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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Benson einen Besuch des Nördlichen Polarkreises vorausgesehen hat«, meinte Stone. »Benson ist ein merkwürdiger Bursche. Gerade diese stillen, korrekten Menschen sind manchmal die ärgsten. Was halten Sie davon, Holbrook?«
    »Man sollte Clive eigentlich alles erzählen -«, warf Betty ein, aber Bill wollte davon nichts wissen.
    »Ich bin dafür, daß noch ein Mann ins Vertrauen gezogen wird. Aber ich denke dabei an den Schiffsarzt. Ich wäre Ihnen dankbar, Mr. Stone, wenn Sie ihn veranlassen könnten, hierherzukommen. Er wird sich Ihnen gegenüber entgegenkommender zeigen. Wenn nämlich mein Plan gelingen soll, bedürfen wir seiner Mithilfe.«
    Stone ging. Holbrook war mit Betty allein.
    »Betty ... Ich darf Sie doch so nennen? Haben Sie die Pistole noch, die Ihnen Bullott gegeben hat?«
    »Ja.«
    »Und Sie werden sie auch gebrauchen - ich meine, wenn Sie in Gefahr sind? Ja, die Möglichkeit besteht ... Laffin ist Herr des Schiffes. Wenn er sich seit der Kaperung nicht mit Ihnen und Ihrem Onkel beschäftigt hat, so nur deshalb, weil ihn andere Dinge in Anspruch nehmen. Sicher ist eines - Sie werden, so oder so, ein Vermögen erben, und das bringt Sie meiner Ansicht nach in Gefahr. Vor dem Gesetz sind Sie Laffins Frau, und er ist daher der Gatte einer reichen Erbin. Verstehen Sie mich? Ich führe auch das Attentat auf Ihren Onkel auf diesen Umstand zurück. Man muß den Dingen ins Gesicht schauen. Wie gern hätte ich Ihnen all das erspart! Meine liebe Betty ...«
    Er wollte ihren Kopf zwischen seine Hände nehmen, als das Geräusch der niedergedrückten Tür ihm Einhalt gebot. Verlegen und mit schuldbewußter Miene sah er Mr. Stone entgegen, der vor der Tür stehengeblieben war und den Schiffsarzt eintreten ließ.
    »Da ist der Doktor«, sagte Stone. »Ich habe ihm nur flüchtig erzählt, um was es geht - ihn zu überzeugen muß ich Ihnen überlassen, Holbrook.«
    Der Schiffsarzt, ein Mann in mittleren Jahren, zeigte sich gar nicht so unentschlossen, wie Bill erwartet hatte.
    »Ich habe natürlich gleichzeitig mit dem Zahlmeister erfahren, daß die ›Escorial‹ in die Hände von Piraten gefallen ist. Mr. Stone sagte mir nun, Sie brauchten meine Hilfe. Was kann ich für Sie tun?«
    »Vor allen Dingen muß ich in die Funkstation gelangen«, begann Bill. »Da ich als junger Bursche einmal als Telegrafist gearbeitet habe, verstehe ich so viel von der Funkerei, daß ich die Apparate bedienen kann. Aber in die Station hinein komme ich nur, wenn der Wachtposten davor beseitigt wird, und das läßt sich, wenn man keinen Lärm machen will, nur mit einem Betäubungsmittel bewerkstelligen.«
    Dr. Speer schüttelte den Kopf.
    »Bei einem langsam wirkenden würde viel Zeit vergehen, bis ...«
    »Ich wünsche aber gar kein langsam wirkendes Mittel, sondern einen recht schnell wirkenden, kräftigen Trank«, unterbrach ihn Bill. »Ich habe als Steward ungehindert Zutritt zum Bootsdeck. Und ich möchte meinen Plan ausführen, sobald wir in dichten Nebel geraten.«
    »Butyl wird sich für diesen Zweck am besten eignen«, sagte Dr. Speer, »und ich glaube, ich habe einen ausreichenden Vorrat unten. Ich werde gleich nachsehen.« Er ging weg und kehrte nach kurzer Zeit mit einer länglichen grünen Flasche zurück.
    »Hier ist das Zeug!« Er überreichte Holbrook das Fläschchen und eine Gebrauchsanweisung dazu. »Ich habe es natürlich nie zu ungesetzlichen Zwecken verwendet, aber ich weiß, daß es von Verbrechern oft gebraucht wird.«
    Bill ließ das Fläschchen in seine Rocktasche gleiten und verabschiedete sich. Es war nicht ratsam, sich so viel bei den Stones sehen zu lassen.
    Im Lauf des Tages kam er zweimal aufs Bootsdeck. Das erstemal schleppte er mit einem andern Steward eine ganze Kiste Whisky für die ›Herren Offiziere‹ auf die Brücke. Kapitän Hale kam dazu, nahm eine Flasche heraus und befahl einem seiner Leute:
    »Bring das dem Kommodore in seine Kajüte! Aber sofort, verstanden!«
    Damit war zweifellos Dr. Laffin gemeint, den Holbrook seit der nächtlichen Rauferei in London nicht mehr gesehen hatte.
    Obgleich die neuen Leute auf der Brücke alle keine Uniform trugen, sondern wie Strolche von der Landstraße aussahen, funktionierte der Dienst wie am Schnürchen. Am Steuer zum Beispiel stand ein Mann in schäbiger Lederjacke, wie sie Motorradfahrer tragen, mit einer Tonpfeife im Mund.
    Als Holbrook zum zweitenmal an diesem Tag auf die Brücke kam - er trug ein Tablett mit Tee hinauf -, ließ ihn Hale zu sich

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