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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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meine Ansichten nicht die Billigung meines Bischofs fanden.« Er streckte ihr die Hand hin. »Ich bin sehr froh, daß Sie nichts wissen.«
    Bevor sie eine neue Frage stellen konnte, war er gegangen. Als sie auf die Straße trat, sah sie gerade noch seine breiten Schultern um die Ecke eines Häuserblocks verschwinden.
    Die Schreibtischgeschichte war nun nachgerade so geheimnisvoll geworden, daß es einfach absurd gewesen wäre, weiter über sie nachzugrübeln.
    Als sie sich wieder dem Bühneneingang zuwandte, rief sie jemand an. Sie sah sich um - Bill Holbrook stand vor ihr, der erstaunlich gut und sauber gekleidet, aber etwas außer Atem war.
    »Ich bin von de Fells Theater aus Ihren Spuren gefolgt«, sagte er. »Ich möchte Sie gern sprechen, bevor Ihnen der Doktor Fragen stellt.«
    »Wegen des Einbruchs?« fragte sie sogleich.
    Bill machte ein langes Gesicht.
    »Sie haben ihn also schon gesehen?«
    »Nein, aber Lord Lowbridge, und der erzählte mir, was sich zugetragen hat. Es ist doch lächerlich! Sie hatten ja gar keine Gelegenheit ...«
    »Haben Sie ihm erzählt, daß ich im Hause war?« fragte er besorgt, und als sie bejahte, pfiff er vor sich hin. »Ich sehe mich schon hoppgenommen!«
    »Mr. Holbrook, haben Sie eine Ahnung, warum ich in dem abscheulichen Schaufenster sitzen mußte?« fragte sie ihn, einer plötzlichen Eingebung folgend.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, erzählte sie ihm von dem Gespräch, das sie vorhin mit Bruder John gehabt hatte.
    Bill kratzte sich verdutzt den Kopf.
    »Das ist etwas ganz Neues. Doch - erzählen Sie mir von jener mysteriösen Botschaft!«
    Nun wäre sie froh gewesen, ihn nicht ins Vertrauen gezogen zu haben, aber die Geschichte halb zu erzählen hatte keinen Sinn. Daher beschrieb sie kurz den seltsamen Menschen in Sandalen und Talar, der aus der Menge aufgetaucht war und einen ganz gewöhnlichen Brief mit dem Ausdruck tiefster Ehrfurcht entgegengenommen hatte.
    »In welcher Richtung hat sich Bruder John entfernt?« fragte Bill.
    Sie zeigte es ihm, und beide gingen die Straße hinunter.
    Die neue Entwicklung der Dinge interessierte Bill so sehr, daß er ganz vergaß, in was für Komplikationen er geraten konnte, weil er an dem Abend, an dem die Diamantenschnalle gestohlen wurde, im Haus des Doktors war.
    »Ich werde schon herausbringen, was hinter der Geschichte steckt -«, sagte er und blieb stehen.
    Ein Menschenauflauf versperrte das Trottoir. Über den Köpfen der Leute blitzten die Helme zweier Polizisten.
    »Einen Augenblick!« rief Bill und lief voraus.
    Er drängte sich durch die Menge. Ein Mann lag mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken. Sein bleiches Gesicht zeigte einen Ausdruck tiefen Friedens.
    »Erschossen!« sagte eine erregte Stimme. »Erschossen - und noch dazu auf der Straße! Er fiel einfach hin. Der Schuß wurde aus einem Auto abgefeuert - aus einer Pistole mit Schalldämpfer ...«
    Bill warf einen Blick auf den Toten, bahnte sich einen Weg zu Betty zurück, packte sie am Arm und zog sie zu der Stelle, wo der Erschossene lag. »Wer ist das?« fragte er sie leise.
    Sie blickte hin und schrie auf - es war Bruder John!
    »Kennen Sie diesen Mann, Miss?« fragte einer der Polizisten.
    »Ja - nein«, stammelte sie. »Ich traf ihn vor einigen Minuten. Er kam zum Bühneneingang des Orpheums, um mit mir zu sprechen, aber ich habe ihn früher nie gesehen. Ist er - ist er tot?«
    Der Beamte sah auf die stille, am Boden ausgestreckte Gestalt.
    »Ich glaube, Miss. Der Doktor wird gleich hier sein. Wollen Sie mir, bitte, Ihren Namen und Ihre Adresse geben?«
    Betty gehorchte wie im Traum. Als der Beamte sein Verhör beendet hatte, schlossen sich Bill Holbrooks Finger fest um ihren Arm. Er führte sie von dem Toten fort. Bills Züge waren gespannt, seine Augen blitzten.
    »Ich habe es ja gesagt, ich habe es ja gesagt!« stieß er heiser hervor. »Sie haben ihn niedergeschossen, als er von Ihnen wegging! Sie müssen ihn die ganze Zeit beobachtet haben.«
    »Aber wer - wer denn?« fragte sie ganz verstört.
    »Das werde ich Ihnen eines Tages sagen können, und dieser Tag ist nicht sehr fern, Miss Carew!«
    Er pfiff ein Taxi heran, half ihr hinein und setzte sich neben sie. Die Weisung, die er dem Chauffeur gab, verriet, daß er wußte, wo sie wohnte. Sie war aber zu betäubt, um sich darüber zu wundern. Vor ihrer Haustür setzte er sie ab.
    »Sie bleiben zu Hause, bis ich Sie holen komme! Rühren Sie sich nicht vom Fleck! Sie können das als Befehl, als flehentliche Bitte

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