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0564 - Die Gruft der schwarzen Wölfe

0564 - Die Gruft der schwarzen Wölfe

Titel: 0564 - Die Gruft der schwarzen Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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haarsträubenden, aber selten harmonischen Zusammenleben von Mensch und Technik. Es war also durchaus damit zu rechnen, daß er an eine solche elementare Möglichkeit nicht einmal ansatzweise gedacht hatte…
    Hatte er indessen doch. »William sagt, für dieses Schloß gäbe es überhaupt keinen Schlüssel.«
    »Hoffentlich denkst du nicht an den Tresor in meinem Arbeitszimmer«, seufzte Zamorra. »Dessen Schloß hat nämlich tatsächlich keinen Schlüssel.«
    »Ach was«, winkte Fooly ab, und dabei näherte sich die Spitze des Stemmeisens bedrohlich einem an der Korridorwand hängenden, nicht gerade billigen Ölgemälde. Zamorra hatte es für viel Geld von dem deutschen Künstler Fabian Fröhlich erstanden; es war ein Porträt des telepathischen Wolfs Fenrir, wie er auf einem grasbewachsenen Felsvorsprung stand, im Hintergrund die riesige Scheibe des blassen Mondes. Nicht auszudenken, wenn Fooly dieses Kunstwerk beiläufig achtlos zerfetzte…
    »Solange es in deinem Tresor keine gewendelten Schleichhasen gibt, interessiert er mich nicht«, fuhr der Drache fort. »Sag mal, hast du eigentlich jemals gewendelten Schleichhasen gegessen? Einfach köstlich, genial, schmackhaft, phänomenal, gigantisch, göttlich, unübertrefflich…«
    »Nein«, erwiderte Zamorra.
    Fooly stutzte.
    »Nein? Du hast nicht? Also, ich würde das Leben meines größten Todfeindes dafür geben, gewendelten Schleichhasen zu essen… Ach, stimmt ja, in deiner Welt gibt es kein Wendelkraut, und das benötigt man unbedingt für das Beizen. Überhaupt, wieso gibt es hier kein Wendelkraut? Überall findet man es, nur hier nicht! Wie, beim großen Feuer, soll ich da einen Schleichhasen beizen, wenn ich kein Wendelkraut zur Verfügung habe?«
    Kopfschüttelnd watschelte er auf seinen Stummelbeinen davon, den Schweif wild hin und her schwenkend.
    »War nicht eben von einem Schloß ohne Schlüssel die Rede?« murmelte Zamorra hinter ihm her.
    Aber Fooly hatte wohl beschlossen, das nicht mehr zu hören.
    Zamorra folgte ihm. Sein Überlebensinstinkt riet ihm, nachzusehen, welches Problem der Drache mit dem Stemmeisen lösen wollte.
    »… und Schleichhasen gibt’s hier auch nicht«, hörte er Fooly weit voraus murren. »Armes Frankreich… sollte sich ein Beispiel am Drachenland nehmen…«
    Wenig später erreichte Fooly die Tür zu den labyrinthartigen Kellergewölben. Statt die Tür zu öffnen, setzte der Drache das Stemmeisen an, und ehe Zamorra es verhindern konnte, knackte er damit das Schloß.
    Zamorra fiel in Trab, konnte damit auch nichts mehr verhindern.
    Holzsplitter flogen, dann fiel ein herausgemeißeltes großes Schloß aus dunklem Eisen zu Boden.
    Ein kräftiger Fußtritt ließ die Kellertür nach innen aufschwingen, zur Kellertreppe hin - wobei abermals Splitter flogen und etwas ohrenbetäubend krachte und knirschte.
    »So«, stellte Fooly heiter fest. Er hatte das Stemmeisen fallen gelassen und rieb sich die Hände. »So schnell geht das, wenn man das richtige Werkzeug besitzt.«
    »Liebend gern«, murmelte Zamorra, »hätte ich jetzt ein Würg zeug.«
    »Wozu das?« staunte Fooly.
    »Um dich zu erwürgen«, seufzte der Dämonenjäger. »Wieso, beim Rülpsflügel der Panzerhornschrexe, hast du dieses Schloß aufgemeißelt?«
    »Weil dahinter jemand ist! Hältst du es für gut, ihn in eurem Keller einzusperren? Das ist nicht fair, ist es nicht! Ihr habt ja nicht mal auf sein Kratzen und Bellen reagiert!«
    Zamorra holte tief Luft.
    »Kratzen und - Bellen? Eingesperrt? Jemand? Könntest du dich vielleicht auch mal so ausdrücken, daß selbst ein einfacher Professor wie ich dich versteht?«
    »Ja, es ist doch ganz einfach so, daß«, begann Fooly und deutete auf die zertrümmerte Tür mit dem herausgehackten und zerstörten Schloß, »daß, äh… daß… ja, so ist es doch!«
    »Diese Tür hat deshalb keinen Schlüssel«, grollte Zamorra und betonte jede Silbe einzeln, »weil sie schon seit mindestens dreißig vollständigen Ewigkeiten nicht mehr abgeschlossen wird! Sie war OFFEN! Du hättest bloß auf die Klinke zu drücken brauchen!«
    »Und wieso hat mir das keiner gesagt?« fauchte der Drache beleidigt. »Da hätte ich mir die ganze Arbeit ja sparen können! Ich bin schweißüberströmt und völlig außer Atem!«
    Zamorra seufzte.
    »Eines Tages«, murmelte er in erzwungener Ruhe, »werde ich Wendelkraut besorgen, ganz gleich, woher, dich darin wendein, beizen - und zum Frühstück verzehren!«
    »Gut, daß du das sagst«, empörte sich

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