0570 - Satans Schergen
ein paar hundert Schadenersatzklagen am. Hals haben, weil er hier und da seinen Unfug anstellt.«
Nicole hob die Brauen. »Er wird doch wohl nicht so dumm sein, sich bei diesem Unfug auch noch erwischen zu lassen und Château Montagne als seine Heimatadresse anzugeben. Vielleicht sollten wir eine eidesstattliche Erklärung vorbereiten, in der wir leugnen, Fooly zu kennen.«
»Zur Not werden wir darauf hinweisen, daß er mit seinen über hundert Lebensjahren nach französischer Rechtsprechung vollj ährig ist und für angerichteten Schaden selbst aufkommen muß.«
»Und womit soll er bezahlen?«
»Mit Auftritten im Wanderzirkus«, schlug Zamorra vor. »Aber das ist jetzt nicht unser Problem. Ich versuche gerade herauszufinden, ob es Parallelen zu dem Katakomben-Fall gibt. Vielleicht gibt es Hinweise darauf, mit wem wir es zu tun haben.«
»Du glaubst also dieser seltsamen Geschichte von einem Dämon?«
»Dämon, Schwarzmagier… Erinnerst du dich an unsere ersten Auseinandersetzungen mit der DYNASTIE DER EWIGEN?«
»Vage und ungern. Das liegt schon ein paar Jahre zurück.«
»Während wir uns gemeinsam mit Asmodis mit den Ewigen herumgeschlagen und ihr Sternenschiff zerstört haben, hatte sich der Schwarzzauberer Amun-Re in den Katakomben eingenistet. Er muß dort so etwas wie einen Stützpunkt besessen haben. Eine Sekretärin unseres Freundes Carsten Möbius wäre ihm um ein Haar in die Klauen gefallen, als sie bei einer Touristenführung ein wenig abseits des Weges geriet. Durch sie erfuhren wir davon. Wir haben damals dieses Versteck Amun-Re’s nie finden und ausräuchern können, wir haben allerdings auch nicht sonderlich intensiv danach gesucht, weil der Bursche ja in der verschütteten Blauen Stadt unter dem Eis der Antarktis seine vorerst letzte Ruhestätte gefunden hat und keine Bedrohung mehr darstellt.« [2]
»Glaubst du, daß jetzt jemand dieses Versteck gefunden hat und sich der Magie bedient, die dort vielleicht noch gespeichert ist?«
Zamorra hob die Schultern. »Man kann nie so dumm denken, wie’s kommt. Dagmar Holler, Carstens Sekretärin, berichtete damals, daß die Skelette, die dort unten aufgebahrt sind, zum Leben erwacht wären. Amun-Re’s Magie lenkte sie. Und jetzt wird ein Toter gefunden, der zur Hälfte ein Skelett ist. Ich fürchte, da könnt's Zusammenhänge geben.«
»Die Skelette, hm…«
Nicole überlegte. In den Katakomben lagerten die sterblichen Überreste von etwa sechs Millionen Toten…
Schon die alten Römer hatten die Steinbrüche benutzt, um Kalkstein abzugebauen und daraus Häuser zu errichten. Später dehnte sich die Stadt Paris über diese Steinbrüche aus. Rund 835 Hektar der Metropole erstreckten sich über den unterirdischen Hallen und Gängen.
Später, im Mittelalter, deponierte man in den Hohlräumen die Leichen der auf dem Greves-Platz hingerichteten Verbrecher, weil man ihnen den geweihten Boden eines Friedhofes versagte. Während der französischen Revolution waren die Katakomben dann die einfachste »Entsorgungsmöglichkeit« für die unzähligen Opfer der Guillotine gewesen.
Als Paris sich später unter Napoleon Bonaparte ausdehnte, mußten Friedhöfe den neuen Straßen und Häusern weichen. Die noch vorhandenen Gebeine aus den eingeebneten Totenäckern wurden ebenfalls in die Katakomben geschafft und dort von einem leicht versponnenen Künstler mit einer gewissen Ästhetik aufgeschichtet, wie sie der Besucher heute noch erlebt. Aus Schädeln und besonderen Knochen schuf dieser Künstler sogar Ornamente, die der ganzen Szenerie einen besonders morbiden Touch verleihen.
Auch heute noch wurden die sterblichen Überreste aus eingeebneten Gräbern, wenn die gesetzliche Totenruhe abgelaufen war, in die unterirdischen Kalksteinkavernen geschafft…
Und in dieser bizarren Umgebung fühlten sich jene kataphiles wohl?
So ganz konnte Nicole das nicht nachvollziehen.
Immerhin, die Leute bewegten sich abseits der Totenkammern und der »touristisch erschlossenen« Gänge in den verbotenen und verlassenen Bereichen und hatten sich dort eine eigene Welt geschaffen…
»Jedem Tierchen sein Plaisierchen«, murmelte sie.
Natürlich lag es nahe, angesichts der Skelette und des Leichenfundes vergleichende Schlüsse zu ziehen.
Nicole ließ sich neben Zamorra an dessen hufeisenförmig geschwungenen Arbeitstisch nieder und nahm einen weiteren Monitor in Betrieb.
Insgesamt drei Pentium-Rechner ließen sich parallelgeschaltet einsetzen. Zamorra hatte ein
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