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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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der Mühe wert war? Alle meine Nachforschungen enden in irgendeiner Sackgasse. Erinnern Sie sich, daß Sie mir vor einiger Zeit erzählten, Sie hätten einen riesengroßen Schiffskapitän mit einer Stimme wie ein Nebelhorn gesehen? Dem bin ich heute nachgegangen. Was glauben Sie, wohin ich da gelangte? Zu einem sehr anständigen Wohnhaus in Bloomsbury, wo er, nach allem, was ich erfuhr, ein sehr geregeltes Leben führt. Er geht täglich um zehn Uhr schlafen, steht um sechs Uhr auf und tut nichts Ärgeres, als immerzu Zigaretten zu rauchen. Und doch möchte ich mir den Kopf abschneiden lassen, wenn Kapitän Harvey Hale nicht einer der Männer war, die neulich Miss Carew zu entführen versuchten.«
    »Wann wollen Sie Ihre Razzia machen?«
    »Morgen nacht - wenn mir der Fall nicht schon vorher aus der Hand genommen wird.«
    »Und haben Sie nichts von Tinker Lane gehört?«
    Bullott machte ein langes Gesicht.
    »Dem scheint bange geworden zu sein. Wahrscheinlich hat ihn einer seiner Kollegen vom Dreiundzwanzigsten Grad darauf aufmerksam gemacht, daß er ein gefährliches Spiel spielt. Solche Leute sind leicht einzuschüchtern. Oder man hat ihm die Überfahrt nach Südamerika bezahlt, um ihn loszuwerden.«
    Bill schüttelte den Kopf.
    »Mit Bruder John hat man auch keine langen Geschichten gemacht.«
    Bullott antwortete nicht.
    Gegen Abend machte sich Bill Holbrook bereit. Als er den dritten Meilenstein an der Straße nach Epping erreichte, fand er seine Voraussage mehr als bestätigt. Soweit sein Blick reichte, bewegten sich Wagenkolonnen die lange Waldstraße entlang. Für eine Wiederholung des Anschlags gegen ihn war hier die Gelegenheit noch weit ungünstiger, als er gedacht hatte.
    Der dritte Meilenstein war nicht so leicht zu finden, denn er stand nicht direkt an der Straße und war durch ein Gebüsch fast ganz verdeckt. Doch zu seinem Erstaunen fand Bill dort einen weißen Briefumschlag. Er holte ihn unter den dornigen Heckenrosenzweigen hervor und fand richtig seinen Namen darauf. Einen Augenblick drehte er den Umschlag in der Hand, dann riß er ihn auf. Darin lag ein Zettel, auf dem nichts weiter stand als: ›Folge dem roten Konfetti!‹
    Er sah sich um, konnte aber nirgends Konfetti entdecken. Endlich bemerkte er in einiger Entfernung einen kleinen roten Fleck und ging darauf zu. Es war tatsächlich ein kleines Häufchen runder roter Papierschnippel. Etwas weiter waldeinwärts sah er ein zweites Häufchen, und von da an zog sich eine deutliche Fährte ins Innere des Gehölzes hinein. Sie führte ihn einen vielbenützten Pfad entlang, war jedoch so vorsichtig angelegt, daß sie einem ahnungslosen Fußgänger kaum auffallen konnte.
    Nach einer Weile bog die Fährte rechts ab. Nun traf Bill nur noch ganz wenige Ausflügler. Es wurde ihm klar, daß der Teil des Waldes, durch den er jetzt ging, von Menschen nur wenig betreten wurde, denn immer öfter sah er irgendein Tier die Flucht ergreifen. Erst war es ein Hase, dann ein aufflatternder Vogel und ein Eichhörnchen. Die roten Papierchen aber lockten ihn immer weiter. Er kam an einen kleinen Bach, auf dessen anderem Ufer die Konfetti dichter gestreut waren, damit er sie ja nicht übersehen konnte.
    Er mußte eine ziemlich steile Böschung emporklettern und geriet dann in ein so dichtes Gestrüpp, daß er nur mit Mühe vorwärtskam. Er blieb eine Weile stehen und lauschte. Kein Laut unterbrach die Stille des Waldes. Die Dämmerung begann bereits hereinzubrechen, der Himmel hatte sich tiefblau gefärbt, und die letzten schrägen Sonnenstrahlen, die seinen Schatten riesengroß vorauswarfen, verschwanden gerade, als er auf eine Lichtung hinaustrat.
    Die Fährte bog in einem rechten Winkel ab. Er folgte ihr vorsichtig, mit der Hand ständig den runden, harten Gegenstand in seiner Tasche umklammernd, alle Sinne angespannt.
    Nachdem er zehn Minuten so gegangen war, tauchte vor ihm eine kleine Holzhütte auf, wie sie die Waldhüter zur Aufbewahrung ihrer Geräte verwenden. Sie lag in einer Senkung des leicht abfallenden Geländes. Wieder blieb er stehen, um zu lauschen, aber nichts rührte sich. Die Fährte führte den Hang hinab bis zur Tür der Hütte und hörte dort auf.
    Sein Herz schlug rascher, als er eilig auf die Hütte zuschritt und die Tür aufriß. Drinnen war es dunkel. Er hörte weder Atemzüge noch sonst ein Geräusch. Mißtrauisch schaute er sich nach dem dunklen Forst um. Dann trat er in die Hütte. Da sah er in der Mitte des Raumes etwas Dunkles hin und

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