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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Erster Band.

Erstes Capitel.
Das Morgenroth eines Jahrhunderts der Entdeckungen.
    Verminderung der Zahl der Entdeckungen während der Kämpfe der Republik und des Kaiserreichs. – Seetzen’s Reisen in Syrien und Palästina. – Haouran und die Umschiffung des Todten Meeres. – Décapole. – Reise durch Arabien. – Burkhardt in Syrien. – Ausflüge in Nubien zu beiden Seiten des Nils. – Pilgerfahrt von Mekka nach Medina. – Die Engländer in Indien. – Webb an den Quellen des Ganges. – Bericht über eine Reise im Pendschab. –
    Christie und Pottinger in Sindh. – Dieselben auf dem Wege durch Beludschistan bis nach Persien. – Elphistone in Afghanistan. – Persien nach Gardanne, Ad. Dupré, Morier, Macdonald. – Kinair, Price und Ouseley. – Güldenstädt und Klaproth im Kaukasus. – Lewis und Clarke in den Felsengebirgen. – Raffles in Sumatra und in Java.
     
    Das Ende des 18. und der Anfang des 19. Jahrhunderts weisen eine auffallende Abnahme in der Zahl großer Entdeckungen auf. Wir haben früher gesehen, daß die französische Republik eine Expedition zur Aufsuchung La Pérouse’s ausrüstete und Kapitän Baudin seine ergebnißreiche Kreuzfahrt an den Küsten Australiens durchführte. Das sind aber auch die einzigen Gelegenheiten, bei welchen die von den entfesselten Leidenschaften der Menge und durch brudermörderische Kämpfe gelähmte Regierung ihr Interesse für die Erweiterung der Erdkunde an den Tag zu legen vermochte.
    Erst später umgab sich Bonaparte in Egypten mit einem Generalstabe von Gelehrten und hervorragenden Künstlern. Damals sammelte man auch die Unterlagen zu jenem großen und schönen Werke, das zum ersten Male eine verläßliche, freilich noch lückenhafte Vorstellung von der Civilisation des Landes der Pharaonen im Alterthum verbreitete. Nachdem aus Bonaparte aber erst Napoleon geworden war, wollte der souveräne Egoist, der seiner Leidenschaft, dem Moloch des Krieges, alles Andere opferte, von Forscherzügen, Reisen und anzustrebenden Entdeckungen nichts mehr hören; das hätte ihm ja Geld und Leute gekostet. Sein Verbrauch an letztern Beiden war schon zu groß, als daß er sich jenen geringen Aufwand noch hätte erlauben können.
    Beweis dafür ist es, daß er sogar den letzten Rest des französischen Colonialgebietes in Amerika für einige Millionen den Vereinigten Staaten überließ.
    Glücklicher Weise lastete diese Eisenfaust nicht ebenso schwer auf anderen Völkern. Beschäftigte sie auch der Kampf gegen Frankreich, so fanden sich bei ihnen doch noch Freiwillige, welche das Feld der Erdkunde bebauten, die Archäologie auf wirklich wissenschaftlichen Grundlagen errichteten und die ersten linguistischen und ethnographischen Forschungen anstellten.
    Der gelehrte Geograph Malte-Brun (ein Däne von Geburt) schildert in einem Aufsatze, den er im Jahre 1817 in den »
Nouvelles Annales des Voyages
« veröffentlichte, eingehend und treffend den Stand des geographischen Wissens zu Anfang des 19. Jahrhunderts und die zahlreichen »frommen Wünsche« dieses Faches. Er hebt dabei die schon errungenen Fortschritte in der Schifffahrtskunde, der Astronomie und der Linguistik gebührend hervor. Weit entfernt, ihre Entdeckungen zu verheimlichen, wie die Hudsonbay-Compagnie das aus Eifersucht zu thun beliebte, begründet die Indische Compagnie dagegen Akademien, veröffentlicht sie Berichte und unterstützt die Reisenden. Selbst aus dem Kriege sucht man Nutzen zu ziehen, wie z. B. die französische Armee in Egypten das Material zu einem umfangreichen (geographischen) Werke sammelte.
    Wir werden später sehen, daß sich aller Völker bald ein löblicher Wetteifer bemächtigte. Ein Land aber vor allen, Deutschland nämlich, war es, das sich zu Anfang des Jahrhunderts durch die wichtigen Entdeckungen seiner Reisenden auszeichnete. Seine ersten Forscher gehen mit so großer Sorgfalt zu Werke und bekunden einen so bestimmten Willen und ein so sicheres Vorgefühl, daß sie den Nachfolgern nur die Bestätigung, höchstens die Weiterführung ihrer Entdeckungen übrig lassen.
    Als der Erste derselben ist Ulrich Jasper Seetzen zu betrachten. Geboren im Jahre 1767 zu Sophiengroden in der Herrschaft Jever (Ostfriesland), trat Seetzen, nach Vollendung seiner Studien in Göttingen, zuerst mit einigen Abhandlungen über Statistik und Naturwissenschaften, zu welchen ihn natürliche Neigung hinwies, an die Oeffentlichkeit. Diese Arbeiten erwarben ihm die Aufmerksamkeit der Regierung und

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