Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0562 - Kurier nach Sol

Titel: 0562 - Kurier nach Sol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Klingen zeigte an, daß die Rakete den Rumpf des Schiffes verlassen hatte. Die Uhr schaltete zurück und begann von neuem zu zählen. Jetzt führte sie Buch über die Sekunden, die bis zur Explosion des Sprengsatzes vergingen. Wie gebannt wanderte Ellsmeres Blick zwischen wechselnden Zahlen und dem Meßschirm hin und her.
    Als die Null erschien, fielen Angst und Bedrückung von ihm ab.
    Der Augenblick der Wahrheit war gekommen. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Auf der fleckigen, grünen Fläche des Schmiegschirms erschien ein winziger, greller, rötlicher Punkt.
    Zuerst war Ellsmere enttäuscht. Er hatte mehr erwartet.
    Das Aufreißen eines riesigen, fünfdimensionalen Energiegebildes, aus der Kraft Hunderter von Sonnen gespeist, konnte nicht einfach so völlig ohne Spektakel vor sich gehen.
    Der rote Punkt breitete sich aus. Mit zielstrebiger Gefräßigkeit verschlang er weite Flächen des fleckigen Grüns. Ein riesiger roter Kreis entstand, und auf den Mittelpunkt des Kreises hielt die SHANTANG zu. Orin Ellsmere atmete erleichtert auf. Er schalt sich einen Dummkopf wegen der Angst, die er noch vor wenigen Sekunden empfunden hatte.
    Da ging auf dem Meßschirm plötzlich eine Veränderung vor sich. Ohne Warnung begann der rote Kreis dünne, spinnwebartige Fäden nach allen Richtungen zu versenden.
    Wie Risse zogen sie sich durch die grüne Fläche des Schmiegschirms. Gleichzeitig fing der Schmiegschirm an zu flackern. An den Stellen, an denen er zuvor am hellsten gestrahlt hatte, begann es zu Irrlichtern. Die dunklen Stellen leuchteten kurz auf, um eine Zehntelsekunde später noch dunkler zu erscheinen.
    Plötzlich entstand an einer Stelle, an der bisher nur sattes Grün gewesen war, ein grellroter Fleck. Von dem Fleck gingen wiederum rote Fäden aus, und wo sie sich mit denen kreuzten, die von dem großen roten Kreis herkamen, entstanden neue rote Flächen.
    Plötzlich begann die SHANTANG zu zittern. Ein helles Klingen ertönte, als hätte jemand mit einem Riesenhammer auf die Außenhülle geschlagen und sie zum Vibrieren gebracht.
    Alarmsirenen schrillten. Ellsmere spürte, wie die Haltegurte sich automatisch enger um ihn schlössen. Er riß den Blick von dem Meßschirm und wandte sich der Rechnerkonsole zu. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Behende Finger tippten den Rufkode für die wichtigsten Zustandsgrößen des Fahrzeugs: Luftdruck, Temperatur, Strahlungspegel, Geschwindigkeit, Beschleunigung ... Ziffern leuchteten auf einem kleinen Bildschirm am Kopfende der Konsole auf. Luftdruck: normal.
    Temperatur: normal. Strahlungspegel: normal.
    Geschwindigkeit und Beschleunigung wichen von den Normwerten ab. Ellsmere rief eine Diagnose-Routine.
    Die SHANTANG beschleunigte in bisheriger Flugrichtung mit Werten, die etwa das Dreifache der Programmierung des Autopiloten betrugen. Ein Knopfdruck ließ das Resultat auch auf Waringers Schirm erscheinen. Ellsmere hatte einen Augenblick Ruhe. Er sah auf und musterte den Meßschirm.
    Das Grün war völlig verschwunden. Blutiges Rot breitete sich über die ganze Fläche des Schirms, und roter Widerschein schuf ein gespenstisches Halbdunkel in dem kleinen Kommandostand.
    Die Sirenen waren verstummt.
    „Etwas zieht uns durch das Loch hindurch!" rief Waringer, der inzwischen Ellsmeres Diagnose abgelesen hatte.
    „Wahrscheinlich ein Energiestrudel."
    Plötzlich stand eine scharfe, schneidende Stimme mitten im Raum: „Was ist dagegen zu tun, Waringer?"
    Der Chef, dachte Ellsmere. Ihm liegt nichts an der Diagnose, er will die Medizin.
    „Ich bin so ahnungslos wie Sie, Faynybret", antwortete Waringer in der allgemeinen Richtung des Rundsprechmikrophons. „Eine Lage wie diese..."
    Ein harter, knirschender Schlag traf das Schiff. Schmerzhaft schnitten die Haltegurte Ellsmere ins Fleisch. Er sah, wie der Bildschirm, auf dem noch die Resultate seines Rechenprogrammes leuchteten, sich aufblähte. Er bemerkte, daß die Luft ringsum plötzlich zu flimmern begann. Vor seinem entsetzten Blick lösten sich der Pilotensessel und Waringers Schultern in treibende Nebelschwaden auf und flössen davon.
    Er selbst schien zu schweben. Aus einer Höhe von Hunderten von Metern blickte er auf das Pult hinab, vor dem er vor wenigen Augenblicken noch gesessen hatte. Links neben ihm schwebte der Meßschirm, riesengroß und von waberndem Rot bedeckt.
    Aus dem Leuchten wuchs eine Gestalt auf ihn zu, wurde größer und drang über die Grenzen seines Blickfeldes: Waringer.
    Szenen schwirrten an ihm

Weitere Kostenlose Bücher