057 - Der Teufel führt Regie
aller Mühe hatte sich gelohnt.
Es war ihnen gelungen, selbst den schaurigen Horror zur großen Kunst hochzustilisieren.
Es stand heute schon fest, daß Pino Genoffrio und seine Freunde mit diesem Streifen einen Klassiker in diesem Genre geschaffen hatten, und darauf durften sie alle mit Recht stolz sein.
Genoffrio wirkte inmitten der vielen Menschen, von denen das Fernsehstudio bevölkert war, beinahe unscheinbar und schüchtern.
Niemand sah ihm jetzt an, wieviel Persönlichkeit er vor der Kamera zu entfalten vermochte und wie wandlungsfähig er war.
Wie ein netter, bescheidener Junge sah er aus, und das wollte er auch immer bleiben - nett und bescheiden. Er wollte nie vergessen, woher er kam, was hinter ihm lag.
Das Leben war für ihn eine harte Schule gewesen, die er meisterhaft abgeschlossen hatte. Heute gehörte er zu den zehn gefragtesten Stars von Amerika, aber er hatte nicht das unnahbare Gehabe eines Superstars.
Er war noch nie über Leichen gegangen, hatte sich niemals vorgedrängt. Die Zuverlässigkeit und die Qualität, die er zu bieten hatte, hatten ihm jenen Platz beschert, der ihm zustand.
Für die Probleme anderer Kollegen hatte er stets ein offenes Ohr, und er half, ohne Dank zu erwarten, wenn es ihm möglich war.
Ein edler, wertvoller Mensch war dieser Pino Genoffrio.
Nach ihm streckte das Böse seine unsichtbaren Krallen aus…
Ein Champagnerglas in der Hand, stand Pino Genoffrio mit Gena Gardner beisammen. Gena war eine umwerfende Schönheit, kein oberflächliches Sexsymbol, sondern eine Filmgöttin mit einer ungeheuren Ausstrahlung.
Es war lange beabsichtigt gewesen, Gena und Pino in einem Film zusammenzubringen, doch es hatte nie geklappt. Einmal waren die Termine nicht zu vereinbaren gewesen, dann wiederum hatte Pino Genoffrio das Drehbuch abgelehnt, oder Gena hatte die Rolle, die man ihr anbot, für zu klein befunden.
Doch endlich, nach langem Suchen nach dem richtigen Stoff für die beiden, hatte man ein Projekt realisiert, das die Fernsehzuschauer zu Begeisterungsstürmen hinreißen würde.
Gena Gardner musterte ihren Partner mit grünen, strahlenden Augen. Sie war dunkelhaarig wie er, und an ihrem schönen Gesicht gab es nichts auszusetzen.
»Es war ein Vergnügen, mit dir zu arbeiten, Pino«, sagte die Schauspielerin.
Er lächelte jungenhaft. »Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben.«
»Wir sollten bald wieder etwas zusammen machen.«
»Sehr gern. Ich werde Abe Croner sagen, er soll die Augen nach einem guten Stoff offenhalten.«
»Soll ich dir etwas verraten, Pino? Ich habe von dir einiges dazugelernt.«
Er schmunzelte. »Du bist eine großartige Schauspielerin.«
»Ich habe oft die Ruhe bewundert, mit der du an deine Aufgabe herangehst. Rings um dich herum herrscht Hektik, aber du läßt dich nicht aus der Fassung bringen… Und wie du manche Szene runterspielst… Ein Blick nur, oder ein kurzes Zucken mit den Lippen… Du setzt deine Mittel viel sparsamer ein als andere. Ich glaube, daß darin dein Erfolg liegt. Du stellst eine Figur, nicht nur dar, du bist die betreffende Person.«
»Du arbeitest genauso.«
»Ja, aber niemand vermag sich so perfekt mit einer Figur zu identifizieren wie du.«
Abe Croner kam vorbei. »Na, ihr beiden. Amüsiert ihr euch gut? Ihr werdet das Traumpaar des Jahres. Ich muß mir mit euch unbedingt etwas einfallen lassen. Es wäre ein Verbrechen an der Menschheit, euch den Leuten nur dieses eine Mal zu präsentieren. Stellt euch vor, wir haben noch nicht einmal einen Sendetermin für die Serie festgelegt, aber die Firmen kämpfen bereits um Werbezeiten. Sie zahlen Höchstpreise. Was haltet ihr davon, die Serie fortzusetzen? Es steht nirgendwo geschrieben, daß sie nach der fünften Folge zu Ende sein muß. Die richtigen Autoren machen daraus bestimmt noch eine tolle Sache.«
Pino Genoffrio lachte. »Nun laß die Serie erst mal starten und uns sehen, ob sie wirklich ein so großer Erfolg wird, wie du meinst.«
»Du bist davon nicht überzeugt?«
»Man kann Erfolge nicht vorausberechnen. Das Publikum ist immer eine Unbekannte.«
»Ich bin sicher, daß wir mit dieser Produktion einen echten Hit landen. Mit dir und Gena könnten wir sogar das Telefonbuch verfilmen. Auch das würde ein Erfolg werden… Ich behalte meine Idee im Auge«, sagte der Manager und ließ sie allein.
Genoffrio grinste. »Er ist ein verrückter Kerl, aber ich schulde ihm ungemein viel.«
»Wie sehen deine nächsten Pläne aus?« wollte Gena Gardner
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