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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ganz blaß geworden, die Augen nahmen einen seltsam verglasten Ausdruck an. Er wankte, als er sich erhob, und wäre hingefallen, wenn sie ihn nicht gestützt hätte.
    »Was ist denn los, Clive?« schrie sie erschrocken.
    »Ich - weiß nicht.« Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Mir ist so - sonderbar ...« stammelte er.
    Sie klingelte. Benson kam sogleich herbei. Mit vereinten Kräften legten sie Lowbridge aufs Sofa. Seine Augen waren geschlossen, er atmete schwer und gab keine Antwort mehr.
    »Was ist nur mit ihm, Benson?« wandte sie sich angstvoll an den Diener.
    Benson beugte sich über den Bewußtlosen, hob seine Augenlider und fühlte seinen Puls mit fachmännischer Geschicklichkeit.
    »Ich fürchte«, sagte er gelassen, »er ist mit einem Rauschgift betäubt worden, Madam, aber ich glaube, er wird bald wieder zu sich kommen. Die Herztätigkeit ist ganz normal. Sie brauchen gar nicht beunruhigt zu sein und können ihn ruhig meiner Pflege überlassen. Wenn Sie es jedoch wünschen, werde ich gleich einen Arzt kommen lassen.«
    »Ich bitte Sie darum«, sagte sie bestimmt.
    Der Diener verbeugte sich, und gleich darauf hörte sie ihn telefonieren. Betty verließ den Bewußtlosen nicht, bis der in der Nähe wohnende Arzt erschien.
    »Es ist nichts«, sagte er. »Er hat doch nicht etwa Opium geraucht?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Aber geraucht hat er?« Der Arzt warf einen vielsagenden Blick auf die vielen Zigarettenstummel, die am Kamin lagen.
    »Ägyptische Zigaretten, wie ich sehe, und die enthalten oft ein wenig Opium, das beigemengt wird, um den Geschmack zu verbessern. Da kann leicht einmal versehentlich eine Spur zuviel in den Tabak geraten ...«
    Betty machte sich auf den Heimweg. Kaum eine Stunde später meldete sich Clive schon selbst am Telefon und versicherte, daß er sich vollkommen erholt habe.
    »Sind Sie wirklich nicht krank, Clive?« fragte sie besorgt.
    »Nein, krank bin ich nicht, aber ganz ungewöhnlich argwöhnisch ...«
    Auf eine nähere Erklärung dieser geheimnisvollen Bemerkung ließ sich Clive Lowbridge nicht ein.

24
    Am gleichen Nachmittag, als Betty aus dem Spital nach Hause zurückkehrte, wurde unter ihr, in einem von der Halle aus zugänglichen Zimmer, ein Gast einquartiert. Die Vermieterin teilte ihr im Vertrauen mit, daß es ein Polizeibeamter sei. Zuerst ärgerte es Betty, sich unter polizeilichen Schutz gestellt zu sehen, aber als sie zu Bett ging, fand sie es doch beruhigend, aller Sorgen und Ängste enthoben zu sein.
    Obschon sie recht müde war, konnte sie nicht sofort einschlafen. Gegen ein Uhr kam ihr in den Sinn, daß sie für den nächsten Tag bei ihrem Onkel Lambert Stone zum Frühstück eingeladen war. Kurz darauf schlief sie ein.
    Und dann fühlte sie wieder den bösen Traum über sich kommen. Eine Bewegung entstand, ein Arm legte sich um ihre Schultern, und dann kam wieder der brennende Schmerz über dem Handgelenk. Sie wehrte sich weit mehr als das letztemal, schlug mit den Armen um sich und spürte, wie ihre Knöchel etwas Hartes trafen. Dann hörte sie Türangeln kreischen, Schritte im Treppenhaus und Kampflärm aus der Halle. Jemand stieß einen gellenden Schrei aus - das war ihre Wirtin. Das Haustor wurde krachend zugeschlagen. Mit zitternder Hand schaltete sie das Licht ein.
    Die Tür ihres Zimmers stand offen. Sie lief hinaus und beugte sich über das Treppengeländer. Unten in der Halle sah sie einen notdürftig bekleideten Herrn, der sich krampfhaft bemühte, in seinen Mantel zu schlüpfen.
    »Alles in Ordnung, Miss!« schrie er herauf.
    Sie erriet, daß es der Detektiv war, den Bullott hergebracht hatte.
    Sie ging in ihr Zimmer zurück. Nach zehn Minuten klopfte es leise an ihre Tür. Sie öffnete. Es war der Kriminalbeamte.
    »Sind sie bis in Ihr Zimmer gekommen?« fragte er. »Es waren nämlich zwei. Ich weiß nicht, wie ich einschlafen konnte. Aber sie müssen wie die Katzen hinaufgeschlichen sein, sonst hätte ich sie trotzdem gehört.«
    »Wer war es?« fragte sie und fröstelte.
    »Ich weiß es nicht. Es waren zwei, sie haben mich einen Moment betäubt.« Er rieb sich die Stirn, und als er die Hand wieder wegnahm, sah Betty eine eigroße Geschwulst. »Würden Sie gestatten, daß ich mich in Ihrem Zimmer umsehe?«
    Die Vermieterin hatte sich gleichfalls eingefunden, und beide Frauen sahen jetzt zu, wie der Detektiv den Raum durchsuchte. Er bückte sich und hob etwas vom Teppich auf.
    »Das ist eine Injektionsspritze. Sie ist zur Hälfte noch

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