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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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hätte man nicht unbedingt auf einen Kurswechsel schließen müssen. Sogar Eisberge kommen im Juli gelegentlich bis auf den fünfzigsten Breitengrad herab.
    Die Piraten hatten anscheinend erkannt, daß die Geschehnisse an Bord nicht länger verheimlicht werden konnten, denn als Bill nach vorn ging, hörte er das Rasseln von Ladewinden und sah, wie das große Gepäck der Fahrgäste auf Deck geschafft wurde. Bald danach ließ ihn der Zahlmeister rufen und befahl ihm, den Passagieren mitzuteilen, daß sie dem bereitgestellten großen Gepäck warme Kleidung entnehmen möchten.
    Er suchte vorher Bullott auf, wie er es schon oft getan hatte. Der Inspektor, der wieder seine eigene Kabine bezogen hatte, war - abgesehen davon, daß die beiden Männer auch seine Kabine auf das peinlichste durchsucht hatten - nicht weiter belästigt worden.
    »Man hat doch nichts davon, wenn man ein Schiff wegnimmt und es dann im Eismeer versteckt«, sagte Bullott.
    »Sie tun es aber«, antwortete Bill lakonisch. »Ich kann mir auch nicht vorstellen, warum. Wir werden noch heute den Nebelgürtel erreichen und sind weit abseits der gewöhnlichen Schiffahrtsrouten. Wenn wir nicht zufällig von einem Walfischfänger gesichtet werden, dürften wir als verschollen gelten. Unsere einzige Chance, das Schiff wieder in die Hand zu bekommen, bestünde in einem nächtlichen Überfall. Aber diese Möglichkeit schwindet rapid, je weiter wir nach Norden kommen, denn von nun an werden wir keine Nacht mehr haben.«
    Bill hatte sich trotzdem einen Plan ausgeheckt. Seiner Ansicht nach bildete der Besitz der Funkstation den Schlüssel zur Rettung. Wenn er nur zehn Minuten lang den Sender ungestört zur Verfügung hätte, könnte er leicht die Absichten des Dreiundzwanzigsten Grades durchkreuzen. Aber er wußte, daß die Station gut bewacht wurde. Vor der Tür saß ein Mann mit einem Revolver, und der Funker selbst war sicher auch bewaffnet. Nur bei ganz dichtem Nebel, wie er in diesen Breiten oft einfällt, hätte der Plan, so sagte sich Bill Holbrook, einige Aussicht auf Erfolg.
    Er beeilte sich, das große Gepäck der Stones ausfindig zu machen, und hatte Glück, denn ihre Koffer befanden sich gleich unter den ersten, die aus der Ladeluke zum Vorschein kamen. Mit einem anderen Steward zusammen schaffte er sie zu den Kabinen hinunter. Betty freute sich sehr darüber, denn sie fror trotz des Pelzmantels und der eingeschalteten Heizung, und Mr. Stone lief, in eine Bettdecke gehüllt, im Salon auf und ab, um sich zu erwärmen.
    »Was ist denn los, Steward?« fragte er verwundert, als der erste schwere Koffer hereingezogen wurde.
    Bill schien es nicht mehr ratsam, vor den Stones sein Geheimnis zu hüten, und er ließ die Maske fallen. Betty faßte ihn, nachdem er die Geschichte seiner Verwandlung beendet hatte, bei den Schultern.
    »Sind Sie es wirklich, Billy? Ihr Haar ...«
    »Es wird Jahre dauern, bis ich die Henna wieder los sein werde!« brummte er.
    »Wohin sollen wir eigentlich gebracht werden?« fragte Mr. Stone. »Bis zum Nordpol? Das allein ist schon ein Kapitalverbrechen. Viele Passagiere werden durch Kälte und Hunger zugrunde gehen.«
    »Solange der Ölvorrat reicht, wird es nicht so arg werden«, meinte Bill. »Aber ich wage nicht daran zu denken, was geschieht, wenn das Schiff in Packeis gerät.«
    »Und wie steht es mit den Lebensmitteln?«
    »Ich glaube nicht, daß sie so schnell ausgehen werden. Habe ich Ihnen nie von den geheimnisvollen Andeutungen Tinker Lanes erzählt? Er behauptete, daß Lebensmittel und Waffen nach New York verschifft würden. Das gehörte eben zum Plan der Piraten. Es müssen irgendwo im Schiff große Mengen an Mehl und Büchsenfleisch sowie Waffen verstaut sein.«
    »Sie sehen wirklich großartig aus, Billy!« Betty konnte sich nicht fassen. »Wo sind denn nur Ihre andern Augenbrauen? Es ist zu komisch, daß Sie seit gestern früh hier ein und aus gegangen sind, ohne daß ich Sie erkannt habe!«
    Er half beim Auspacken, während Lambert Stone Lowbridge aufsuchte. Schon nach einer Viertelstunde kam Stone zurück und strich sich nachdenklich über das Kinn. Er habe, erzählte er, Clive in einen dicken, pelzgefütterten Mantel gehüllt angetroffen. Benson, der Diener, hätte dieses hochwinterliche Kleidungsstück ohne Wissen seines Herrn mitgeschleppt - so wenigstens habe der Lord, sich gewissermaßen entschuldigend, beteuert und hinzugefügt, Benson sei eben die Vorsehung selbst.
    »Man wäre beinahe versucht anzunehmen, daß

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