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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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daß du eine gewisse goldene Schnalle gesehen hast. Wenn du je zu einer Menschenseele darüber sprichst, werden es die letzen Worte in deinem Leben gewesen sein!«

7
    Die ›Stolzen Söhne von Ragusa‹ feierten die Gründung einer neuen Loge und die Eröffnung des dazugehörigen Heims. Bill Holbrook stand am Straßenrand und sah überrascht und belustigt den langen Zug vorbeimarschieren. Sechs Musikkapellen sorgten für Marschmusik. Dutzende von Fähnlein bezeichneten die Ortsgruppen. Allen voran flatterte ein mächtiges Banner, das in reicher Goldstickerei die getakelte Galeere, das Wappen des Vereins, zeigte - angeblich stellte sie die ›Argo‹, das Schiff der Argonauten, dar.
    Holbrook hatte die Fähnlein gezählt. Fünfzig Logen waren vertreten: ›Der Stolz von Kent‹, ›Der Stolz von Hampshires ›Der Stolz von Limehouse‹, ›Der Stolz von Medway‹ und so weiter.
    Es waren einfache Leute, ehrsame, selbstbewußte Männer, die da mitmarschierten - Handwerker, Fabrikarbeiter, Händler, kleine Beamte. Einige waren verbissen ernst, vielen machte es sichtlich Spaß, sich mit seidenen Schärpen und allerlei Abzeichen geschmückt zu wissen, wieder andere schritten in aufrechter, stolzer Haltung daher, fühlten sie doch Tausende von Augen auf sich gerichtet!
    »Worauf sind die Leute eigentlich so fürchterlich stolz?« fragte Bill Holbrook den neben ihm stehenden Polizisten.
    Der lächelte überlegen.
    »Na, Sie kennen doch diese Art von Vereinen. Es gibt ja eine ganze Reihe solcher Orden und Geheimgesellschaften. So etwas macht den Leuten Spaß. Ich zum Beispiel bin Mitglied - genaugenommen sogar Erster Ehrenritter - der ›Söhne der Phönix‹.
    Schauen Sie sich die Männer hier an - es sind ruhige, anständige Gesellen. Ich habe selbst schon daran gedacht, einzutreten. Es lohnt sich nämlich. Man zahlt einen Jahresbeitrag von einem Pfund, dafür aber kommt zweimal im Jahr, im Juni und Dezember, Argo, das Glücksschiff, mit fünftausend Pfund Gewinnen. Das hat den Verein groß gemacht.«
    »Wollen Sie mich zum besten halten?« rief Bill. »Das mit den fünftausend Pfund verstehe ich nicht!«
    Der Polizist musterte ihn ein wenig skeptisch. Offensichtlich wußte er nicht recht, was er von dem gut aussehenden, jedoch auffallend unordentlich gekleideten jungen Mann halten sollte.
    »Sie sind Amerikaner, nicht wahr?« erkundigte er sich. »Ich habe mir das gleich gedacht, als ich Sie so schlecht englisch sprechen hörte. Also, die Geschichte mit dem Glücksschiff verhält sich folgendermaßen: Halbjährlich finden Verlosungen statt. Im Juni gibt es einen Treffer von fünfhundert Pfund und viele kleinere Preise, um Weihnachten aber wird ein einziger Gewinn ausgelost, und der beträgt fünftausend Pfund.«
    Bill sah dem Zug nach, dem ein Rudel Gassenjungen folgte, bis er außer Sicht kam und der Verkehr wieder aufgenommen werden konnte.
    »Das ist mir alles ganz neu«, meinte er. »Ich will mal sehen, ob ich bei meinem polizeilichen Berater noch Informationen darüber bekommen kann.«
    Der Polizist grinste.
    »Freilich, Sie wohnen ja bei Mr. Bullott, nicht wahr?«
    »Ganz richtig.«
    Holbrook war nicht wenig erstaunt, daß man ihn sogar in der Edgware Road kannte.
    »Ich habe Sie oft bei ihm ein und aus gehen sehen, als ich dort im Revier Dienst tat. Ich würde Sie allerdings nicht wiedererkannt haben, wenn mich nicht der Bursche da drüben gefragt hätte, ob Sie nicht der Untermieter des Inspektors seien.«
    Bill schaute in die Richtung, die ihm der Polizist mit einem unauffälligen Seitenblick gewiesen hatte. Dort stand, wenige Schritte von ihnen entfernt, ein Mann, der unter normalen Umständen seine Aufmerksamkeit kaum erregt hätte. Bill pflegte Leute, die er zufällig traf, gleich in bestimmte Kategorien einzuteilen. Eine davon war die der ›angemessen bezahlten Angestellten‹. Zu dieser rechnete er den Mann entschieden.
    Er trug einen gutsitzenden Anzug, ein makellos weißes Hemd mit Stehkragen, eine schwarze Halsbinde und starke, gut gearbeitete Schuhe. Sein hageres Gesicht verriet hohe Intelligenz. Er hatte einen rötlichen Schnurrbart, und auf seiner Nase saß ein goldgefaßter Kneifer.
    »Was glauben Sie, ist der Mann?« fragte der Polizist mit überlegenem Lächeln.
    »Na, ich denke, ein Staatsbeamter in guter Stellung«, vermutete Bill.
    »Da täuschen Sie sich aber gewaltig«, erwiderte der andere, dem dieses Fragespiel sichtlich Spaß machte.
    »Was denn sonst?«
    »Er ist - Einbrecher! Toby Marsh

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