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0571 - Die Legende vom grauen Riesen

0571 - Die Legende vom grauen Riesen

Titel: 0571 - Die Legende vom grauen Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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obwohl das Gefühl geblieben war.
    Gegen zwanzig Uhr entschloß sie sich, ein Bad zu nehmen. Die Türen ließ sie offen. Aus dem Wohnraum hörte sie noch den Fernseher. Irgendwie beruhigte sie dies.
    Sie wartete ab, bis der Schaum fast über den Wannenrand quoll, dann erst zog sie sich aus und stieg in das heiße Wasser, in dem sie sich stets wohl fühlte.
    Lucy streckte sich aus. Wasser spritzte. Wirbel entstanden.
    Zweimal hatte ein guter Bekannter angerufen und sie gedrängt, mit ihm ins Kino zu gehen. Im Moment war der Film »A Fish called Wanda« der große Hit. Lucy hatte jedesmal abgelehnt. Sie wollte einfach nicht zwischen vielen Leuten sitzen und lieber allein bleiben, trotz ihrer immer drückender werdenden Furcht.
    Die Wärme des Wassers tat ihr gut. Sie schloß die Augen und genoß es, umschmeichelt zu werden.
    Bis sie das Zischen hörte!
    Ein Geräusch, das für sie gefährlich klang und sie aus den Tagträumen hervor riß.
    Bisher hatte sie ausgestreckt in der Wanne gelegen. Jetzt zuckte sie so schnell hoch, daß Wellen entstanden und über die Ränder schwappten. Links von ihr klatschte das Wasser auf die Fliesen.
    Woher kam das Zischen?
    Defekte Gashähne konnte es nicht geben. Sie heizte und kochte mit Strom. In ihrer Wohnung stand noch ein kompaktes Nachtspeichergerät.
    Plötzlich dachte sie wieder an ihren Traum. Auch damals hatte sie das Zischen vernommen. Immer dann, wenn sie über den Boden der Insel schritt und bevor sie den Riesen sah.
    Eine schwarze Schlange!
    Die Erinnerung ließ sie zittern. Ja, das Zischen hatte sich angehört, als würde sich eine Schlange in ihrem Bad befinden.
    Regungslos saß sie in der Wanne und starrte nach vorn. Nur nicht nach links in das Zimmer hineinschauen, das traute sie sich einfach nicht zu. Das Wasser hatte sich wieder beruhigt. Über den oberen Teil ihres Rückens rann ein kühler Schauer, der sich bei ihr zu einer Gänsehaut verdichtete.
    Die Spitze der Zunge huschte über die Lippen. Lucy Freeman schmeckte den salzigen Schweiß und glaubte, verrückt zu werden.
    Etwa dort, wo sich ihre Knie befanden, schob sich von außen her etwas über den Rand der Wanne.
    Dick wie zwei aneinandergelegte Finger, aber geschmeidiger und glatter. Der Kopf einer Schlange, die ihr Maul geöffnet hatte und die Zunge vorschnellen ließ.
    Eine giftige Schlange, eine schwarze Mamba. So hatte das Tier in ihrem Traum ausgesehen.
    Lucy wollte schreien, doch das klappte nicht. Irgend etwas drückte ihr die Kehle zu. So war es ihr nicht möglich, auch nur einen Laut über die Lippen zu drücken.
    Die Furcht steigerte sich. Selbst in ihren Träumen hatte sie nicht diese panikartige Angst erlebt. Die Sekunden verrannen langsam – wie in Zeitlupe.
    Die Schlange fand ihren Weg. Es war schon faszinierend anzusehen, wie sie ihren gesamten Körper in die Höhe geschoben hatte und sich nun auf dem handbreiten Rand der Wanne genau auf Lucy Freeman zubewegte. Kein Laut war dabei zu hören. Sie glitt durch die kleinen Wasserpfützen hindurch, als wären diese überhaupt nicht vorhanden.
    Lucy konnte die kleinen Augen sehen. Darin schillerte der Tod in unzähligen Facetten. Einmal grün, einmal schwarz, dann wieder rot, so kam ihr das Leuchten vor.
    Wollte die Schlange ihren Tod?
    Lucy spürte Kälte und Wärme zugleich. Schon jetzt ekelte sie sich vor einer Berührung des Schlangenkörpers, die unweigerlich erfolgen würde, denn das schmale Reptil hatte bereits die Höhe ihres Ellbogens erreicht. Lucys linker Arm berührte den inneren Wannenrand. Er schaute teilweise aus dem Wasser hervor.
    Die schwarze Mamba kroch weiter. Sie hob ihren Kopf an. Im schrägen Winkel drückte sie sich nach vorn und schuf einen ersten Kontakt mit Lucys Haut.
    Die junge Frau saß halbwegs still. Ihr Kopf jedoch zitterte. Das Haar hing als korkenzieherartiges Lockengebilde rechts und links der Wangen nach unten. In den Adern floß Eiswasser, aber kein Blut mehr.
    Ein wenig kitzelnd glitt die Schlange über ihren linken Arm in Richtung Hals.
    Sie ließ die gespaltene Zunge noch einmal vorschnellen und tippte seitlich gegen das Kinn.
    Lucy Freeman erstarrte vor Grauen. So etwas hatte die Frau noch nie zuvor erlebt. Dieser kalte Horror war einfach unfaßbar. Sie konnte nichts gegen einen Angriff der Schlange tun. Auch traute sie sich nicht, die Arme zu bewegen und mit den Händen nach der Schlange zu greifen, die es sich Wohlergehen ließ, an Lucys Hals entlangglitt, sich dann an der rechten Seite um ihn bog und

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