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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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überlegte gerade, ob er dort nicht anklopfen sollte, als ein Nachtsteward im Korridor erschien.
    »Wer bewohnt diese Kabine?« fragte Bill.
    »Sir John und Lady Wilford.«
    »Haben Sie nicht jemanden durch den Korridor laufen sehen?« »Nein, Sir. Hat jemand versucht, in Ihre Kabine einzudringen?«
    »Jemand hat jedenfalls die Tür geöffnet.«
    Der Steward trat näher und untersuchte das Schloß.
    »Vielleicht hatten Sie sie nur nicht ordentlich geschlossen?«
    Zweifel lag in seinem Ton. Er nahm wohl an, daß Holbrook geträumt habe.
    Bill fuhr in seine alten Kleider und wollte Bullott aufsuchen. Die Kabine des Inspektors war leer, das Bett unbenutzt. Eine Wasserflasche und ein halb mit Wasser gefülltes Glas standen neben dem Bett. Mantel und Hut hingen an einem Wandhaken.
    Bill ging zum Promenadendeck hinauf, wo barfüßige Matrosen mit Deckwaschen beschäftigt waren. Es dämmerte bereits, und die Morgenluft war kühl und scharf, als Bill die Treppe zum höher gelegenen Deck emporstieg. Ohne zu zögern, drang er bis zum Allerheiligsten des Schiffes, der Kommandobrücke, vor, wo ihn jedoch der Wachhabende höflich abwies.
    »Vielleicht suchen Sie noch ein wenig weiter. Wenn Sie ihn trotz allem nicht finden sollten, dann kommen Sie doch nochmals zu mir, damit ich dem Kapitän Meldung erstatte.«
    Bill kehrte in Bullotts Kabine zurück und begab sich darauf unverzüglich zu Stone, um ihn zu wecken.
    »Was? Bullott verschwunden? Das ist doch nicht möglich! Er wird bestimmt wieder auftauchen.«
    Obgleich dann der Kapitän das Schiff vom Bug bis zum Heck durchsuchen ließ, war keine Spur des vermißten Inspektors zu entdecken. Bill ging bedrückt zum Frühstück hinab, und auch Betty, die die Neuigkeit von ihrem Onkel vernommen hatte, machte ein besorgtes Gesicht. Holbrook hatte Lambert Stone gebeten, seiner Nichte nichts von der Anwesenheit Dr. Laffins an Bord zu sagen, und offenbar hatte er Wort gehalten.

35
    Nach dem Frühstück erfuhr Bill Holbrook etwas, das ihn zutiefst beunruhigte. Bei der Treppe vor dem Speisesaal wartete der Schiffsarzt auf ihn.
    »Ich möchte Sie bitten, mit mir zu kommen, Mr. Holbrook. Sie sind doch ein Freund von Mr. Bullott, nicht wahr?«
    »Ein sehr guter Freund«, beeilte sich Bill zu versichern.
    Der Arzt stieß die Tür zu Bullotts Kabine auf und zeigte mit dem Finger in eine Ecke. Dort lag steif und starr der Kadaver einer Katze.
    »Diese Katze gehörte dem Steward, oder vielmehr der Messe der Stewards«, erklärte der Schiffsarzt. »Sie folgte aber mit Vorliebe Gibbon, dem diese Kabine zugeteilt ist, und sie scheint ihn auch heute begleitet zu haben, als er hierherkam, um aufzuräumen. Die Katze sprang aufs Bett und trank von dem Wasser hier.«
    Er deutete auf das Glas, das neben der Koje stand, wo Bill es schon in der Nacht gesehen hatte. Jetzt aber schien ihm die darin befindliche Flüssigkeit einen leichten Stich ins Bläuliche zu haben.
    »Gift?« fragte er.
    »Ja, doch weiß ich noch nicht, um welches Gift es sich handelt, aber es muß jedenfalls ein sehr rasch wirkendes sein. Dem Geruch nach würde ich auf Blausäure schließen. Ich werde eine Untersuchung vornehmen. Glauben Sie, daß sich Mr. Bullott mit Selbstmordabsichten trug?«
    »Bestimmt nicht. Er ist der gesündeste und vernünftigste Mensch, den man sich vorstellen kann.«
    Der Steward berichtete, Bullott habe ihn gebeten, ein Glas Wasser und einen Apfel zu bringen, da er Frühaufsteher sei.
    Der Apfel war verschwunden. Holbrook öffnete den Koffer des Inspektors, doch fand sich darin nicht der geringste Anhaltspunkt für sein Verschwinden.
    »Die Sache ist so merkwürdig, daß sie den Polizeidirektionen von London und New York gefunkt werden sollte«, meinte Bill, als er mit Lambert Stone zum Kapitän ging und ihm von der Anwesenheit Dr. Laffins an Bord Mitteilung machte.
    »Es ist kein Laffin auf der Passagierliste«, sagte der Kapitän, »und auch sonst ist mir niemand bekannt, der Laffin sein könnte.« Er strich sich mit der flachen Hand übers Kinn und überlegte. »Die Geschichte mit Bullott ist allein schon recht unangenehm. Ich wußte schon, bevor er an Bord kam, daß er zum S-Yard gehört, aber ich hätte natürlich nie gedacht, daß gerade er der Überwachung bedürfte. Das Schiff wurde aufs genaueste durchsucht und nirgends eine Spur von ihm gefunden. Ich fürchte, wir müssen ihn als über Bord gegangen ansehen.«
    »Oder als über Bord geworfen!« ergänzte Lambert Stone.
    Der Kapitän lief plötzlich,

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