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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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damit
rechnen, ebenfalls einen Rausch zu bekommen.
    Geschickt lehnte ich mich zurück, schlug die Beine
übereinander und tat so, als wollte ich es mir besonders bequem machen.
    »Wieso ist die ganze Stadt verrückt«, fragte ich.
    »Weil sie einen Mörder einfach frei herumlaufen läßt!«
    Er lachte und schlug mit der Faust auf den Tisch. Er gab
sich nicht die Mühe, leise zu reden. Mein Freund Weiland und der Wirt kannten
die Geschichte schon zur Genüge.
    Aber niemand erzählte sie. Das überließ man Petta
persönlich. Vielleicht aus Rücksichtnahme, man war besonders pietätvoll zu ihm.
Vielleicht war es auch eine Art von Mitleid, die man ihm entgegenbrachte. Durch
Weiland jedenfalls hatte ich erfahren, daß die jungen Burschen sich einen Jux
daraus machten, Petta immer wieder die gleiche Geschichte herauszulocken. Sie
zahlten ihm einen Schnaps oder eine Portion Bratkartoffeln mit Spiegeleiern.
Und dann grölten und lachten sie, und Petta sagte nichts mehr, nachdem er
alles, was zu sagen gewesen war, gesagt hatte.
    Er hatte seinen Spitznamen weg. Die einen nannten ihn den
verkannten Mörder, die anderen den Märchenerzähler, und alle waren sich darüber
einig, daß Petta eine Meise hatte. Nun, das war zu verstehen. Immerhin waren
diesem Mann – angeblich –
    zwei Millionen Mark entgangen.
    Und da konnte man schon den Verstand verlieren.
    »Sie glauben mir nicht?« fuhr Petta unvermittelt fort. Er
rülpste und preßte die Augen zusammen.
    »Erzählen Sie mir Ihre Geschichte, dann kann ich mir eine
Meinung darüber bilden«, sagte ich einfach.
    Er hob die Hand, schürzte die Lippen und winkte ab. »So
einfach geht es nicht. Keine Arbeit ist umsonst.«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wir bestellen uns noch
eine gute Flasche, essen etwas dazu und plaudern ausführlich über das, was mich
interessiert.«
    »Sie wollen also genau wissen, wie ich meine Frau
umgebracht habe?« Er wischte sich mit dem Handrücken über die feuchten Lippen.
»Brauchen Sie das Rezept? Es ist nicht für jeden zu empfehlen. In meinem Fall
war es die perfekte Lösung. Ich habe einen perfekten Mord begangen – ich habe
alle Spuren so geschickt verwischt, daß ich selbst nicht mehr in der Lage war,
festzustellen, welche Wege ich eigentlich gegangen war, um eindeutig
klarzumachen, daß ich mit dem, was meiner Frau schließlich zustieß, nicht das
geringste zu tun hatte. Aber an allem ist nur Horstmar schuld, dieser Schweinehund
…«
    »Wer ist Horstmar?« wollte ich wissen.
    »Der Anwalt. Er war mit allem einverstanden. Aber im
letzten Augenblick hat er mich übers Ohr gehauen. Er hat ihr erstes Testament
unterschlagen – und damit meine ganzen Pläne zunichte gemacht.«
    »Sie sollten der Reihe nach erzählen. Ich kann ihnen
nicht folgen, Herr Petta …«
    Er blickte mich an und musterte mich mit seinen
blutunterlaufenen Augen. »Wer sind Sie eigentlich?«
    »Ich heiße Erich Mayberg«, sagte ich.
    »Ist ja auch egal. Aber schließlich muß ich wenigstens
wissen, mit wem ich mich unterhalte, nicht wahr, Herr Mayberg?«
    »Klar, Herr Petta.«
    Der Betrunkene wandte den Kopf Richtung Theke. »Der Herr
Mayberg wollte eine Bestellung aufgeben, Franz.«
    Franz war der Wirt. Aber er hörte nichts. Seine Nase
steckte in dem Magazin. Die nackten Mädchen hatten es ihm angetan.
    »Franz! Hast du gehört?« Franz war plötzlich zahm.
    Wie durch Zauberei lag das dicke Magazin mit den nackten
Mädchen unter einem Stoß alter Tageszeitungen, die er in weiser Voraussicht auf
einem alten Hocker in seiner unmittelbaren Reichweite liegen hatte.
    Amalie erschien auf der Türschwelle des hinter der Theke
liegenden Raums.
    Sie war genau das, was man sich unter einem Hausdrachen
vorstellte. Ein resolutes Weib, mit rauher Stimme, stechenden Augen und einem
verkniffenen Mund. Sie sah aus wie ein General, der seine Truppe inspizierte.
    »Herr Mayberg wollte eine Bestellung aufgeben«, sagte
Franz kleinlaut und im stillen konnte ich verstehen, weshalb dieser Mann hin
und wieder einen Blick in ein Männermagazin warf.
    Wahrscheinlich schockte ihn der Anblick seiner eigenen
Frau so sehr, daß er den verdienten Ausgleich woanders suchte.
    »Mach mir ein großes Schnitzel«, sagte Petta.
    »Zigeunerschnitzel, versteht sich. Mit ‘ner Menge Pilzen
und
    ‘ner gehörigen Portion Zwiebeln, verstanden?«
    Ich nickte, als der Wirt mich fragend anblickte.
    »Mir das gleiche«, sagte ich. Mein Blick fiel auf die
leere Flasche, die Petta vor sich stehen hatte.
    »Und

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