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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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als käme ihm ein Einfall, ins Kartenhaus und rief alsbald auch Stone und Holbrook hinüber.
    »In der Nacht ist ein Vorfall registriert worden«, begann er. »Ich entnehme es der Eintragung des Wachoffiziers ins Decklogbuch. Ein Motorboot verlegte uns den Kurs - Sie werden vielleicht die Sirene gehört haben -, so daß wir knapp an ihm vorbeikamen, und blieb dann ganz nahe unter Bord. Der Wachoffizier rief hinunter, daß er Anzeige erstatten werde, wenn es sich nicht entferne.«
    »Wäre es einem Mann möglich gewesen, von der ›Escorial‹ aus an Bord des Bootes zu gelangen?« erkundigte sich Bill.
    »Das ist ein Gedanke, der mir eben auch gekommen ist«, antwortete der Kapitän. »Das Boot ließ sich nämlich in unser Kielwasser treiben, soll dann aber eine Zeitlang so knapp unter unserem Heck geblieben sein, daß man vermutlich mit einigem Geschick ganz gut hätte hinüberturnen können.«
    »Das muß aber ein sehr schnelles Boot gewesen sein«, bemerkte Stone.
    »Nicht unbedingt - wir waren in eine Nebelbank geraten und hatten unsere Geschwindigkeit stark herabgesetzt.«
    Es bestand also eine entfernte Möglichkeit, daß Bullott auf das Boot hinübergewechselt war, doch war nicht einzusehen, warum er niemanden verständigt haben sollte.
    Bill versuchte vergeblich, sich mit dem Gedanken zu trösten, daß Bullott das Schiff freiwillig verlassen habe. Eine düstere Vorahnung sagte ihm, daß Laffin in der Nacht sicher wieder erscheinen würde. Als erstes erkundete er die Lage der Kabinen auf dem Oberdeck. Er war einigermaßen beruhigt, als er herausgefunden hatte, daß die von Betty und Lambert Stone bewohnten Räume verhältnismäßig leicht zu überwachen waren. Es handelte sich um drei kleinere Kabinen, einen Salon und ein Badezimmer. Von einer Bank im Gang aus konnte man die beiden Zugangstüren zu dem Appartement leicht beobachten.
    Ohne sich jemandem anzuvertrauen, ging er an sein Vorhaben. Als nachmittags auf Deck der Tee serviert wurde, erschien Bill Holbrook nicht. Er schlief, bis er zum Abendessen geweckt wurde.
    Betty neckte ihn wegen seiner Faulheit, Stone aber erriet, was den jungen Mann bewogen hatte, den Nachmittag zu verschlafen.
    »Sie haben wohl vor, die Nacht zu durchwachen, Holbrook?« fragte er, als die beiden nach Tisch bei einer Zigarre beisammensaßen.
    »Ja, das will ich.«
    »Glauben Sie, daß Betty Gefahr droht?«
    »Ich bin ziemlich sicher, daß irgend jemandem Gefahr droht.«
    »Wenn etwas los sein sollte, bitte ich Sie, mich unbedingt zu rufen.«
    Bevor Bill seine Nachtwache antrat, nahm er ein kaltes Bad.
    Als er danach seine Kabine wieder betrat, fand er den Steward damit beschäftigt, das Bett für die Nacht zurechtzumachen.
    »Gut, daß ich Sie treffe -«, sagte der Steward. »Wir haben durch Funkspruch eine Weisung aus New York bekommen, die wir allen Fahrgästen bekanntgeben müssen. Morgen früh wird die Verfügung auch noch angeschlagen werden. Aber ich habe eine Abschrift bei mir ...«
    Mit diesen Worten überreichte er Holbrook ein maschinegeschriebenes Blatt, und Bill las:
    ›Zu dem das Tragen verborgener Waffen verbietenden Sullivan-Gesetz hat die Staatsanwaltschaft des Staates New York funktelegrafisch die nachstehenden verschärfenden Bestimmungen verfügt: Der Besitz wie immer gearteter Feuerwaffen ist den Mitgliedern der Schiffsmannschaften und den Fahrgästen aller den Hafen von New York anlaufenden Schiffe strengstens untersagt. Fahrgäste, die Waffen mit sich führen, haben diese unverzüglich, spätestens bis Montag mittag, dem Zahlmeister zu übergeben. Über die Bewilligung eines Waffenscheins werden die Behörden fallweise nach Ankunft des Schiffes in New York entscheiden.
    Eine Mißachtung der Vorschrift kann unangenehme Folgen nach sich ziehen, weshalb der unterzeichnete Zahlmeister dringend ersucht, den Wünschen der Staatsanwaltes nachzukommen‹ »Berührt mich nicht!« bemerkte Bill leichthin. »Ich trage nie etwas Tödlicheres bei mir als eine Brasilzigarre.«
    Er kleidete sich an und bezog seinen Beobachtungsposten. Der Steward, der den Nachtdienst auf dem Oberdeck versah, kam ein paarmal vorbei, musterte ihn neugierig und ging kopfschüttelnd weiter.
    Es wurde immer später. Laffin ließ sich nicht blicken. Obwohl Holbrook den ganzen Nachmittag geschlafen hatte, sank ihm doch ab und zu das Kinn auf die Brust hinab, und er mußte sich Gewalt antun, um sich jedesmal wieder aufzufangen. Endlich begann der Tagdienst an Bord, und das geschäftige Hin und Her

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