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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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seine eigenen Wohnräume und wird von einem Bruder niederen Ranges bedient. Pawter erscheint nur alle sechs Monate in der Priorei, nämlich wenn die Ziehung stattfindet, die der Gesellschaft so viele Anhänger verschafft hat. Verstehen Sie, wie klug es ist, bei dieser Gelegenheit einen bekannten Prior mitwirken zu lassen?
    Pawter besorgt, in Gegenwart der anderen, die Ziehung der Glücksnummern, bei der es durchaus ehrlich zugeht. Zehntausende von Blechplättchen mit den Nummern der Mitglieder werden in eine Trommel getan, die dann gedreht wird. Der Sichtbare Prior streckt die Hand durch eine Öffnung hinein und zieht eine Nummer heraus. Dem Mitglied, dessen Nummer gezogen wurde, fällt der Hauptgewinn zu. Gibt es noch Nebenprämien, so wird das Verfahren fortgesetzt. Der Gewinner des Hauptpreises wird immer zur nächsten großen Ziehung beigezogen, muß aber natürlich Geheimhaltung des Vorganges geloben. Ich habe mich mit vier solchen Gewinnern anbiedern müssen, bis ich einen fand, der schließlich doch aus der Schule schwatzte. Zufällig kannte er Pawter persönlich. Übrigens, Leiff Stone ist wirklich das Oberhaupt des Ordens. Ich erfuhr auch noch etwas, was ich nicht wußte. Es gab einen Kaplan für die Prioren, einen kleinen, dicken Mann, der ebenfalls nur mit verhülltem Gesicht auftrat, und den sie ›Bruder John‹ nannten!«
    Bill pfiff leise vor sich hin.
    »Bruder John«, schloß Bullott, leiser sprechend, »war der Vertraute des Großpriors, jedenfalls eines der verläßlichsten Mitglieder des Ordens. Warum wurde er erschossen? Ich werde eine starke Polizeiabteilung aufbieten und die Priorei durchsuchen. Ich hoffe, den Mörder Bruder Johns zu haben, wenn ich das Haus verlasse.«

23
    Clives Wohnung war wirklich ein Ort, wo es sich gut leben ließ. Betty Carew war aus dem Spital entlassen worden und hatte die Heimfahrt unterbrochen, um eine Tasse Tee bei Clive zu nehmen. Sie lag in einem tiefen Armstuhl und genoß die beruhigende Atmosphäre des Zimmers. Die Fenster standen offen, und über die roten Geranien in den Blumenkästen strich ein sanfter Lufthauch, der die Vorhänge ein wenig bewegte und würzige Gartendüfte hereinwehte.
    Benson, ein sehr geschickter Mann, richtete den Teetisch. Clive war nur schnell ausgegangen, wurde aber jeden Augenblick zurückerwartet.
    »Das ist wirklich ein friedlicher Winkel, Benson«, bemerkte Betty.
    »Jawohl, Madam, die Wohnung liegt sehr günstig. Seine Lordschaft allerdings findet sie ein wenig zu klein. Und das ist sie ja eigentlich auch für einen Edelmann, der sicher gern mehr Leute bei sich sehen würde. Und wenn Seine Lordschaft heiraten sollte ...«
    »Ich glaube nicht«, meinte Betty lachend, »daß Seine Lordschaft ans Heiraten denkt!«
    In diesem Augenblick kam Clive zurück.
    »Hallo!« rief er. »Wie geht's Ihrem Reporterfreund? Wie ich höre, hat er sich wieder auf den Kriegspfad begeben.«
    »Er scheint ohne Aufregungen nicht leben zu können.«
    »Jetzt sagen Sie mir aber, Betty, was Sie eigentlich geträumt haben. Ich denke mir, daß wir einigermaßen erkennen könnten, was sich wirklich mit Ihnen ereignet hat, wenn es uns gelänge, zwischen Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden.«
    Sie lehnte es mit einer müden Gebärde ab, darauf einzugehen, und er sprang sofort auf ein anderes Thema über.
    »Sie sind also jetzt eine reiche Frau, Betty? Das bringt mich in eine große Verlegenheit.«
    »Warum?« fragte sie lachend. »Ich bin ja gar nicht reich. Ich habe zwar eine neue Verwandtschaft bekommen, aber ich glaube nicht, daß das an meinem Leben viel ändern wird. Und warum sollte es Sie überhaupt berühren, Clive?«
    »Weil ... Ich glaube, Sie wissen es, ohne daß ich es Ihnen lange erklären müßte. Ich möchte Sie heiraten, Betty, ich habe Sie immer schon heiraten wollen. Als Sie nichts hatten, und auch ich nichts hatte, erschien es mir noch durchaus möglich. Sie haben damals abgelehnt, weil Sie mir nicht zur Last fallen wollten. Jetzt aber sind Sie reich, und ich kann nicht mehr um Sie anhalten, ohne eigennütziger Beweggründe verdächtigt zu werden.«
    »Armer Clive!« Sie lachte von neuem. »Ich glaube, es bleibt alles beim alten. Ich werde, ganz egal, ob ich nun arm oder reich bin, bei meinem Beruf bleiben, das habe ich auch schon Mr. Stone mitgeteilt.«
    »Keine Spur!« rief Clive plötzlich »Wir heiraten nächste Woche, Betty!«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Das werden wir nicht, weil ich nämlich schon verheiratet bin!«
    »Was? -

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