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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Calley
unvermittelt.
    Sandra hatte noch zwei Fleischstücke auf ihrem Teller. Sie
begriff nicht, was die Bemerkung Jonathans zu bedeuten hatte.
    »Brians Wagen meine ich, Sandra«, fuhr er fort. Sein
Gesicht glühte, seine Augen flackerten. Ein Wahnsinniger?
    Angst und Grauen erfüllten die Frau plötzlich.
    »Ist dir nicht gut, Jonathan?«
    »Doch. Ich habe mich noch nie so wohl gefühlt wie heute.
    Und dir, meine Liebe, wie schmeckt dir mein nach uraltem
persischen Rezept zubereitetes Mahl? Ich wollte erleben, wie es ist, wenn eine
Schwester von ihrem Bruder ißt! Du scheinst dich dabei köstlich amüsiert zu
haben. – Übrigens: den Rest Brians findest du in der Speisekammer.«
    Alles vor Sandra begann sich zu drehen.
    Es wurde ihr nicht bewußt, daß sie aufsprang und
schreiend die Treppen nach oben stürzte, während das laute, irre Lachen
Jonathan Calleys das einsame, verschlossene Haus erfüllte, aus dem es kein
Entrinnen gab.
     
    ●
     
    Nadine Trapier erschauerte.
    Sie wirkte noch bleicher als sonst.
    »Als Einleitung hätten Sie sich eine andere Geschichte
einfallen lassen sollen, O’Neill«, kritisierte sie. Ihre Finger zitterten, als
sie das Weinglas auf den Tisch stellte. Ihre Augen weiteten sich, und ihr Blick
wanderte über die lange, piekfein gedeckte Tafel. »Das Geschirr, das Besteck –
alles ist aus dem Hause Calley, O’Neill!«
    Das blanke Entsetzen war in ihren Augen zu lesen.
    »Deine Phantasie geht ein bißchen zu weit, Nadine!«
erwiderte O’Neill. »Was wir hier von uns haben, stammt aus dem Nachlaß, der
versteigert wurde. Aber es handelt sich nicht um den Küchentisch, an dem Calley
seiner Frau den eigenen Bruder vorsetzte. Und auch das Geschirr und das Besteck
wurden nicht zu einem solchen Zweck mißbraucht. Die Tafel stammt aus dem Raum
der Prinzessin Faya. Ich habe für eine bestimmte Szene diesen Hintergrund
vorgesehen.«
    »Du willst …?« Nadine brachte ihren Satz nicht zu Ende.
    »Es ist eine einmalige Geschichte«, nickte O’Neill.
    Nadine Trapier schüttelte den Kopf. Sie verstand nichts
mehr.
    »Du hattest doch Frank Berrys Stoff vorgesehen, eine
Sache, die wir doch alle miterlebt haben, und die uns aufs Äußerste erregt
hat.«
    »Ich habe mehrere Pläne. Wir hätten heute abend darüber
sprechen können, im Beisein von Prezikow.«
    O’Neill unterbrach sich.
    Er glaubte, ein Geräusch gehört zu haben. Er lauschte.
    »Nichts«, meinte er dann. »Das war draußen in der Küche.
    Offenbar wird der Koch langsam nervös. Wenn der Braten
einschmort, mach ich Preszikow schadenersatzpflichtig.«
    Larry Brent wandte sich an die junge Französin, die neben
ihm saß, die Beine übereinandergeschlagen hatte und abwesend in die Flammen
starrte.
    »Sie haben mit Preszikow schon sehr oft vor der Kamera
gestanden, Mademoiselle«, brachte X-RAY-3 das Gespräch in Gang.
    »Was für ein Mensch ist er?«
    »Faszinierend – und erschreckend zugleich«, sagte Nadine
mit leiser Stimme.
    »Er verliert sich in seinen Rollen.
    Einmal spielte er einen Neffen Draculas. Der
Maskenbildner setzte ihm für eine dementsprechende Szene das Gebiß mit den
Vampirzähnen ein. Schlag Mitternacht tauchte Draculas Neffe in meinem
Schlafzimmer auf, um auch mich in eine Untote zu verwandeln. Der Biß sollte
laut Drehbuch – wie das in solchen Fällen üblich ist – nur angedeutet sein.
    Preszikow vergaß wieder mal – wie so oft, daß das Ganze
nur eine Rolle ist. Er glaubte wirklich, Draculas Neffe zu sein. Er bohrte mir
seine Zähne in den Hals, daß der Maskenbildner mir nachher gar keine künstliche
Wunde anzukleben brauchte.
    Preszikow ist ein Besessener, wenn Sie mich fragen.
    Man mußte ihn mit Gewalt von mir wegreißen. Die Angst,
die ich während der nachfolgenden Drehtage drehbuchgemäß zu zeigen hatte, war
echt. Preszikow spielte keinen Vampir – er war einer. Nach Drehschluß war alles
vergessen.
    Preszikow war der stille, einfache Mensch, der er immer
ist.
    Man sollte nicht für möglich halten, daß er eine
derartige schauspielerische Energie aufbringt, wenn man ihn sieht.
    Ich habe, ehrlich gesagt, schon Angst vor den Themen, die
O’Neill in Kürze realisieren will.
    Der Stoff des verrückten Persienfan brennt ihm ebenso auf
den Nägeln wie das Thema von Frank Berry. Wir alle, die mit O’Neill zu tun hatten,
haben die Sache miterlebt. Berry ist heute nur noch ein Wrack. Vor zwei Jahren
stand er ganz oben auf der Leiter des Erfolgs. Eine schaurige und eine
scheußliche Geschichte.«

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