0569 - Das Korps der Cappins
Schultern.
„Fragen Sie Nostradamus; vielleicht gibt er Ihnen die Antwort, die er uns bisher verweigerte."
Der Ganjo runzelte die Stirn.
„Jeder Gegenstand aus fester Materie wirft einen Schatten, wenn Licht von nur einer Seite auf ihn fällt. Dann müßten die Obelisken immateriell sein."
Ich lächelte matt.
„Schlagen Sie mit der Faust dagegen, Ovaron, dann merken Sie es. Um das Resultat vorwegzunehmen: Es tut weh."
„Das begreife ich einfach nicht", murmelte Ovaron. „Vielleicht existieren die Cynos in Form von Psimaterie auf einer anderen Daseinsebene weiter - und die Obelisken sind ihre materiellen Schatten!"
Ich stutzte.
Was Ovaron da gesagt hatte, klang logisch. Das konnte die Erklärung für die Existenz jener schattenlosen Obelisken sein.
Es wunderte mich nur, daß NATHAN nicht darauf gekommen war.
Und die Mutanten hätten eigentlich auch etwas merken müssen, zumindest Ribald Corello.
Aber vielleicht informierte man mich nicht über alle Gedankengänge. Es konnte sein, daß Corello eine Erklärung dieses Phänomens für unwichtig hielt, und im Grunde genommen war sie es auch; sie befriedigte lediglich den Wissensdurst.
„Da, schon wieder einer!" sagte Merceile atemlos und deutete nach links.
Ich folgte ihrem ausgestreckten Arm mit den Augen und sah einen weiteren Obelisken. Natürlich gab es noch mehr dieser Gebilde. Die Auseinandersetzung zwischen Imago II und den Kontra-Cynos hatte insgesamt fünfzigtausend schattenlose Obelisken auf Stato II hinterlassen.
Ovaron winkelte seinen Arm an und sprach in das Kommandogerät, das um seinen Unterarm geschnallt war. Als das Gespräch beendet war, sah er mich an und sagte: „Die Aktionen meiner Leute laufen jetzt an allen Stellen dieses Planeten, Perry. Ich denke, daß sie in wenigen Stunden abgeschlossen sind."
„Danke."
Ich deutete auf die weiße Pfortenkuppel.
„Gehen wir zu Nostradamus, Ovaron, Merceile!"
Zwei Cynos in menschlicher Gestalt empfingen uns am Eingang der Pfortenkuppel. Sie sahen blaß aus.
Einer sagte: „Wir hätten niemals gedacht, daß es so etwas wie Pedotransferierung geben könnte. Es ist grauenhaft."
„Für Sie aber nicht", erwiderte der Ganjo.
Er wandte sich mir zu.
„Diese beiden Cynos sind bereits überprüft. Das ist noch zu spüren."
Die Cynos bestätigten es, dann baten sie uns, ihnen zu Nostradamus zu folgen.
Der Herr des Schwarmes begrüßte uns in seiner Hauptschaltzentrale. Er trug noch immer seine antiquierte Kleidung, hatte aber zusätzlich einen Waffengurt mit einem schweren Energiestrahler umgeschnallt. Er deutete meinen Blick darauf richtig und meinte: „Verschiedene Kontras haben versucht, mich unter Androhung von Mord zu zwingen, alle Fahrzeuge abzuschießen, in denen sich Pedotransferer befinden könnten. Ich muß mich also vorsehen."
Ovaron lächelte.
„In kurzer Zeit wird kein Kontra Sie mehr bedrohen, Sir."
Nostradamus bat uns, Platz zu nehmen. Er sah den Ganjasen nachdenklich an.
„Anfänglich war ich skeptisch, was den Einsatz Ihrer Leute betraf", erklärte er. „Aber inzwischen habe ich erkannt, daß ausschließlich die Kontras betroffen werden."
„Sie hätten natürlich auch wieder Ihre geheime Parawaffe, den Fluch der Imaginären, einsetzen können", warf Merceile ein.
„Warum haben Sie es nicht getan?"
Imagos Gesicht verdüsterte sich, dann zuckte der Cyno die Schultern und antwortete: „Ich wollte es nicht zugeben, aber was soll's! Diese Parawaffe ist durch Sabotage unbrauchbar geworden. Deshalb bin ich eigentlich sehr froh über den Einsatz der Pedotransferer. Ich habe übrigens den per Transmitter angekommenen Hilfstruppen Anweisung gegeben, die als Kontras erkannten Cynos anzugreifen und so zu bedrängen, daß sie versteinern."
Ich lächelte.
„Schatten aus Stein, wie schön!"
Nostradamus wurde bleich. Seine Augen funkelten mich wütend an, dann merkte ich, wie er seinen Zorn unterdrückte.
Dennoch klang seine Stimme verändert, als er sagte: „Wie erkennen Ihre Pedotransferer eigentlich, ob es sich um einen Pro- oder Kontra-Cyno handelt, Ganjo?"
„Die übernehmenden Transferer werden Besitzer des gesamten Gedankengutes ihrer Opfer", erklärte Ovaron. „Sie erkennen also sehr schnell, wonach ihr Opfer sich sehnt, welche Pläne es für die Zukunft hat und so weiter."
Nostradamus nickte und wandte sich wieder an mich.
„Die Zeit verrinnt wie Sand in einem Stundenglas, Großadministrator." Er seufzte. „Alle Cynos sind in den Schwarm zurückgekehrt.
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