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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Stöpsel in die Flasche steckte, bevor ich heute abend Ihre Kabine verließ. Als ich dann später noch einmal hineinschaute, war der Stöpsel nicht mehr drauf.«
    »Seit ich zum Abendessen ging, bin ich nicht mehr in der Kabine gewesen«, versicherte Bill.
    Sie untersuchten die Flasche. Bill hielt sie gegen das Licht. Es entging ihm nicht, daß die Flüssigkeit, die man normalerweise für farblos erklärt hätte, einen Stich ins Bläuliche aufwies. Es war die gleiche Tönung wie in dem Wasserglas, aus dem die Katze getrunken hatte.
    »Kommen Sie«, sagte Bill zum Steward, »wir tragen die Flasche zum Schiffsarzt.«
    Sie trafen den Arzt in seinem Laboratorium an. Er goß ein wenig vom Inhalt der Flasche in ein Glas.
    »Ich kenne jetzt das Gift, das sich in Bullotts Wasserglas befunden hat. Akonitin ist eines der am schnellsten wirkenden tödlichen Gifte, die wir kennen. Die geringste Dosis, der Bruchteil eines Grammes genügt.«
    »Ist es schwer erhältlich?«
    »Es wäre für Sie ganz unmöglich, sich auch nur ein Gramm zu verschaffen. Die wenigsten Apotheker führen es überhaupt. Ich zum Beispiel habe keines an Bord, obgleich die ›Escorial‹ die bestausgestattete Schiffsapotheke besitzt.«
    Bill blieb, bis das Ergebnis der ersten, flüchtigen Untersuchung vorlag.
    »Akonitin«, bestätigte der Arzt kurz und stellte das Glas weg.
    Der Steward wartete draußen im Korridor auf das Resultat der Untersuchung - und wohl auch auf ein Lob, das er zweifellos verdient hatte. Bill steckte ihm ein paar Banknoten zu.
    »Ich würde es als einen Freundschaftsdienst ansehen«, ermunterte er den aufmerksamen Mann, »wenn Sie meine Kabine im Auge behalten und aufpassen wollten, wer aus und ein geht. Sie bekommen dafür nach unserer Ankunft in Amerika fünf Pfund, und wenn Sie den Mann fangen, der das Wasser vergiftet hat, kriegen Sie sogar fünfzig!«

36
    Obwohl Bill Holbrook am Nachmittag geschlafen hatte, spürte er, als er seine Nachtwache begann, daß er wohl Mühe haben würde, sich bis zum Morgen wachzuhalten. Nach einiger Zeit mußte er tatsächlich eingenickt sein. Plötzlich fuhr er auf und hatte den Eindruck, daß jemand die Treppe vom höhergelegenen Deck herabkomme. Er blickte hinauf und hätte schwören können, einen Kopf gesehen zu haben, der sich über das Treppengeländer vorgestreckt hatte und sofort wieder verschwunden war. Von neuem hörte er ein Geräusch über sich, und diesmal sah er wirklich und ganz deutlich ein Gesicht vor sich. Es war das eines wildaussehenden Mannes mit ungekämmtem Haar. Die Hände, die das Geländer umklammerten, waren groß und schmutzig. Eine Sekunde starrten sich beide in die Augen, dann verschwand der Kopf. Bill wollte gerade die Verfolgung aufnehmen und war schon auf der Treppe, da hörte er hinter sich ein Geräusch. Es schien aus Bettys Kabine zu kommen. Er schlich hin und horchte. Eine Weile blieb alles still - dann hörte er wieder ein tappendes Geräusch.
    Aber es kam von weiter her, aus der Nähe von Stones Tür. Er drückte auf die Klinke, die Tür war verschlossen. Er klopfte - keine Antwort.
    »Ist alles in Ordnung, Mr. Stone?« rief er.
    In der Kabine regte es sich. Dann schrie eine Stimme:
    »Hilfe!«
    Sich mit dem Rücken an das gegenüberliegende Schott stemmend, stieß er mit dem Fuß heftig gegen die Tür, ohne damit das geringste zu erreichen. Jetzt tasteten sich drinnen Hände über das Holz zum Schloß. Ungeduldig stieß Bill die nachgebende Tür auf - Stone wankte in seine Arme. Sein Gesicht war blutbefleckt, die Jacke seines seidenen Pyjamas hing in Fetzen um ihn.
    »Um Gottes willen, was ist geschehen?« fragte Bill.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Stone, noch ganz benommen. »Sehen Sie doch, bitte, nach, ob bei Betty alles in Ordnung ist.«
    Bill schaltete das Licht ein und rannte in den Privatsalon, von dem aus eine Tür in Bettys Schlafzimmer führte. Sie war nicht verschlossen. Er riß sie auf. Betty fuhr verstört im Bett auf.
    »Was ist los?« rief sie und griff sich an den Hals. »Oh, sind Sie es Billy? Ist etwas geschehen?«
    Sie warf nur einen Schlafrock um und war fast gleichzeitig mit ihm beim Verletzten. Stone lag ruhig atmend im Bett.
    »Ich weiß nicht, was sich abgespielt hat ... Nein, ich bin nicht schwer verletzt. Ich wachte auf und fühlte Hände an meiner Kehle, die mich niederdrückten. Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn Sie nicht eingegriffen hätten.«
    »Wer hat Sie überfallen?«
    »Ich weiß es nicht. Es schienen zwei zu

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