Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
– vergiftet, die Leiche zerlegt und stückweise verbrannt
zu haben. Durch einen Zufall war das Verbrechen an den Tag gekommen. Ein
Fachmann war vom Hausmeister damit beauftragt worden, den Kamin nachzusehen.
Dabei war er sowohl im Schornstein als auch im Rohr zum Herd auf Ablagerungen
gestoßen, die ihm verdächtig vorkamen. Da das Städtchen sich die ganze Zeit
schon über die Abwesenheit des Ehemannes von Frau Thormann wunderte, kam das
Gerücht von Mord auf und verbreitete sich mit der rasenden Schnelligkeit einer
Grippeepidemie.
    Frau Thormann wurde festgenommen. Man stellte ihre
Wohnung auf den Kopf, untersuchte die Rückstände und die Knochenreste, und die
kriminaltechnischen Untersuchungen ergaben, daß es sich hier in der Tat um die
Rückstände eines menschlichen Körpers handelte.
    Auch die Giftspuren ließen sich eindeutig nachweisen,
Experten gaben an, daß es Rattengift sei.
    Durch den Verbrennungsvorgang hatten bestimmte körpereigene
Stoffe und das Gift eine neue Verbindung geschaffen.
    Wiederum ein Indiz dafür, daß Irmgard Thormann ihren Mann
im eigenen Herd verbrannt hatte.
    Aber die Angeklagte leugnete die ihr zur Last gelegte Tat
hartnäckig und behauptete, stets nur Ratten im Ofen verbrannt zu haben. Es gäbe
so viele im Haus. Sie hätte Gift ausgelegt.
    Die toten Tiere hätte sie – der Hygiene zuliebe –
verbrannt.
    Eine bessere Form der Vernichtung könnte sie sich nicht
vorstellen.
    Der Prozeß versprach eine Sensation zu werden, und ich
hatte mir vorgenommen, auf keinen Fall meine Zelte hier vorzeitig abzubrechen.
Ich habe eine Nase für gewisse Dinge.
    Und ich hatte auch eine Ahnung, als ich von Heinz Weiland
in Umrissen die seltsame Geschichte des Mannes erfuhr, wegen dem wir jetzt hier
in der Kneipe saßen.
    Es war ein Donnerstag. Ich weiß es noch wie heute, obwohl
dieses Erlebnis auch schon wieder ein paar Jahre zurückliegt.
    Aber ich muß immer wieder daran denken und davon
sprechen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, vom Fall des Jörg Petta, der
von sich behauptete, seine Frau umgebracht zu haben und nie vor ein
ordentliches Gericht gestellt worden zu sein!
    »Ich werde mal ‘rübergehen zu ihm«, sagte ich und schob
den Stuhl zurück. Wir waren die einzigen Gäste in der einfachen Kneipe. Nicht
mal Tischtücher lagen auf den zerkratzten und speckigen Tischen. Der fette Wirt
hockte hinter der Theke und blätterte in einem Magazin mit nackten Mädchen. Er
grinste von einem Ohr zum anderen und schien sich köstlich zu amüsieren. Seine
Gäste und das Geschäft interessierten ihn herzlich wenig. War ein Glas oder
eine Flasche leer, dann warf er zwar mal einen Blick herüber, aber er stand
nicht auf, sondern wartete, bis man ihn rief.
    Ich erhob mich. »Für ein Schnitzel kriegst du alles
haarklein erzählt«, flüsterte Weiland mir noch zu. »Es ist die tollste Story,
die du wahrscheinlich je zu Ohren bekommen wirst. Ich kann mir nicht
vorstellen, daß du irgendwann mal etwas zu hören bekommst, was dies
übertrifft.«
    Ich näherte mich dem Tisch, an dem Petta saß.
    Er war Mitte der Fünfzig, wirkte aber älter. Er trug über
einer zerknitterten Hose, an der man kaum mehr die Bügelfalte erkennen konnte
ein verschwitztes, dunkles Hemd, an dem der Kragenknopf fehlte.
    Die Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, die wulstigen
Lippen waren etwas vorgestülpt, und er redete im Selbstgespräch leise vor sich
hin, griff nach der Flasche, goß sich nach und schüttete den Inhalt des Glases
mit einem Schluck in sich hinein.
    Petta hob den Blick, als der Schatten über seinen Tisch
fiel.
    »Herr Petta?« fragte ich überflüssigerweise.
    »Ja, bin ich.« Er nickte, streckte die behaarte, kräftige
Rechte über den Tisch und reichte sie mir. »Ich bin bekannt wie ein bunter
Hund. Das ist kein Wunder«, lallte er. Seine Augen waren klein und wäßrig. »Ich
bin so etwas wie – wie ein Original, verstehen Sie? Aber das können Sie
natürlich nicht wissen. Sie sind fremd hier? Tourist? Zugezogener? Ich habe Sie
noch nie gesehen.«
    »Ich bin zu Besuch hier. Bei einem Freund.«
    Petta blickte über meine Schulter hinweg zu Weiland. »Ah,
Sie haben mit dem Zeitungsfritzen zu tun?« Er winkte ab. »Der glaubt mir auch
nicht. Und nun wollen Sie aus meinem eigenen Mund hören, wie das alles wohl so
gewesen ist? – Die ganze Stadt hier ist verrückt, verstehen Sie?«
    Er beugte sich nach vorn. Ich roch die Alkoholfahne, die
mir entgegenschlug. Wenn ich mehrmals tief durchatmete, mußte ich

Weitere Kostenlose Bücher