0570 - Satans Schergen
durch.«
»Viel Spaß beim Einreißen der Wand«, wünschte Catalyst.
»Wir versuchen es durch einen anderen Gang«, bestimmte Griveton. »Du hast nämlich recht, Caligula. Hinter dieser seltsamen Wand muß sich etwas befinden, das uns der Kerl in Schwarz vorenthalten will. Wenn wir hier nicht durchkommen, probieren wir es von einer anderen Seite her.«
Caligula grinste in den Schatten. »Alle Wege führen nach Rom«, zitierte er.
Sie kehrten um. Catalyst ging voraus.
Während sie sich vorwärts bewegten, versuchten sie sich zu orientieren. Die Katakomben waren ein verwirrendes Labyrinth. Die Hauptstollen lagen zwar parallel zu den Hauptstraßen der Stadt, und ein paar clevere Jungs hatten Schilder mit den Straßennamen angebracht, so daß jeder, der sich hier bewegte, wenigstens annähernd wußte, wo er sich befand.
Aber die unzähligen Nebengänge verloren sich in Abzweigungen und Biegungen. Es war schon vorgekommen, daß Menschen den Weg zurück nicht mehr gefunden hatten und in den düsteren Gängen umgekommen waren.
Hinzu kam, daß sich die Architektur der Stollen ständig änderte. Die »Inspektion der Steinbrüche«, deren Aufgabe es war, die unterirdischen Anlagen zu sichern und zu verschließen, betonierte immer wieder Eingänge zu oder zog Mauern quer durch die Stollen und Schächte. So konnte es den kataphiles passieren, daß sie es heute noch nur ein paar Meter bis zu ihrem Ziel hatten, morgen allerdings schon einen Umweg von mehreren Kilometern zurücklegen mußten.
Andererseits schufen sie sich selbst immer wieder neue Zugänge und Durchbrüche. Es war ein beinahe schon sportliches Wettlaufen zwischen den kataphiles und der Inspektion, die mit dem Zubetonieren der Gänge nichts anderes erreichen wollte, als daß sich die Katakomben-Freaks nicht immer wieder durch das Betreten der unterirdischen Anlagen in Lebensgefahr brachten.
Die sahen jedoch die Gefahr als wesentlich größer an, oben an der Oberfläche einem Verkehrsunfall zum Opfer zu fallen, als hier unten in einem zusammenbrechenden Gang verschüttet und erschlagen zu werden.
»Hier biegen wir ab«, bestimmte Griveton, als sie eine Abzweigung erreichten.
Es war ein Gang, in dem sie sich nur kriechend vorwärtsbewegen konnten. Er schuf eine Verbindung zwischen zwei größeren Stollen.
»Wir müssen auf Troubadour und Blondie warten«, mahnte Caligula.
»Sie wissen ja nicht, wo wir jetzt hingehen.«
Catalyst runzelte die Stirn.
In den letzten Minuten hatte er über den Ursprung des Schwefeldunstes nachgedacht, den er - scheinbar als einziger - wahrgenommen hatte. Er hatte an die beiden anderen gar nicht mehr gedacht.
Aber das hatten Griveton und Caligula bis gerade eben scheinbar auch nicht.
Auf ihrem Weg zurück waren sie bereits an der Stelle vorbei gekommen, an der Caligula das Pärchen vermißt hatte. Die drei Kavernen, in denen sie hätten untertauchen können, hatten sie bereits passiert.
Aber alles war still gewesen.
Doch nicht mal Blondie konnte so verrückt sein, nach dem schrecklichen Leichenfund jetzt hier Verstecken spielen zu wollen.
Hier stimmte etwas nicht!
***
»Er hätte doch auch hier im Château übernachten können«, meinte Nicole, als sie Zamorra ein paar Minuten später in seinem Arbeitszimmer antraf. »Warum hast du ihn um diese Zeit noch fortgeschickt?«
»Ich möchte die Gastfreundschaft nicht mit Gewalt übertreiben. Ich wollte ihn auch nicht Raffael oder William als Beschäftigungstherapie aufs Auge drücken. Die beiden haben genug zu tun.«
»William ist ziemlich niedergeschlagen in den letzten Tagen«, bemerkte Nicole. »Seit Fooly verschwunden ist. Er scheint doch mehr an dem Drachen zu hängen, als ich dachte.«
William war einer der beiden Butler des Hauses - oder besser gesagt: Lady Patricias Butler. Ihm war vor einiger Zeit der kleine Fooly aus dem Drachenland zugelaufen, ein sehr lebhafter Bursche, der sein Elter verloren hatte und daraufhin von Williams mehr oder weniger adoptiert worden war.
Aber das war eine sehr lange Geschichte…
Nach einem Kampf gegen die Unsichtbaren, die Mörder seines Elter, war der kleine Drache nun nicht mehr auffindbar. Er war einfach verschwunden. [1]
Zamorra aber lächelte nun gedankenverloren. »Ich bin sicher, daß Fooly zurückkommt. Der kleine Bursche verschwindet nicht einfach so auf Nimmerwiedersehen. Er erlebt vermutlich seine Sturm- und Drangzeit und streunt auf eigene Faust durch die Umgebung. Wahrscheinlich werden wir in den nächsten Wochen
Weitere Kostenlose Bücher