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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Verkehrs-Stockung. Der Limousine gelang es, sich durchzuwinden, ich aber mußte warten. Es war ein Mietwagen von Stanbury in Notting Hill. Der Chauffeur hat am Telefon bereits einiges ausgesagt. Er gibt an, seinen Fahrgast in der Nähe des neuen Bush-Gebäudes abgesetzt zu haben. Er kennt ihn nicht, hat keine Ahnung von seinem Namen, seiner Adresse, seinem Beruf. Fest steht, daß das Auto gemietet wurde, um dem Priester zu folgen. Es wurde telefonisch bestellt. Der Fahrgast, ein großer, schlanker Mann mit langem schwarzem Schnurrbart und Hornbrille - der Chauffeur hält ihn für einen Amerikaner -, stieg am Trafalgar Square ein. Der Chauffeur fand die leere Patronenhülse einer Repetierpistole auf dem Teppichbelag des Wagens. Bei Gott, das ist eine harte Nuß! Ich fürchte mich, Holbrook! Wenn es mir nur gelungen wäre, das Auto zu erwischen. Ich glaube, ich hätte den Burschen ohne viel Umstände hoppnehmen können. Aber jetzt ...«
    Die Beamten, die Bullott bei der Durchsuchung der Taschen des Ermordeten halfen, merkten nichts von seiner Erregung. Außer einem kleinen Geldbetrag und einem Büchlein mit dem Titel ›Erbauliche Betrachtungen‹ fand man nichts, was über die Persönlichkeit des Toten hätte Aufschluß geben können.
    Bullott ging zu Bill hinaus, der geduldig vor dem Gebäude gewartet hatte, und teilte ihm das Ergebnis der Untersuchung mit.
    Holbrook hielt den Augenblick für gekommen, um den Inspektor über die seltsame Unterredung zu unterrichten, die Betty mit Bruder John gehabt hatte.
    »Das darf aber nicht in Ihren Bericht, Bullott, denn ich will nicht, daß der Name der jungen Dame durch alle Zeitungen geschleift wird. Und was sie auszusagen weiß, hilft Ihnen auch nicht weiter.«
    Bullott stopfte sich die Pfeife und richtete seine sanften Augen auf seinen Mieter.
    »Was bedeutet sie Ihnen?« fragte er.
    Bill Holbrook wurde rot vor Ärger.

16
    Die Loge Nr. 1107 der ›Stolzen Söhne von Ragusa‹ hatte ihren Sitz in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Lichtspieltheaters. Wie bei den meisten Versammlungsstätten des Vereins gab es auch hier eine als Empfangsraum eingerichtete Vorhalle, die sich in nichts von der eines kleinen Hotels unterschied. Es gab mehrere Schreibtische, auf denen abgeschirmte Lampen standen. Als Bill Holbrook an diesem Abend eintrat, saßen drei Herren an den Tischen und schrieben.
    Die Vorbereitungen für die Aufnahme waren höchst einfach und geschäftsmäßig. Man legte Bill ein harmloses Dokument vor, in das er Name, Stand und Adresse eintragen mußte, worauf er noch eine Erklärung zu unterschreiben hatte, daß er sich an die Satzungen der Gesellschaft halten, im Falle des Ungehorsams aber seiner Ausstoßung sich nicht widersetzen werde.
    »Das macht zwei Pfund«, sagte der Mann, der den ausgefüllten Bogen entgegennahm. »Die Hälfte als Halbjahresbeitrag, die andere Hälfte für Ihren Talar. Ihre Nummer ist: H.74. Vergessen sie nicht, das dem Ehrwürdigen Kleiderverwalter zu melden. Wollen Sie jetzt an die Tür dort pochen. Zwei Brüder werden Sie empfangen und für die Einweihung vorbereiten. Heute findet nur die Ihre statt.«
    Wie geheißen, pochte Holbrook an eine Doppeltür aus poliertem Holz. Die Türflügel gingen sofort auf. Bill blieb einen Augenblick reglos stehen, überrascht von dem Bild, das sich ihm bot. Er blickte in einen zweiten, halbverdunkelten Vorraum. Zwei von der Decke hängende Lampen warfen - in Form von engen Kreisen - mattes Licht auf den Fußboden, was die Düsterkeit ringsum noch unterstrich. Am Eingang standen zwei Männer in schwarzen Kutten mit über das Gesicht herabhängenden Kapuzen, so daß man die Augen nur durch Schlitze sah.
    »Tritt ein, der du Bruder werden sollst!« rief einer der Männer mit einer schrillen, den Vorstädter verratenden Stimme.
    Dann schloß sich die Tür hinter Holbrook.
    Der Vermummte, der vorhin gesprochen hatte, trug eine Kutte über dem Arm.
    »Zieh das an!« sagte er.
    In einer Minute hatte Bill sie angezogen und sah nun genauso aus wie die anderen beiden. Auch er konnte nur noch durch die Schlitze sehen.
    »Sprich nun, o Fremdling, an der Schwelle unserer Geheimnisse: Suchst du reinen Herzens und mit dem Wunsche, der Menschheit zu dienen, Aufnahme in unsere Bruderschaft? Kannst du diese Frage angesichts von Land und Wasser, der Luft und der Räume außerhalb der Erde mit Ja beantworten?«
    »Ja«, sagte Bill, ohne sich zu besinnen.
    Darauf pochte der Mann dreimal an ein Tor, das sogleich geöffnet

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