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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Sie?«
    »Ja. Ich bin Joshua Laffins Frau«, sagte sie. »Ich habe ihn vor drei Jahren geheiratet.«
    Er war wie vor den Kopf geschlagen, als er diese Neuigkeit vernahm.
    »Es geschah an meinem siebzehnten Geburtstag«, berichtete sie mit leiser Stimme. »Ich hatte gerade entdeckt, daß er ein Dokument gefälscht hatte, durch das ihm das Vermögen eines alten Mannes, den er behandelt hatte, in die Hände fiel. Ich war nämlich damals seine Sekretärin. Nachdem ich also draufgekommen war, verlangte er, daß ich ihn sofort heiratete. Weshalb ich einwilligte, weiß ich nicht recht, aber abgesehen davon, daß ich Angst vor ihm hatte, lockte mich sein Versprechen, mich danach mein eigenes Leben führen zu lassen. Ich glaube, ich hätte alles getan, nur um aus seinem Haus wegzukommen. Wir wurden also auf dem Standesamt getraut, und am gleichen Tag zog ich in die Wohnung, in der ich heute noch bin.«
    »Er liebt Sie also nicht?«
    »Nein. Das hat er mir gleich am Hochzeitstag erklärt. Tatsächlich hatte er nur auf der Ehe bestanden, weil er sich gegen meine Zeugenaussage sichern wollte. Eine Frau kann nicht gegen ihren Ehemann aussagen - darauf allein kam es ihm an.«
    Clive Lowbridge saß regungslos da und starrte sie an.
    »Das hätte ich nie gedacht«, sagte er.
    »Ich könnte mich von ihm scheiden lassen.« Sie zuckte die Achseln. »Und ich würde es auch tun, wenn ich wüßte, wie ihm beizukommen ist.«
    »Der alte Teufel!« murmelte er vor sich hin.
    Es pochte leise an der Tür. Clive drehte sich erschrocken um. Aber es war nur Benson, der mit einem Silbertablett in der Hand eintrat.
    Als der Diener wieder hinausgegangen war, fragte Clive von neuem:
    »Betty, können Sie sich wirklich an gar nichts erinnern, was während jener achtundvierzig Stunden mit Ihnen geschehen ist?«
    »Vielleicht wird es mir gelingen«, begann sie. »Die Bilder beginnen sich allmählich zu ordnen. Einiges mag sich nur in der Phantasie abgespielt haben, aber die Kapelle und die vermummten Gestalten ...«
    »Kapelle?« fragte er rasch. »Was reden Sie da?«
    Sie lachte leise.
    »In ein oder zwei Tagen werde ich wahrscheinlich auch das nur noch als Traumbild empfinden. Vorläufig aber bin ich ziemlich sicher, daß ich in eine kleine Kapelle gebracht worden bin, in der zu Seiten des Altars wie Mönche aussehende vermummte Männer auf Chorstühlen saßen. Ich glaubte, die Stimme des Mannes zu hören, der im Laden die ›Botschaft‹ abgeholt hatte. Er nannte mich ›Lang Ersehnte‹ und legte mir ein Buch auf die Knie. Was vorher und nachher geschah, ist nur ein wüster Traum, aber an diese eine Szene erinnere ich mich recht deutlich, und ich will es auch heute abend für Mr. Bullott niederschreiben.«
    Einige Zeit lief Clive im Zimmer auf und ab, dann rannte er hinaus, kam zurück. Schließlich klingelte er. Und als Benson erschien, befahl er ihm:
    »Bringen Sie mir alle Abendblätter, die Sie auf der Straße auftreiben können. Wegen der ›World-News‹ werden Sie vielleicht bis Piccadilly gehen müssen. Aber das tut nichts, ich möchte alle haben.«
    »Weshalb das?« fragte Betty, als sie allein waren.
    »Ich habe meine eigene Theorie - vielleicht sind inzwischen Berichte erschienen, die meine Vermutungen bestätigen.«
    »Verzeihung ...« ließ sich eine Stimme vernehmen.
    Es war Benson, der lautlos eingetreten war.
    »Eure Lordschaft befahlen, alle erhältlichen Zeitungen mitzubringen. Sind damit auch die radikalen gemeint? Eure Lordschaft haben nämlich einmal ausdrücklich verboten, solche ins Haus zu bringen.«
    »Bringen Sie nur alle!« antwortete Lowbridge ein wenig barsch.
    Der Diener rückte fürsorglich das Teetablett zurecht und verschwand mit einer tiefen Verbeugung.
    »Warum ist der Kerl nur wiedergekommen?« brummte Clive.
    »Sie sind ein Nervenbündel, Clive«, neckte ihn Betty.
    »Als ob ich nicht allen Grund dazu hätte!« fuhr er auf.
    »Was ist denn nur an Ihrer Reizbarkeit schuld? Sind es die Zigaretten oder dieses angenehme Gift?«
    Sie zeigte auf ihre Teetasse.
    »Beides«, sagte er, seinen heißen Tee hinunterstürzend.
    Benson war in unglaublich kurzer Zeit wieder da und legte die Abendblätter neben seinem Herrn auf den Tisch. Clive schlug eines davon auf und überflog die Nachrichten. Dann nahm er ein zweites, drittes. Schließlich warf er die Zeitungen mit verdrießlicher Miene zu Boden.
    »Es steht ja gar nichts Neues darin -«, sagte er.
    Er sprach ein wenig lallend. Betty sah ihn bestürzt an. Sein Gesicht war

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