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0570 - Die Stimmen der Qual

Titel: 0570 - Die Stimmen der Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mit dem Schwarm waren allen noch all zu deutlich in Erinnerung. Hier boten sich genügend Ansatzpunkte, wo man einhaken konnte. Oft bis zum Extrem verzerrt, wurde Rhodans Verhaltensweise während der Schwarm-Krise verurteilt, seine Person an den Pranger der öffentlichen Meinung gestellt.
    Die Menschheit, die durch die über zweieinhalb Jahre andauernde geistige Verstümmelung noch nicht zu sich selbst zurückgefunden hatte, wurde von den Slogans der politischen Propaganda hin und hergerissen. Aber selbst jene, die sich ein eigenes Urteil bilden konnten, fanden nicht selten, daß etwas an den gegen Rhodan vorgebrachten Beschuldigungen sein mußte.
    Nun glaubte niemand mehr, daß sich auch diese Wahl zu einem triumphalen Sieg für Perry Rhodan gestalten würde. Die psychologische Auswertung ergab, daß er am 1. Februar immer noch die Sympathie einer Dreiviertelmehrheit besaß. Doch seine politischen Gegner arbeiteten unermüdlich gegen ihn, brachten immer neue Beschuldigungen vor.
    Von Rhodans Popularitätsverlust profitierten hauptsächlich die drei Kandidaten der galaktischen Großparteien: Marschall Bount Terhera von der Solargalaktischen Interessen-Liga, Oberkommandierender der 43. Strategischen Innensektorflotte.
    Merytot Bowarote von der Galaktischen Toleranz-Union, der im Januar dieses Jahres neugewählte Administrator von Terra.
    Munisho Aerce von der Sozialgalaktischen Bürgerrechts-Föderation, neuer regierender Obmann von Plophos; sie war eine der vier Frauen, die für das Amt des Großadministrators kandidierten.
    Die anderen drei Dutzend Kandidaten der in die Tausende gehenden galaktopolitischen Interessengruppen gingen praktisch chancenlos ins Rennen.
    Aber immerhin hatte Perry Rhodan drei ernstzunehmende Gegenkandidaten. Noch nie seit dem Bestehen des Solaren Imperiums war die Wahl des Großadministrators so offen gewesen wie diesmal.
    Milliarden Menschen erwarteten mit Spannung den 1. August.
     
    *
     
    „Ist das ein Empfang!"
    Oberst Carlyon, Marschall Bount Terheras Propagandachef für das Solsystem, sagte es mit vor Erregung vibrierender Stimme.
    Die anderen Offiziere, die die Kommandozentrale der VICTORY bevölkerten, sparten nicht mit zustimmenden Kommentaren. Nur der Mann, dem die Worte gegolten hatten, schwieg.
    Marschall Bount Terhera starrte auf den Panoramaschirm, auf dem der Raumhafen von Terrania zu sehen war. Hunderttausende hatten sich rund um das Landequadrat versammelt, auf dem die VICTORY niedergehen sollte. Drei Dutzend Kamerawagen von Terra-Television und anderen Fernsehstationen standen am Rande der Absperrung; fliegende Kameras zogen ihre Schleifen und begleiteten das achthundert Meter durchmessende Flaggschiff der 43. Strategischen Innensektorflotte. Hunderte von Reportern drängten sich am Rande des Landequadrats und konnten von den robotischen Ordnungshütern nur mühsam zurückgedrängt werden.
    Als die VICTORY auf ihren Teleskopstützen aufsetzte, übertrugen die Außenmikrophone den vielhunderttausendfachen Jubelschrei der Menge.
    „Das ist der Empfang für den zukünftigen Großadministrator!" rief Oberst Carlyon voll Überzeugung. Ein Seitenblick zu Bount Terhera zeigte ihm, daß das Gesicht des Marschalls immer noch ausdruckslos blieb. Der große, schlanke Mann, der die Autorität und die Selbstsicherheit eines sieggewohnten Herrschers ausstrahlte, wandte sich vom Panoramaschirm ab. Ohne jemand Bestimmten anzusehen, sagte er: „Ich glaube, es ist Zeit!"
    Mit diesen Worten marschierte er festen Schrittes auf den Schacht des Antigravlifts zu. Oberst Carlyon blieb an seiner Seite.
    Sie fuhren gemeinsam zur unteren Polschleuse hinunter. Erst als sie allein waren, lockerte sich Marschall Terhera starrer Gesichtsausdruck etwas.
    „Wie ist die Stimmung im System?" erkundigte er sich bei seinem Propagandachef.
    „Sie könnte nicht besser sein", erklärte Oberst Carlyon. „Wir gewinnen mit jedem Tag neue Stimmen. Die Überläufer stammen alle aus dem Lager der Rhodanisten."
    „Wie konnte es passieren, daß der Kandidat unserer Partei bei der Administratorenwahl gegen Merytot Bowarote so jämmerlich abschnitt?" erkundigte sich Terhera scharf.
    „Mit 23 Prozent aller Stimmen war unser Mann besser bedient als erwartet", hielt Oberst Carlyon dagegen. Er warf Terhera einen verstehenden Blick zu. „Das bedrückt Sie also, Marschall? Nun, ich kann Sie beruhigen. Daß Professor Merytot Bowarote zum Administrator gewählt wurde, war ein Verdienst seiner Partei, der Galaktischen

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