugierigen.
»Ich habe sie selbst gesehen«, sagte eine alte Frau, die einen Pudel auf dem Arm hielt. »Ich bleibe dabei, es war eine Mumie. Die Augen blitzten dunkelrot unter den Binden hervor.«
»Da ist aber Ihre Phantasie ein wenig mit Ihnen durchgegangen, Oma«, sagte ein junger Mann grinsend.
»Es war so, wie ich es sage«, widersprach die Alte. »Nicht nur ich habe die Mumie gesehen, auch andere sahen sie.«
»Blödsinn!«, schnaubte ein dicker Mann verächtlich. »Eine Mumie! Wahrscheinlich war es ein Mann, der einen Kopfverband trug. Und gleich wird eine Mumie daraus.«
Dorian hörte interessiert zu. Bis jetzt war die Mumie nie gesehen worden, diesmal war es anders. Er musste unbedingt ins Haus. Dorian hätte seinen Presseausweis vorzeigen können, doch er war sich sicher, dass die Polizisten keine Reporter ins Haus lassen würden; und er hatte sich nicht getäuscht. Gerade wurden einige Zeitungsleute und Fernsehreporter zurückgedrängt.
Ein Polizeiwagen blieb stehen, und zwei Männer stiegen aus.
»Hypnotisiere die beiden, Coco!«, sagte Dorian. »Sie sollen uns ins Haus mitnehmen.«
Coco trat einen Schritt vor. Die beiden Männer blickten sie kurz an. Das genügte der jungen Hexe. Sie fixierte die beiden mit je einem Auge und zwang ihnen ihren Willen auf.
Dorian und Coco folgten den beiden Männern. Anstandslos konnten sie den Garten betreten. Der ältere der Männer war Inspektor Tony Sanderson. Coco beeinflusste ihn so, dass er nichts gegen ihren Aufenthalt im Haus hatte. Trotzdem hielten sich Coco und Dorian im Hintergrund.
Minuten später wussten sie mehr. Die Mumie war plötzlich im Haus aufgetaucht. Der Koch und das Dienstmädchen waren in ein Nachbargebäude gerannt, um sich in Sicherheit zu bringen und die Polizei zu verständigen.
Dorian warf einen flüchtigen Blick auf den toten Millionär, dann musterte er die junge blonde Frau, die noch immer nicht sprechen konnte. Ein Arzt gab ihr ein Beruhigungsmittel. Stockend erzählte sie, wie die Mumie aufgetaucht war, wie sie dem Millionär die Kehle zerfetzte und den Leuchter verschwinden ließ.
Der Inspektor hörte ziemlich skeptisch zu. Doch als er dann den Bericht der Polizisten hörte, die ebenfalls die Mumie gesehen hatten, war er ratlos. Mehr als zehn Zeugen gab es allein, die gesehen hatten, wie sich die Mumie plötzlich in Luft auflöste.
»Ich habe genug gehört«, sagte Dorian leise zu Coco. »Wir gehen.«
Sie verließen ungehindert das Haus, stiegen in den Wagen und fuhren los.
»Diesmal hat sich die Mumie vollkommen anders verhalten«, konstatierte Coco.
Dorian nickte. »Ich bin sicher, dass die Polizei verhindern wird, dass die Tatsachen der Öffentlichkeit mitgeteilt werden. Aber das Vorhaben werde ich vereiteln.«
»Was willst du tun?«
»Ich werde einen Bericht verfassen, den wir dann an verschiedene Presseagenturen weiterleiten. Wozu haben wir schließlich die Mystery Press gegründet?«
»Ich verstehe«, sagte Coco nachdenklich. »Du willst damit erreichen, dass die Medien einen wahrheitsgetreuen Bericht über die Mordfälle bringen.«
»Genau. Dann werden die Sammler davon hören, und es wird sie nachdenklich machen. Fünf Tote gab es bereits. Ich will verhindern, dass es noch mehr werden.«
In der Jugendstilvilla zog sich Dorian in sein Arbeitszimmer zurück. Er schlüpfte aus seiner Jacke, steckte sich eine Zigarette an und setzte sich an den Schreibtisch. Es war schon ziemlich lange her, dass er einen Artikel verfasst hatte. Er studierte die Namensliste der Sammler, dann begann er zu schreiben.
Er erwähnte die Grabräuberbande Abd-el-Barans und den Hehler Jean Cardin. Diese Meldung war seinerzeit durch die Medien gegangen, doch nur wenige Sender und Zeitungen hatten sich ausführlicher damit beschäftigt. Danach berichtete Dorian von den rätselhaften Morden an Ando, King, Zeleny, Holt und Skilton. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass alle fünf Männer im Besitz von Beigaben aus Nefer-Amuns Grab gewesen waren, die dann jeweils spurlos verschwanden. Eingehend beschäftigte er sich mit dem Überfall auf Charles Skilton. In diesem Fall war die Mumie von verschiedenen Zeugen gesehen
Weitere Kostenlose Bücher